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Nils Busch-Petersen

© privat / Tagesspiegel

Kolumne „In der Lobby“: Stinkt Bargeld?

In Folge 29 unserer Kolumne macht sich der Vertreter des Handelsverbandes Gedanken über die Pläne der Zentralbank EZB, einen digitalen Euro einzuführen.

Eine Kolumne von Nils Busch-Petersen

Im Prenzlauer Berg ein hippes Café – portugiesisches Gebäck. Enkelmitbringsel, durchfuhr es mich. Geduldig in die Schlange gereiht, Vorfreude pur! Moment der Wahrheit an der Kasse: „Bargeld? Nehmen wir hier nicht!“ Ausnahmen? Keine! Geldkarte holen und dann genießen. Auf dem Weg zur Karte hüpft der Finanzzeitgeist neben mir her: „Smartwatch, Mobil, Plastikkarten, so geht das heute! Bargeld? Lol!“

In diesen Tagen sah ich den Zeitgeist wieder, nun zwischen den Zeilen der Berichte über den digitalen Euro, den sich die EZB gerade für uns ausdenkt. Digital verfügbares Zentralbankgeld kann eine interessante neue Alternative sein, aber ein Grund, das Bargeld abzuschaffen?

Ja, Bargeld ist teuer in der Handhabung, anfällig für Geldautomaten-Sprenggangs, gerne zeigt man beschlagnahmte Bündel Schwarzgeld diverser Krimineller in den Nachrichten. Als ob die großen Dinger nicht schon längst unbar gedreht werden, fragen Sie besser nicht bei den Cum-Ex-Clans und ihren Freunden nach, da fehlt leider jede Erinnerung. „Weg mit der Barschaft!“, tönt der Zeitgeist.

Bargeld ist praktisch und effizient

Was ist denn gut an Münzen und Scheinen? Bargeld ist einfach, unkompliziert und diskriminierungsfrei. Es erfordert keinen Kommunikationsaufwand zwischen Zahler und Empfänger. Bares bietet Sicherheit gegen Betrugsabsichten und erfordert keine Bonitätsprüfung – ein effizientes Zahlungsmittel ohne Wartezeiten beim Transfer.

Unbare Zahlungsverfahren brauchen eine zuverlässige und immer erreichbare technische Infrastruktur. Bargeldverkehr ist ein unabhängiges Zahlungsverfahren. Bargeld hätte eine Erfindung der Verbraucherschützer sein können, wofür selbige aber zu spät kamen. Bargeld bietet auch die Option, vertraulich zu zahlen, ohne dass das Geburtstagskind jedes Detail dem gemeinsamen Kontoauszug entnehmen kann.

Und bitte nicht vergessen: Bargeld ist geronnene Freiheit! Wer möchte sein gesamtes Zahlungsgebaren im Zweifel dem Staat einsehbar machen? „Ich habe ja nichts zu verbergen,“ zischt der Zeitgeist. „So fängt Überwachungsstaat an“, entgegnet der erfahrene Ossi.

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