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Langsamer laufen. Im Februar verbrauchten die Berliner elf Prozent weniger Gas als vor einem Jahr.

© picture alliance / Panama Pictures/Christoph Hardt

Keine Staatshilfe für Gaskunden: Gasag senkt Preis unter zwölf Cent

Die geringe Nachfrage macht es möglich: Nach vier Preiserhöhungen in den vergangenen 15 Monaten wird Gas ab Mai günstiger.

Seit Anfang 2022 hat die Gasag viermal die Preise erhöht und die kriegsbedingten Verwerfungen an den Märkten an die Kunden weitergegeben. Jetzt dreht sich der Trend aufgrund der schwachen Nachfrage im milden Winter: Der Berliner Grundversorger reduziert den Arbeitspreis für den Großteil seiner 500.000 Kunden von derzeit 20,12 Cent auf 11,80 Cent ab Mai.

Staatliche Hilfen können dann nicht mehr in Anspruch genommen werden: Die Bundesregierung hat den Preisdeckel für 80 Prozent des Jahresverbrauchs bei zwölf Cent festgesetzt; wenn das Gas teurer ist als zwölf Cent, übernimmt der Staat respektive der Steuerzahler die zusätzlichen Kosten. Für die Energie, die über den 80 Prozent des Vorjahresverbrauchs liegen, bekommt der Verbraucher keine staatlichen Hilfen.

Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine waren die Energiepreise vom März 2022 an kontinuierlich gestiegen. Als dann die Lieferungen durch die Nord-Stream-Pipeline im Sommer erst stockten und dann vollständig ausblieben, erreichte der Gaspreis mit 300 Euro/Megawattstunde im August den höchsten Stand.

Seit Ende 2022 fallen die Preise und liegen nach Angaben der Gasag derzeit bei rund 50 Euro. Mit der nun angekündigten Preissenkung sparen Kunden mit einem Verbrauch von 12.000 Kilowattstunden, was für eine Berliner Durchschnittswohnung veranschlagt wird, um rund 220 Euro pro Jahr. Ob im weiteren Verlauf des Jahres mit weiteren Preisänderungen zu rechnen ist, ließ die Gasag am Dienstag offen.

Riesenaufwand für die Gasag

Über den bevorstehenden Preisschritt informiert das Unternehmen alle Kunden per Brief. Der Gesetzgeber schreibt das vor und setzt dazu eine Frist von mindestens sechs Wochen vor dem Termin. Deshalb erreichen die Schreiben, den 1. Mai betreffend, in diesen Tagen die Verbraucher. Im Krisenjahr 2022 musste sich die Gasag permanent an ihre Kunden wenden, weil sich die Preise änderten und/oder die Politik Antikrisenmaßnahmen anpasste. So wurde ein Gasumlage erfunden und den Gasverbrauchern mitgeteilt, die dann wenig später wieder von der Regierung kassiert wurde.

Von einem „Riesendurcheinander“ ist die Rede bei der Gasag, die mit einer 150 Köpfe zählenden Taskforce die besonderen Umstände in den Griff zu bekommen versuchte. Allen für die Umsetzung der Gaspreisbremse seien 1800 sogenannte Personentage an Arbeitszeit angefallen.

38
Minuten ist die durchschnittliche Wartezeit in der Service-Hotline

Es kam zu Pannen, wie Gasag-Chef Georg Friedrichs einräumt, und der große Informationsbedarf der Kundschaft zeitigte Folgen: Die durchschnittliche Wartezeit in der Service-Hotline ist der Gasag zufolge von einer Minute auf 38 Minuten gestiegen. Der enorme Aufwand für die Umsetzung der politischen Vorgaben hat auch das Jahresgeschäft beeinträchtigt, das leicht unter Plan geblieben sei.

100 Millionen für Dezemberhilfe

Die Bundesregierung hatte entschieden, dass die Abschlagszahlung für Gas im Dezember komplett von der Gemeinschaft der Steuerzahler getragen wird. Das machte im Vertriebsbereich der Gasag rund 100 Millionen Euro aus. Seit März gilt nun die Gaspreisbremse mit der 80-Prozent-Grenze, und zwar rückwirkend ab Januar. Der Gasag zufolge wird sie für das erste Quartal knapp 150 Millionen Euro staatlicher Hilfe beantragen.

Das Berliner Unternehmen gehört den Energiekonzernen Eon, Vattenfall und Engie. Im Zusammenhang mit dem von Vattenfall angekündigten Verkauf der Fernwärme, wozu in Berlin zehn Heizkraftwerke und ein 2000 Kilometer langes Netz gehören, haben sich Eon und Engie mit dem Land Berlin verbündet, um sowohl die Fernwärme als auch den Vattenfall-Anteil an der Gasag zu erwerben. Der schwedische Staatskonzern Vattenfall möchte bis zum Sommer Fernwärme verkaufen. Eine Verknüpfung dieses Geschäfts mit dem Gasag-Anteil hat Vattenfall-Chefin Anna Borg vorerst abgelehnt.

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