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Ein Platz mit bestem Klima, so könnte das Rathaus- und Marx-Engels-Forum nach der Vorstellung von Grün Berlin aussehen.

© RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

„Eine Oase, die wir dringend brauchen“: Freiraum am Berliner Rathausforum wird bald umgebaut

Grün Berlin stellte der Öffentlichkeit am Dienstagabend den Stand der Planung vor. Die Rückmeldungen waren kontrovers.

Nach einiger Verunsicherung, ob die neue schwarz-rote Koalition die Umsetzung des Freiraumkonzepts für das Rathausforum doch noch kippen wird, verbreiteten die Vertreter von Grün Berlin bei einer Informationsveranstaltung am Dienstagabend Zuversicht: „Reicht das Geld? Ja!“, verkündete Ole Hartmann, Bereichsleiter für Freiraum und Infrastruktur bei der landeseigenen Grün Berlin.

Das Unternehmen setzt die Freiraumgestaltung zwischen Fernsehturm und Spreeufer im Auftrag des Landes um. Grundlage ist der Entwurf des Landschaftsarchitekturbüros Stephan Lenzen, der 2021 nach einer umfangreichen Öffentlichkeitsbeteiligung von einer Jury ausgesucht wurde.

Der erste Bauabschnitt – voraussichtlich im Bereich Spreeufer und Marx-Engels-Forum – sei bereits finanziert, berichtete Hartmann. Für die anderen Abschnitte habe die Senatswirtschaftsverwaltung die Finanzierung in Aussicht gestellt. Die Planung sei auf Verwaltungsebene „schon ganz schön weit gediehen“.

Im Herbst 2023 wird es eine Jugendbeteiligung für die Freizeitflächen geben. Ein Jahr später sollen die bauvorbereitenden Maßnahmen beginnen, bis spätestens 2030 soll die Umgestaltung abgeschlossen sein.

Das Rathausforum soll zu einem Erholungsraum mit optimiertem Mikroklima werden. 160 Bäume werden dafür gepflanzt, rund 5000 Quadratmeter Fläche entsiegelt. Ein ausgefeiltes Regenwassermanagment soll dazu führen, dass möglichst viel Niederschlag im Boden versickern kann. Auch das Wasser von den versiegelten Flächen soll nicht in der Kanalisation landen, sondern für Grünflächen und Grundwasser genutzt werden. Im Starkregenfall kann eine Mulde in der Wiese um das Marx-Engels-Forum das Wasser aufnehmen, bis es versickert ist.

5000
Quadratmeter Fläche sollen entsiegelt werden.

Außerdem sieht der Plan vor, das Spreeufer durch Stufen und eine langgezogene Rampe barrierefrei zu erschließen, sodass man sich auf den Terrassen direkt am Fluss aufhalten kann. Ein Wasserspiel zwischen den Stufen und der Spree soll für Abkühlung sorgen. In der Mitte des Forums führt ein mit Wiesen und Wegen gestaltetes Band von der Spree zum Fernsehturm; der Neptunbrunnen in der Mitte bleibt, wo er ist.

Auch Kinder wurden beteiligt

In den Randbereichen sollen sich Bäume und Freitzeitangebote für unterschiedliche Altersgruppen befinden: ein Spielplatz, für den es sogar eine Kinderbeteiligung gab – Schüler einer benachbarten Schule konnten verschiedene Bestandteile im Rahmen eines Spiels miteinander kombinieren; zudem sind Picknickplätze mit Schattendächern, Tischtennisplatten und eine Sitzlandschaft geplant.

Auf letzterer können sich zum Beispiel Jugendgruppen aufhalten. „Viele jugendliche Gruppen sind im Rathausforum unterwegs, haben aber eigentlich kein richtiges Zuhause“, sagte Alexander Bölk, der das Projekt vom Büro Stephan Lenzen aus leitet.

Der Blick von oben auf die künftige Gestaltung des Rathaus- und Marx-Engels-Forums.
Der Blick von oben auf die künftige Gestaltung des Rathaus- und Marx-Engels-Forums.

© RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Der Platz gegenüber des Roten Rathauses wird in ein „Forum für Demokratie“ umgewandelt. Heute sei er „eine etwas überdimensionierte Betonfläche“, erklärte Bölk. Die Fläche des Platzes wird verkleinert und läuft dann aufs Rathaus zu, er wird außerdem ein wenig angehoben, sodass die „Würde der Demokratie gegenüber dem Regierenden im Rathaus hergestellt wird“.

Die Veranstaltung am Dienstagabend diente nicht nur der Information über den Stand der Dinge, sondern bot auch Möglichkeit, sich in die Detaillierung der weiteren Pläne einzubringen. Tatsächlich kam aus dem Publikum viel Lob.

Mehr Aufklärung?

Sehr lebhaft beteiligte sich ein älterer Herr, der zu Beginn der Veranstaltung durch die Reihen gegangen war, um im Namen der AG Stadtmitte der Stiftung Zukunft Berlin eine Stellungnahme zu verteilen: Im Norden des Rathausforums solle ein „Haus der Demokratie“ gebaut werden, in dem „die relevanten demokratischen Institutionen und Nichtregierungsorganisationen ihr Domizil haben“, hieß es in der Stellungnahme.

Grün Berlin informierte interessierte Bürger über den Stand der Dinge des Rathausforums.
Grün Berlin informierte interessierte Bürger über den Stand der Dinge des Rathausforums.

© Teresa Roelcke

Als Sprecher forderte er, die Marx-Engels-Skulpturen sollten wieder an den Rand des Geländes an der Karl-Liebknecht-Straße verfrachtet werden: „Es kann doch nicht sein: Marx und Engels haben fast nichts mit Berlin zu tun. Stattdessen hat die Berliner Aufklärung eine ganz wichtige globale und historisch außerordentlich wichtige Schneise in die Welt gebracht.“ Das Marx-Engels-Forum solle besser zu einem „Platz der Aufklärung“ umgestaltet werden.

Ein anderer aktiver Teilnehmer widersprach dem vehement: Karl Marx habe in Berlin studiert, in der Berliner Arbeiterbewegung große Spuren hinterlassen und insofern viel mit der Stadt zu tun: „Und Marx hat einmal gesagt, man soll die Erde den Nachkommen verbessert hinterlassen.“

Das ernstzunehmen, sei gerade im Klimawandel notwendig. Die Frage, welchen Stellenwert Berlins Mitte hat, müsse man daher wie folgt beantworten: „Es ist eine Oase, die wir dringend brauchen und entwickeln müssen.“

Für dieses Statement erhielt er Applaus aus dem Publikum. Für die Gestaltung des Marx-Engels-Denkmals folge für ihn ein konkreter Vorschlag: Man solle in das Ensemble doch eine Hochbeetgalerie als Lernort für Schüler integrieren, „wo die Fruchtfolge der märkischen Ackerlandschaft abgebildet wird“.

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