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Ein Team, in dem sich alle gleichermaßen akzeptiert fühlen, wird auch mehr leisten.

© IMAGO/Zoonar

Bloß kein „Pinkwashing“ : Berliner Unternehmen müssen Diversität ernst nehmen

Eine Regenbogenfahne aufzuhängen, reicht sicher nicht. Alle Mitarbeiter sollten sich wertgeschätzt und respektiert fühlen.

Von Wolfgang Jockusch

Diversity und Inclusion sind heute mehr denn je zentrale Themen in der Geschäftswelt. Unternehmen erkennen zunehmend den Mehrwert von vielfältigen Teams und setzen auf ein vielfältiges und integratives Arbeitsumfeld. Auch für die Standortentwicklung des Technologieparks Adlershof rückt das Thema Diversity in den Mittelpunkt.

Zahlreiche Studien belegen, dass vielfältige Teams zu kreativeren Lösungsansätzen und innovativen Ideen führen. Das ist nicht überraschend: Unterschiedliche Hintergründe, Perspektiven und Erfahrungen der Mitarbeitenden ermöglichen einen breiteren Blick und fördern den Austausch von Ideen. Ein Forschungsteam, dessen Mitglieder alle den gleichen Hintergrund haben und gleich denken, wird schlichtweg weniger Ideen haben.

Vielfalt ist aber nur die eine Hälfte und reicht allein nicht aus. Wenn Arbeitgeber eine vielfältige Belegschaft haben, ist das ein guter Anfang. Sie müssen aber auch dafür sorgen, dass sich alle Mitarbeitenden gleichermaßen wertgeschätzt und respektiert fühlen. Deswegen wird nicht nur von Diversity gesprochen, sondern von Diversity und Inclusion.

Eine Kultur der Vielfalt im Unternehmen fördert das Betriebsklima

Erst wenn es gelingt, der Vielfalt in einer entsprechend inklusiven Unternehmenskultur einen Rahmen zu bieten, setzt auch der Faktor Nachhaltigkeit ein. Dies wirkt sich positiv auf das Betriebsklima aus und steigert die Zufriedenheit der Mitarbeitenden, was wiederum die Produktivität und Leistungsfähigkeit des Unternehmens fördert.

Dass Unternehmen beim Thema Diversity und Inclusion aktiv werden, zeigen sie gerne auf ihren Internetseiten. Dort wird häufig thematisiert, was das jeweilige Unternehmen aktiv unternimmt, um Diversity und Inclusion nach innen und außen zu gestalten.

Große Berliner Unternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten wie Zalando oder die Berliner Verkehrsbetriebe engagieren sich mit eigenen Programmen und Mitarbeiternetzwerken. Einige richten spezifische Stellen für Diversity-Beauftragte oder sogar ganze Abteilungen ein, die das Thema vorantreiben.

Doch bei näherer Betrachtung ist auch Vorsicht geboten. Nur weil Unternehmen sich in ihrer Außendarstellung vielfältig und inklusiv geben, heißt das noch nicht, dass es von den Mitarbeitenden auch so erlebt wird. Gerade im Pride-Month Juni, in dem es vor allem um die Wahrnehmung der LGBTIQ*-Community geht, werden vielfach Regenbogenfahnen ausgehängt, ohne dass eine echte Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen dieser Mitarbeitenden dahintersteht. Der Verdacht des sogenannten „Pinkwashing“ liegt dann nahe.

Mit dem Technologiepark Adlershof hat der Südosten Berlins in den letzten Jahren eine besondere Anziehungskraft für Unternehmen und Forschungseinrichtungen entfaltet. Für Bessie Fischer-Bohn, Personalleiterin der Wista-Management, ist dabei ganz klar, dass die Rahmenbedingungen für innovationsorientierte Unternehmen vor allem nachhaltig sein müssen.

Es geht auch um den Zusammenhalt von Menschen aus aller Welt

„Nachhaltigkeit bedeutet für uns auch, auf die Vielfalt und den Zusammenhalt der Menschen aus aller Welt zu setzen, die hier arbeiten,“ sagt Bohn. Um diesen Gedanken noch stärker in die Unternehmen am Standort und darüberhinaus zu tragen, lädt die Wista am Mittwoch, 7. Juni, zu einem ersten Adlershofer Diversity-Festival ein.

Wie überall anders auch, eröffnet das Setzen auf Vielfalt den Unternehmen in Adlershof spannende Chancen und Potenziale. Es geht nicht ohne. Wenn eine lebendige Mischung aus Wissenschaft, Technologie und Start-ups entstehen soll, ist Vielfalt ein wichtiger Faktor.

Die Verbindung von Forschung und Wirtschaft schafft eine dynamische und innovative Atmosphäre, in der neue Ideen entstehen und umgesetzt werden. 

Wolfgang Jockusch, Diversity-Experte

In Adlershof bemüht man sich daher um eine substanzielle Auseinandersetzung mit den verschiedenen Aspekten von Vielfalt, weshalb Standortentwicklerin Fischer-Bohn und ihr Team mit dem Diversity-Festival auch ein umfassendes Weiterbildungsprogramm für die ansässigen Unternehmen verbindet.

Für Berlin-Adlershof als Forschungsstandort sind inklusive Unternehmenskulturen besonders wichtig. Zahlreiche Forschungseinrichtungen und Technologieunternehmen sind hier angesiedelt. Die Verbindung von Forschung und Wirtschaft schafft eine dynamische und innovative Atmosphäre, in der neue Ideen entstehen und umgesetzt werden.

Gerade in diesem Umfeld ist es wichtig, auf Vielfalt zu setzen und den Akteuren vor Ort die entsprechenden Ressourcen zu geben. Das Gleiche gilt für Start-ups. Diversity und Inclusion sind nicht nur für etablierte große Unternehmen, die sich eigene Diversity-Beauftragte und -Programme leisten können, ein Thema, sondern auch für kleine.

Daher sind unternehmensübergreifende Initiativen wie das Diversity-Festival Adlershof ein guter Ansatz, um diesen Unternehmen Impulse zu geben. Start-ups zeichnen sich häufig durch ihre kreativen und innovativen Ansätze aus. Wenn Vielfalt von Anfang an in den Kern einer inklusiven Unternehmenskultur integriert wird, sind die Grundlagen für eine nachhaltige Entwicklung gelegt.

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