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Eine S-Bahn am Berliner Bahnhof Ostkreuz.

© picture alliance/dpa/Christoph Soeder

Berliner Sonderweg: Verkehrsverbund will zweites 29-Euro-Ticket beschließen – aber nur für den Bereich AB

Der Verkehrsverbund will noch diese Woche eine abgespeckte Neuauflage des vergünstigten ÖPNV-Tickets auf den Weg bringen. Linke und Grüne kritisieren den SPD-Vorstoß.

Das Ende April ausgelaufene 29-Euro-Ticket für die öffentlichen Verkehrsmittel steht zumindest in Berlin vor einer Wiederauflage. Tagesspiegel-Informationen zufolge soll das auf den Tarifbereich AB begrenzte Ticket zum 1. Januar 2024 wieder für monatlich 29 Euro zu haben sein. Ein entsprechender Beschluss wird aller Voraussicht nach an diesem Donnerstag im Aufsichtsrat des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB) gefasst.

Damit scheint, aller Kritik zum Trotz, der Weg frei für eine vor allem von der SPD um Ex-Regierungschefin Franziska Giffey versprochenen Maßnahme. Im Wahlkampf hatte die Hauptstadt-SPD mit der Verlängerung des Tickets für sich geworben – es war einer ihrer wenigen inhaltlichen Akzente. Später setzte sie das in den Koalitionsverhandlungen mit der CDU durch.

Nach unzähligen, teils zähen Gesprächen mit den brandenburgischen Mitgliedern des VBB-Aufsichtsrates hätten diese ihren Widerstand aufgegeben, hieß es am Mittwoch. Es gebe „keine Problemanzeigen“, formulierte ein Verkehrsexperte aus den Reihen der Berliner Koalition am Mittwoch.

Ein länderübergreifendes, einheitliches Tarifsystem ist eine große Errungenschaft, die nicht für ein teures und unsoziales Wahlversprechen der SPD geopfert werden darf.

Oda Hassepaß, verkehrspolitische Sprecherin der Grünen

Allerdings: Die mutmaßliche Einigung gilt nicht für alle. Wieder eingeführt werden soll das rabattierte Nahverkehrsticket einzig im Tarifbereich AB. Pendler und ÖPNV-Nutzer, die im C-Bereich oder weiter außerhalb der Stadt leben, profitieren nicht von dem im Vergleich zum aktuellen Preis für das Deutschlandticket um 20 Euro vergünstigten Fahrschein. Die Kosten für das Land Berlin werden Schätzungen zufolge zwischen 250 und 300 Millionen Euro liegen.

Kritik von Linken und Grünen

Die Opposition betrachtet den Berliner Sonderweg als Gefahr für die Einheit des Verkehrsverbundes. Während die beiden Berliner SPD-Chefs Franziska Giffey und Raed Saleh bereits vor der entscheidenden Sitzung des VBB-Gremiums von einer Verlängerung des Tickets gesprochen und so für Unmut in der schwarz-roten Koalition gesorgt hatten, sieht der Linke-Verkehrsexperte Kristian Ronneburg den VBB in seiner Existenz bedroht. „Der VBB wird auseinandergerissen durch die gegensätzliche Tarifpolitik Berlins und Brandenburgs bzw. der Brandenburger Kommunen“, sagte Ronneburg. „Es gibt damit faktisch keinen handlungsfähigen und funktionierenden Verkehrsverbund mehr.“

Auch Oda Hassepaß, verkehrspolitische Sprecherin der Berliner Grünen-Fraktion, sieht den VBB durch den Berliner Extraweg bedroht. „Schwarz-Rot gefährdet mit dem Alleingang beim 29-Euro-Ticket nur für den Bereich Berlin AB den Fortbestand des VBB. Das ist völlig inakzeptabel und nicht im Sinne der Fahrgäste. Ein länderübergreifendes, einheitliches Tarifsystem ist eine große Errungenschaft, die nicht für ein teures und unsoziales Wahlversprechen der SPD geopfert werden darf“, sagte Hassepaß.

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