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Polizeieinsatz an S-Bahnhöfen in Berlin.

© Lara Hankeln

Update

Batmanklinge, Bargeld und Bubatz: Polizei sucht nach gefährlichen Gegenständen an Berliner Bahnhöfen

Für eine Nacht sind an Berliner S-Bahnhöfen neben Waffen und Drogen auch gefährliche Gegenstände verboten. Wie kontrolliert die Polizei das und was findet sie?

Von Lara Hankeln

| Update:

Was tragen Menschen in ihren Taschen, wenn sie Bahn fahren? Die Berliner Bundespolizei will das genau wissen und hat daher in der Nacht zu Samstag die Einhaltung des Verbots kontrolliert, gefährliche Gegenstände mitzuführen.

Neben Waffen, die grundsätzlich verboten sind, durfte man auch kein Pfefferspray oder ein Messer mit Klingen ab sechs Zentimetern mit sich führen. Um das zeitlich begrenzte Verbot zu kontrollieren, mischen sich die Beamten unter die Menschen auf Berlins S-Bahnhöfen.

Es dauert nicht lange und die Polizisten fangen zwei Männer auf ihrem Weg durch den Bahnhof ab. Ihre Taschen werden durchsucht, ihre Jogginghosen abgetastet. Die untergehende Sonne würde das Ganze fast zu einem schönen Fotomotiv machen, wäre die Situation nicht ernst.

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Die Einsatzkräfte der Bundespolizei finden Marihuana und ein Pfefferspray, laut Label zur „Tierabwehr“. Ein Pfefferspray dieser Art fällt nicht unter das Waffengesetz, ist aber an diesem Abend Teil der gefährlichen Gegenstände, die die Polizei mittels Allgemeinverfügung verboten hat. Also wird es einbehalten, genauso wie die Drogen.

Eigentlich sind die Einsatzkräfte auf der Suche nach Einhandmessern, Schlagringen oder Cuttermessern. Diese aus dem Verkehr zu ziehen, ist das Ziel: „Damit wir am Ende alle sicherer sind auf den Bahnhöfen“, sagt Thorsten Peters, Sprecher der Bundespolizei. Die Beamten finden bei einem Mann Haschisch und Marihuana, dazu 460 Euro Bargeld. Zum Eigenbedarf beteuert der Durchsuchte; die Polizist:innen sind skeptisch.

Gefunden wird bei den beiden ein Pfefferspray und Marihuana.
Gefunden wird bei den beiden ein Pfefferspray und Marihuana.

© Lara Hankeln

Es wird dunkel draußen, auf den Bahnhofstreppen befinden sich jetzt mehr Gruppen, die auf dem Weg zum Feiern sind, nicht selten alkoholisiert. Es sind weniger Menschen unterwegs, die nach der Arbeit den Heimweg antreten. Das Verbot gilt ab 16 Uhr und wird bis in die frühen Morgenstunden kontrolliert.

Polizisten finden Messer bei Jugendlichen am Bahnhof Warschauer Straße

„Bleibt ihr wirklich bis 5 Uhr morgens?“, fragt ein Imbissmitarbeiter am Bahnhof Warschauer Straße. „Das beruhigt mich sehr.“ Zeitgleich kontrollieren mehrere Einsatzkräfte fünf Jugendliche. Sie reagieren scheinbar gelassen auf die Situation. Entweder haben sie nichts zu verbergen oder sie sind dieses Prozedere schon gewohnt. Bei einem wird dann doch ein Einhandmesser sichergestellt.

Einer der Jugendlichen an der Warschauer Straße hat ein Einhandmesser dabei.
Einer der Jugendlichen an der Warschauer Straße hat ein Einhandmesser dabei.

© Lara Hankeln

Thorsten Peters versucht das hohe Aufkommen von Waffen in dieser Altersgruppe zu erklären: „Manchmal denken gerade die Jugendlichen, dass sie sicherer sind, wenn sie mit einer Waffe herumlaufen. Wir haben auch schon Küchenmesser gefunden, die einfach in die Jackentasche gesteckt werden. Aber das ist ein Irrglaube: Diese Gegenstände machen Auseinandersetzungen für alle gefährlicher.“

Die Häufigkeit, mit der die Polizei bei männlichen Jugendlichen einen gefährlichen Gegenstand findet, gibt der gezielten Kontrolle dieser Altersgruppe eine Rechtfertigung. Gleichzeitig kann eine unbegründete Kontrolle für junge Menschen eine einschneidende Erfahrung sein. Zwei Beispiele aus dieser Samstagnacht zeigen dieses Spannungsverhältnis:

Diese Gegenstände können in Tschechien leicht auf Märkten gekauft werden und gelten dort auch nicht als Waffen.

Polizist der Berliner Bundespolizei

Die Polizist:innen kontrollieren vier Tschechen im Alter von 17 bis 20. Sie finden zwei Teleskopschlagstöcke, zwei Schlagringe und wieder Marihuana. „Diese Gegenstände können in Tschechien leicht auf Märkten gekauft werden und gelten dort auch nicht als Waffen“, so ordnet ein Polizist den nicht ungewöhnlichen Fund ein.

Gegen Mitternacht werden zwei Schlagstöcke und zwei Schlagringe sichergestellt.
Gegen Mitternacht werden zwei Schlagstöcke und zwei Schlagringe sichergestellt.

© Lara Hankeln

Ein sechzehnjähriger Junge mit Rucksack blickt in Richtung der Polizisten, dann läuft er schneller und schaut nervös. Er wird kontrolliert und wirkt überfordert. Ein weiterer Jugendlicher kommt dazu: „Was macht ihr da? Er ist doch noch ein Kind und er hat sowieso nichts dabei!“

Die Situation beruhigt sich, als ein Polizist dem älteren Jungen, der der Bruder des Durchsuchten ist, erklärt, warum heute kontrolliert wird. Als der Rucksack ohne Fund wieder zurückgegeben wird, ruft er den Polizist:innen im Gehen noch zu: „Ich arbeite noch daran, ihn besser zu integrieren.“ Die beiden leben noch nicht lange in Deutschland.

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In dieser Nacht werden viele gefährliche Gegenstände an den Bahnhöfen eingezogen – von selbstgebastelten Dolchen bis zur Batmanklinge. Aber was solche einmaligen Maßnahmen langfristig bringen, das fragen sich auch die Polizist:innen während einer kurzen Pause um Mitternacht am Rande des S-Bahnhofs Warschauer Straße: „Sie kaufen sich dann nächstes Wochenende einfach ein neues Messer“, sagt einer von ihnen.

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