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Berlin gilt als einer der queeren Hotspots Europas. Gleichzeitig kommt es immer wieder zu Attacken und Übergriffen auf die Community.

© imago/Seeliger / imago stock&people

456 Straftaten in Berlin: Gewalt gegen queere Menschen auf Höchststand

Die Berliner Polizei hat im vergangenen Jahr so viele Straftaten wie noch nie gegen queere Menschen erfasst. Ein Großteil der Täter sind junge Männer.

Die Polizei in Berlin hat in den vergangenen Jahren einen stetigen Anstieg von Straftaten gegen sexuelle Minderheiten wie Schwule, Lesben und trans Personen registriert. 2020 seien 377 Straftaten und im vergangenen Jahr 456 Straftaten erfasst worden, heißt es in dem am Montag vorgestellten Monitoringbericht zu trans- und homophober Gewalt. Dies sei der mit Abstand höchste jemals erfasste Wert.

Am häufigsten habe es sich dabei um Beleidigungen gehandelt. Mehr als die Hälfte der Vorfälle ereignete sich in den Abend- und Nachtstunden zwischen 18 und 6 Uhr. Der Bericht beruht auf amtlichen Zahlen der Polizei und der Staatsanwaltschaften, ergänzt um Angaben von Beratungsstellen und Betroffenen.

Berlins Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) betonte in einer Online-Pressekonferenz, die Anzeigenbereitschaft und das Vertrauen in staatliche Stellen habe sich erhöht. „Mit dem Monitoringbericht wollen wir zu einem öffentlichen Bewusstsein beitragen und Betroffene weiter motivieren, Vorfälle zu melden und zur Anzeige zu bringen“, erklärte die Politikerin bei der Vorstellung des Papiers.

Zwei Drittel der trans Personen berichten über Gewalterfahrungen

Laut Bericht sind die ermittelten Tatverdächtigen sogenannter LSBTIQ-feindlicher Straftaten fast ausnahmslos männlich. Zudem seien sie zunehmend unter 20 Jahre alt sowie oft bereits polizeilich bekannt. Auffällig ist die Korrespondenz zwischen häufigen Tatorten queerfeindlicher Gewalt und den Schwerpunkten der queeren Szene in der Hauptstadt. So werden die meisten Straftaten laut Statistik in den Bezirken Mitte, Tempelhof-Schöneberg und Friedrichshain-Kreuzberg begangen – allesamt geografische Zentren der queeren Community.

Besonders häufig von Gewalt betroffen sind in der Hauptstadt offenbar Personen, die sich als trans identifizieren. Laut einer im Bericht zitierten Befragung haben 66 Prozent der interviewten trans Personen in den vergangenen fünf Jahren Gewalterfahrungen gemacht. Erschreckend dabei: Obwohl in den meisten Fällen der berichteten Gewaltvorfälle unbeteiligte Personen zugegen waren, haben diese dem Bericht zufolge nur in sieben Prozent der Fälle eingegriffen, um sich mit den Angegriffenen zu solidarisieren oder sie zu schützen.

Berlin verfügt mit dem mehr als 300 Seiten langen Bericht als einziges Bundesland über ein Instrument, queerfeindliche Hassgewalt detailliert zu untersuchen. (mit epd)

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