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Die Feierlichkeiten zum 200. Jubiläum des Deutschen Galoppsports, erreichten am Wochenende ihren Höhepunkt. 

© IMAGO/Nordphoto

Alte Bäume und Backstein: 200 Jahre Deutscher Galopp im Hoppegarten

Der deutsche Galopprennsport zählt in diesem Jahr 200-jähriges Bestehen. Hinter der östlichen Berliner Stadtgrenze feiert man am Wochenende das Jubiläum.

In Brandenburg suchen die Berliner:innen an heißen Sommertagen oft Erholung beim Baden in den Seen oder beim Spazieren im Wald. Manche aber zieht es wegen der Spannung raus ins Grüne: Gleich hinter der östlichen Stadtgrenze – S 5 Richtung Strausberg Nord – liegt die Galopprennbahn Hoppegarten. Am Wochenende gab es dort etwas zu feiern: 200 Jahre Deutscher Galopp.

Die Festlichkeiten fingen bereits am Freitag im Hotel Adlon an und wurden am Sonnabend und am Sonntag mit den unterschiedlichsten Rennen an und auf der Rennbahn fortgesetzt. Das Highlight: der 132. Große Preis von Berlin oder – wie man als weltgewandter Kenner sagt – der Berliner Grand Prix. Hauptsponsor war ein Immobilienunternehmen.

10.000 Zuschauer:innen interessierten sich für das große Jubiläum. Schon auf dem Weg zur Rennbahn machte sich eine vorfreudig gespannte Stimmung breit. Lockere Grüppchen, bestehend aus Familien mit Kleinkindern oder biertrinkenden Millenials, bewegten sich durch den kleinen Wald von der S-Bahnstation zum Ort des Spektakels.

An der Kasse muss man sich in Hoppegarten entscheiden: Will man viel vom Rennen sehen und einen Sitzplatz haben oder will man eher übers Gelände flanieren und beim Rennen mit den Stehplätzen vorliebnehmen? Die Preise reichen von 12 bis 50 Euro.

Mit dem Ticket in der Hand eröffnet sich einem ein weitläufiger, mit Kies belegter Platz im Schatten eines großen Backsteingebäudes. Zwischen alten Bäumen und hölzernen Wettbuden sind Bierbänke und -tische aufgebaut, dazwischen befinden sich Essens- und Getränkewagen. Das Ganze erinnert an eine Kirmes oder ein Volksfest.

Das gilt auch für das Kinderprogramm: ein sehr kleines Riesenrad, Ponyreiten und Souvenirstände. Bis auf die huttragenden Besucherinnen erinnert an dieser Stelle nichts an mondäne Orte wie Baden-Baden, Ascot oder das Hippodrome de Longchamp in Paris.

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Plötzlich aber springen die Leute auf, man hat es eilig und strömt ins Backsteingebäude oder drumherum. Dahinter eröffnet sich einem die große, grüne, von Wäldern gesäumte Rennbahn – und erst hier erkennt man, dass das Backsteingebäude die große Tribüne ist, in welcher sich die Logen für die Besucher:innen befinden, die ein bisschen tiefer in die Tasche gegriffen haben. Alle anderen versammeln sich auf den sogenannten Sattelplätzen, also einer Wiese vor der Rennbahn.

Sportlicher Höhepunkt war der Westminster 132. Große Preis von Berlin.
Sportlicher Höhepunkt war der Westminster 132. Große Preis von Berlin.

© IMAGO/Galoppfoto

Ein Moderator heizt die Stimmung an. Wettfreunde schauen abwechselnd auf ihre Tippzettel und die großen Leinwände hinter der Rennbahn. Die Musik und das aufgeregte Gerede der Gäste enden mit dem Startschuss, jetzt hört man bloß noch den Moderator. Die Pferde und ihre Jockeys sieht man von den Stehplätzen nur auf der Leinwand. Nach einigen Minuten biegen sie in die Zielgerade ein, vorbei an den Zuschauern, die jetzt jubeln, schreien und winken.

Und schon ist es vorbei und es heißt, sich das Warten auf das nächste Rennen zu verkürzen, indem man seinen Gewinn einlöst oder sein Glück noch einmal versucht. Die glücklichen Gewinner:innen oder die traurigen Verlierer:innen können dabei ihre Wettobjekte aus nächster Nähe, auf einem Gelände neben dem großen Biergarten. bewundern. Hier werden die Pferde an den Zuschauer:innen vorbeigeführt oder aufgewärmt, bei 32 Grad im Schatten.

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Eine erlesene Minderheit hat einen besseren Blick auf das Geschehen und muss sich nicht bewegen. In einem alleinstehenden kleineren Gebäude hinter den Ställen, direkt vor der Start- und Ziellinie, befindet sich der exklusive Rennclub. Hier kommen nur VIPs oder Club-Mitglieder hinein. Am Sonntag waren das unter anderem Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, dieses Mal Schirmherrin des Grand Prix, und ihr Vor-Vorgänger Klaus Wowereit.

Sieger James Doyle, die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, Rennbahn-Inhaber Gerhard Schöningh und Inhaber der Westminster Unternehmensgruppe Marian Ziburske.
Sieger James Doyle, die Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey, Rennbahn-Inhaber Gerhard Schöningh und Inhaber der Westminster Unternehmensgruppe Marian Ziburske.

© IMAGO/Nordphoto

Die illustre Gesellschaft sitzt im Schatten von Sonnenschirmen oder geräumigen Logen an eingedeckten Tischen, trinkt Champagner oder Aperol-Spritz und lässt allerlei feine Speisen servieren.

Die Regierende Bürgermeisterin aber muss zwischendurch noch einmal arbeiten und den Grand-Prix-Sieger James Doyle ehren. Sein Wallach namens Rebel’s Romance gehört einem Scheich: dem Herrscher von Dubai.

Tobias Langley Hunt

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