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Verena Friederike Hasel.

© Doris Spiekermann-Klaas

Zeitung im Salon mit Verena Friederike Hasel: „Ab morgen bin ich eine gute Mutter“

Dieses Kind ist nicht mein Kind: So fühlt sich Mutterschaft an für Nina, die Ich-Erzählerin in Verena Friederike Hasels Roman "Lasse". Auf packende Weise erzählt die Autorin von einer Beziehung, die auf fatale Weise scheitert.

Es muss eine Verwechslung gegeben haben. Es muss ein Irrtum sein! Dieses Kind, das jetzt neben Nina liegt, kann nicht das Kind sein, das sie soeben geboren hat. Es fühlt sich so fremd an, ist dick und plump und eher hässlich. Ihr wirkliches, eigenes Kind, das sie „Lasse“ nennen wollte, auf das sie sich so sehr gefreut hat, mit dem sie in der Schwangerschaft Gespräche geführt, für das sie so viele Bücher gelesen hat, es muss woanders in der Klinik sein. Aber wo?

Die Ich-Erzählerin in Verena Friederikes Hasels Roman „Lasse“ wird das dicke, hässliche Baby, ihr biologisches Kind, innerlich nicht annehmen, und konsequenterweise wird sie es auch nicht „Lasse“ nennen. „Felix“ sagt sie zu dem kleinen Wesen, und das klingt wie ein Peitschenschlag verglichen mit dem zungenschmeichelnden „Lasse“. Ihre Empfindungen sind ganz anders als sie es erwartet hat und ganz anders als es in den Büchern über Schwangerschaft, Geburt, Babypflege steht. Da ist kein Liebesimpuls, keine Zärtlichkeit, höchstens Pflichtgefühl: „Ich muss ihn endlich mal streicheln und wiegen, muss ihm etwas vorsingen und ihn küssen.“

Ein "Sog, dem man sich schwer entziehen kann"

Verena Friederike Hasel arbeitet als Reporterin und Autorin für den Tagesspiegel und DIE ZEIT. Sie hat selbst drei Töchter, „Lasse“ (Ullstein Verlag, 208 Seiten) ist ihr erster Roman. Dass Verena Friederike Hasel, neben Drehbuchschreiben, auch Psychologie studiert hat, ist im Roman spürbar, ihre Heldin ist lange vor Schwangerschaft und Geburt labil und bedürftig, immer auf der Suche nach jemandem oder etwas, das die Leere in ihr ausfüllt. Der Vater des Kindes, der nie mit ihr zusammen sein wollte, fühlt sich von ihr verfolgt und belästigt, die anderen Mütter in Prenzlauer Berg gehen in ihren Babymassage-Kursen auf, und Nina bleibt allein mit Felix in dem Mietshaus zurück, aus dem ihre Freunde ausziehen, da die Wohnungen in Eigentum umgewandelt werden. Sie nimmt sich vor, „ab morgen“ eine gute Mutter zu sein. Doch bis zum unglücklichen Ende gelingt es ihr nicht, sich Hilfe zu holen.

Die Ich-Erzählung entfaltet einen „Sog, dem man sich als Leser schwer entziehen kann“, heißt es in einer Rezension des Münchner Merkurs, und die WELT lobt: „Dieses Buch entschuldigt nichts, aber es erschüttert sehr.“ Im Tagesspiegel-Salon wird Verena Friederike Hasel aus ihrem Roman lesen und mit Kultur-Redakteur Kai Müller über Wahnsinn und Glück des Kinderkriegens sprechen. D.N.

Zeitung im Salon mit Verena Friederike Hasel, Montag, 16. November, Beginn 19.30 Uhr, Eintritt inkl. Sekt und Snack 14 Euro, zur Anmeldung.

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