zum Hauptinhalt
Pflanzenglück. Alexander von Humboldt beim Botanisieren – dargestellt auf einem Gemälde von Friedrich Georg Weitsch aus dem Jahr 1806.

© Wikipedia

Zeitung im Salon am 16. April: Nur hier ist die Welt grün

Zur Einstimmung aufs Humboldt-Jahr: Dorothee Nolte liest Anekdoten, drei Museen präsentieren ihr Programm zum Werk des Naturforschers

„Wie glücklich bist du, diese undurchdringlichen Wälder am Rio Negro, diese Palmenwelt NICHT zu sehen“, schrieb Alexander von Humboldt aus Mexiko an den Botaniker Carl Ludwig Willdenow nach Berlin. „Es würde dir unmöglich scheinen, dich nochmals an einen Kienenwald (Kiefernwald, d. Red.) zu gewöhnen.“ Die Natur in Preußen erschien dem großen Reisenden im Vergleich als eine einzige Sandwüste. Apodiktisch verkündete er seinem Freund und Lehrer: „Nur hier, in dem tropischen Teile von Südamerika, ist die Welt recht eigentlich grün.“

Willdenow, der damalige Direktor des Berliner Botanischen Gartens, hatte das Interesse für Pflanzen bei Humboldt überhaupt erst geweckt. Im Botanischen Garten sah der junge Alexander zum ersten Mal Palmen, und da „erwachte in mir ein unendlicher Hang nach dem Anschauen fremder Produkte. In drei Wochen war ich ein enthusiastischer Botanist.“ Seinen Traum, Welten jenseits von Europa zu erkunden, konnte er erst gut zehn Jahre später bei seiner großen Amerikareise (1799–1804) wahrmachen.

Abenteurer und Netzwerker

Zum 250. Geburtstag des Forschers, Abenteurers und Netzwerkers gibt es zahlreiche Aktivitäten in Berlin. Bei einem Tagesspiegel-Salon am 16. April können sich die Gäste aufs Humboldtjahr 2019 einstimmen: Redakteurin Dorothee Nolte liest aus ihrer neuen Biografie „Alexander von Humboldt – Ein Lebensbild in Anekdoten“. Dazu präsentieren Patricia Rahemipour (Botanischer Garten und Museum), Ferdinand Damaschun (Naturkundemuseum) und Jan Mende (Stadtmuseum) die Planungen ihrer jeweiligen Institutionen. Die Moderation des Abends übernimmt Feuilleton-Chef Rüdiger Schaper, Autor der Humboldt-Biografie „Der Preuße und die neuen Welten“.

Für Dorothee Nolte, die bereits ein Buch über Wilhelm von Humboldt und das Hörbuch „Die Humboldts“ veröffentlicht hat, ist es faszinierend zu sehen, an wie vielen Orten in Berlin Alexander von Humboldt Spuren hinterlassen hat. „Wer sich mit ihm beschäftigt, lernt die Berliner Wissenschafts- und Museumslandschaft neu kennen“, sagt sie. In ihrem Buch legt sie den Schwerpunkt aber eher aufs Unterhaltsame, auf den „Spötter“ Alexander von Humboldt.

Die Paranuss hing zu hoch

Von Amerika aus schickten Humboldt und sein Begleiter Aimé Bonpland kistenweise getrocknete Blätter, Blüten, Knospen, Früchte mitsamt Beschreibungen nach Europa. Über 3000 sogenannte Herbarbelege sind noch im Botanischen Museum vorhanden, darunter zahlreiche Erstbeschreibungen. „Humboldt und Bonpland haben als Erste mit einem wissenschaftlichen Plan gesammelt“, sagt Patricia Rahemipour, Leiterin der Abteilung Wissenskommunikation des Botanischen Museums und Leiterin des Botanischen Museums. „Sie haben nicht nur einfach Pflanzen mitgenommen, sondern auch genau notiert, wo und in welchem Zustand sie die Pflanzen gefunden haben.“

Nicht immer ließ sich der hohe wissenschaftliche Anspruch einlösen: Vom Paranussbaum etwa konnte Humboldt nur ein Blatt schicken, denn Blüten und Knospen hingen zu hoch – „und er konnte die Einheimischen nicht überzeugen, sie ihm herunterzuholen“. Humboldts und Bonplands Sammeltätigkeit wird der Botanische Garten ab September in einer Hörausstellung - jeweils ein Objekt mit einem Podcast - präsentieren. Die Ausstellung wird in einer Art Sammlerzelt in einem Bauwagen untergebracht sein, der künftig auch an anderen Orten in der Stadt zu sehen sein wird.

Der größte Goldnugget Russlands

Das Naturkundemuseum besitzt über 1000 Minerale und Gesteine, die Humboldt von seiner Amerika- und seiner Russlandreise 1829 mitgebracht hat. Eine Auswahl davon wird ab Mitte Juni im Mineraliensaal gezeigt und besonders hervorgehoben werden. „Wir können Humboldts gesamte 70-jährige Sammlungstätigkeit abbilden“, sagt Ferdinand Damaschun, langjähriger Ausstellungsleiter im Naturkundemuseum und Ko-Herausgeber eines Buchs zu Humboldts Sammlungsstücken, das im Juni erscheinen wird. „Wir haben Stücke aus seiner Studienzeit in Freiberg bis hin zu Geschenken, die er im Alter erhalten hat, etwa eine vergoldete Gipskopie des größten Goldnuggets aus Russland.“

Auch das Stadtmuseum verfügt über Hinterlassenschaften Humboldts – im Knoblauchhaus steht zum Beispiel das Bett aus seiner Wohnung in der Oranienburger Straße. Ab dem 21. Mai wird Ausstellungskurator Jan Mende dort bei Führungen unter dem Titel „Tropisch warm – Zu Hause bei Alexander von Humboldt“ erzählen, wie der große Gelehrte im Alter in Berlin wohnte. Übrigens lebte er zur Miete und zeitweise in der Sorge, die Miete nicht bezahlen zu können – ganz wie viele Berliner heute.

Zeitung im Salon mit Ferdinand Damaschun, Jan Mende, Dorothee Nolte, Patricia Rahemipour, Rüdiger Schaper. 16. April, 19 Uhr, Eintritt inkl. Sekt und Snack 18 Euro. Zur Anmeldung.

Der Tagesspiegel bietet im Mai und im Juli eine viertägige Busreise auf Alexander von Humboldts Spuren durch Sachsen, Franken und Thüringen an.

BUCHVERLOSUNG

Wir verlosen Exemplare des Buchs. Mitmachen können Sie bis zum 26. März hier.

Zur Startseite