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Der Tisch "Colour Wood Dining 95" hat 15 Ecken, der besonderer Pfiff ist die transparent bedruckte Tischplatte.

© Karimoku New Standard

Karimoku New Standard: Hightech auf dem Holzweg

Was passiert, wenn Roboter ein Handwerk gemeinsam mit Menschen verrichten? Neue Standards entstehen - wie bei Karimoku aus Japan.

Karimoku kennt jeder in Japan. Das Familienunternehmen ist dort der größte Holzmöbelhersteller und produziert seit dem 17. Jahrhundert. Kein Wunder, dass die Familie über ein exzellentes Wissen in Sachen Holzverarbeitung und eine lange Tradition verfügt. Seit 70 Jahren werden die Möbel industriell in Fabriken angefertigt.

Neben der eigenen Produktion hat Karimoku auch Holzteile für Toyota-Nähmaschinen hergestellt und in den 60er Jahren als Zulieferer für internationale Möbelfirmen gearbeitet.

Doch die alternde japanische Gesellschaft lässt den einheimischen Markt schrumpfen. Um neue Kunden zu erschließen, ging Karimoku 2009 mit jungen Produkten auf den Markt: Karimoku New Standard war geboren.

Bei Karimoku wird Holz farbig bedruckt

Die neue Marke bricht mit den alten Standards, verwendet nur noch japanisches Holz wie japanische Eiche und Kastanie. Während die übrigen Möbel von Karimoku inhouse entworfen werden, arbeitet das neue Label, das gerade mal ein Prozent des gesamten Sortiments ausmacht, mit jungen internationalen Designern zusammen. Auf der Internationalen Möbelmesse in Köln zeigte Karimoku New Standard neben Wohnaccessoires nun erstmals auch ein Sofa.

Die Produkte sind schon sehr speziell, denn sie verbinden Hightech mit uralter handwerklicher Präzision. Typisch für den Pioniergeist der jungen Marke ist die Produktfamilie „Colour Wood“ des niederländischen Designerduos Stefan Scholten und Carole Baijings, das 2000 Scholten & Baijings, Studio for Design gegründet hatte.

Man kennt Holz im Naturzustand, gebeizt oder gelackt. Doch Scholten & Baijings bringen es fertig, mithilfe des Know-hows von Karimoku das Material farbig zu bedrucken, ohne dass es bedruckt aussieht. Man fährt mit dem Finger über die glatte Tischfläche und wundert sich, wie das Punktemuster auf die Platte kommt. Es ähnelt einer transparenten Decke: Das Muster ist so raffiniert aufgebracht, dass man keinen Farbrand sieht und keine noch so kleine Erhebung spürt. Das Aufgedruckte scheint organisch mit der Platte verwachsen zu sein.

Wie die Holzkünstler die Rundungen hinbekommen, bleibt ihr Geheimnis

Der Tisch „Colour Wood Dining 95“ hat 15 Ecken und damit 14 Seitenkanten, er ruht auf einem Fuß, der an ein Fass erinnert. Auch hier formen die einzelnen Latten wie Fassdauben den Korpus. Der Tisch ist leicht zu demontieren und zu transportieren. Die runden Tupfer lassen die Originalholzfläche durchscheinen, während der Rest wie mit einem Gazeschleier bedeckt ist. Dennoch kommt man nicht hinter das Geheimnis des Möbels.

An der Sitzschale von "Colour Stool" kann man die Frästechnik gut studieren.
An der Sitzschale von "Colour Stool" kann man die Frästechnik gut studieren.

© Karimoku New Standard

Ebenso faszinierend kommt der „Colour Stool“ daher. Der farbige Hocker hat eine massive, leicht gebogene, abgerundete Sitzfläche, die ein Netzwerk aus gefräster roter Linien durchzieht. Die perfekt verarbeiteten Kanten sind reinste Handschmeichler. Roboter verrichten die ersten groben Schleifarbeiten. Dann werden die Linien gefräst, mit Farbe besprüht und schließlich von Hand immer wieder geschmirgelt, bis die Farbe nur noch in der hauchdünnen vertieften Linie übrig bleibt. Die Unterseite des Hockers sieht organisch aus. Weiche Rundungen und die Verankerung der vier Hockerbeine strahlen Eleganz und Leichtigkeit aus. Wie die Holzkünstler diese schwungvollen Linien hinbekommen, bleibt wohl ihr Geheimnis.

In der gleichen Frästechnik haben Scholten und Baijing ihr Set von drei verschieden großen hölzernen Serviertellern gefertigt. Auch die fühlen sich einfach gut an. Die beiden größeren Teller haben jeweils eine asymmetrisch angelegte runde Vertiefung, was später das Stapeln erleichtert. Die Oberflächen sind in verschiedenen Farben lieferbar. Ähnlichkeit mit dem Fuß der Tische haben Gefäße in unterschiedlicher Größe mit den charakteristischen senkrecht verlaufenden 16 Holzlatten. Jedes Gefäß hat einen Deckel mit einer dekorativen Lederschlaufe als Griff. Ein horizontaler Farbstreifen sorgt für das gewisse Etwas. Mit dieser Kollektion haben Stefan Scholten und Carole Baijings Akzente gesetzt, die die neue Philosophie von Karimoku New Standards bestens auf den Punkt bringen.

Das "Castor"-Sofa erinnert an Le Corbusiers Design

„Konfrontation gebärt Fortschritt“ ist das Credo des Schweizer Designertrios Big Game, das 2004 von dem Schweizer Grégoire Jeanmonod, dem Belgier Elric Petit und dem Franzosen Augustin Scott de Martinville in Lausanne gegründet wurde. Für Karimoku New Standard haben sie die Kollektion „Castor“ entworfen. Ein Sofa, ein Sessel, Stühle, Hocker und verschiedene Tische gehören dazu. Blickfang ist das rustikal-elegante Sofa mit seiner leicht nach hinten gekippten Sitzfläche und gespreizten Beinen.

Die Erinnerung an Le Corbusiers legendäres "Grand Comfort Sofa" ist gewollt, das Sofa von Big Game spielt mit dem Vorbild.
Die Erinnerung an Le Corbusiers legendäres "Grand Comfort Sofa" ist gewollt, das Sofa von Big Game spielt mit dem Vorbild.

© Karimoku New Standard

Die Erinnerung an Le Corbusiers legendäres „Grand Comfort Sofa“ ist gewollt – nur dass dieser Designklassiker streng rechtwinklig und kubisch angeordnet ist. Frontal sieht das „Castor“-Sofa sehr klassisch aus: zwei Sitzpolster, zwei Rückenpolster, gepolsterte Seitenlehne. Das Ganze wird von einem massiven, aber auch wieder leichten Holzgestell gehalten. Vier dicke runde Stäbe stützen die Rückenlehne und schwingen in einer perfekten Rundung zu den zwei Stäben, die die Seitenlehne halten und einem geschwungenen Geländer gleichen. Die gespreizte Holzkonstruktion relativiert das Wuchtige des Polsters und verleiht dem Möbel trotz aller Schwere eine gewisse Leichtigkeit. Passend dazu gibt es einen Einsitzer als Sessel – beide Möbel können gut frei im Raum stehen – und einen Hocker für die Füße.

Auch ein neuer Hocker gehört zur Kollektion

Zur Kollektion gehören auch verschiedene Tische, rechteckig und quadratisch, hoch und tief. Die runden Tischbeine sind jeweils über Kreuz miteinander verbunden, auf diesem Kreuz liegt eingelassen eine Tischplatte mit abgerundeten Ecken. Die Beine bleiben oben deutlich sichtbar. Neu ist jetzt noch der „Castor Stool plus“ hinzugekommen. Der Hocker, dessen runde Platte ebenfalls auf den gekreuzten vier Beinen ruht, ist ein Update des „Castor Chair“.

Zur Serie "Castor" von Big Game gehört auch der "Castor Stool plus", ein Hocker mit der typischen Kreuzverbindung der Beine.
Zur Serie "Castor" von Big Game gehört auch der "Castor Stool plus", ein Hocker mit der typischen Kreuzverbindung der Beine.

© Karimoku New Standards

Den „Castor“-Stuhl gibt es in zwei Varianten. Einmal klassisch mit leicht nach hinten geneigter und gewölbter Rückenlehne und schräg gestellten Beinen. Zum anderen als bequemer „Low Chair“ mit einer breiteren Rückenlehne und Sitzfläche, die zum Relaxen einladen. Eine kleine pfiffige Variation aus dem Castor-Programm ist außerdem „Castor Shelf“. Bei diesem Regal mit zwei Böden sind die Beine zur Hälfte in die Platten eingelassen.

Karimoku New Standards zeigt eindrucksvoll, wie man uralte handwerkliche Tradition mit modernster Technik und zeitgenössischem Design versöhnen kann.

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