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Die Brüder Loehr schätzen klare Farben und Formen wie bei den Beistelltischen "Umbra" und "Tangra".

© Stefan Hoederath

Gebrüder Loehr: Ein Team für satte Farben

Viele Möbel der Brüder Loehr wirken wie architektonische Miniaturen. Die drei jungen Leute gründeten 2015 in Berlin einen modernen Familienbetrieb.

Das Geschäft des Produktdesigners ist in der Regel ein mühsames: Sofern er nicht in einer großen Firma angestellt ist, muss er Unternehmen von seinen Entwürfen überzeugen, Gespräche führen, Prototypen bauen, um dann vielleicht doch zu erfahren, dass das Produkt nicht ins aktuelle Sortiment passt.

Dieser konventionelle Weg fühlte sich für David Loehr und seine Brüder Julian und Leon schon von Anfang an gedanklich so zäh an, dass sie sich für den direkten Weg entschieden: Die Entwürfe kommen von den Produktdesignern David und Julian. Betriebe in der Region stellen die Möbel her und Bruder Leon kümmert sich um den direkten Vertrieb und alles Geschäftliche.

Auch wenn sich die Brüder schon immer nahe standen, hätten sie vor zehn Jahren wahrscheinlich nicht gedacht, dass sie mal zusammen ein Label gründen würden, um Designermöbel herzustellen. Damals wohnten die gebürtigen Hamburger noch in ganz Deutschland verstreut. Erst Berlin führte sie 2015 wieder an einen Ort zusammen. Inspiriert durch viele kleine Labels in der Stadt fanden sie dann auch den Mut für die Selbständigkeit.

Nicht fürs Lümmeln gedacht

Im legendären Oscar-Niemeyer-Haus im Berliner Hansaviertel stellte die Gebrüder Loehr GmbH im November 2017 ihre neue Kollektion vor. David Löhr war selbst überrascht, wie gut sich die schlichten Möbel in dem Architekturdenkmal von 1958 ausnahmen. „Unsere Möbel hatten eigentlich schon immer einen starken architektonischen Bezug“, sagte er auf der Veranstaltung. „Wir denken – bewusst oder unbewusst – bei jedem Entwurf den möglichen Kontext mit und überlegen, wie man unsere Objekte im Raum nutzen kann.“

Viele Möbel der Brüder Loehr wirken wie architektonische Miniaturen. So folgt der Tisch „Neo“ mit seiner sichtbaren Stahlrohrkonstruktion der Ästhetik der niederländischen De-Stijl-Bewegung. Seine Tischplatte wird in schwarzem Linoleum, mehrschichtigem Laminat oder Eichenfurnier angeboten.

Der Sessel "Euclides".
Der Sessel "Euclides".

© Stefan Hoederath

Auch in Sesseln und Sofas findet sich diese klare Formsprache wieder. Die Möbel sind vor allem für halböffentliche Räume wie Wartebereiche oder Lobbys gedacht. Die minimale Polsterung animiert zum aufrechten Sitzen, fürs Lümmeln sind sie nicht gedacht. Allerdings sind bei den neuen Entwürfen auch farbenfrohere Objekte dabei, die man sich auch in privaten Wohnzimmern vorstellen kann. Mehrere Designpreise gewann die von Julian Loehr entworfene Serie „Faber“ aus massivem Eichenholz mit Hocker, Beistelltisch, Bistrotisch und Barhocker. Sie steht unter anderem in einem Designhotel in Malmö. Auffallend ist das charakteristische Untergestell, inspiriert von nordischem Fachwerk.

Ihre Möbel stehen im Sonos Concept Store

Bei der Fabrikation setzen die Gebrüder Loehr auf regionale Produzenten: Holzarbeiten vergeben sie nach Brandenburg und Metall wird im Harz und in Thüringen bearbeitet. Die pulverbeschichteten Stahlbleche für die neue Regalserie „Newton“ lassen die Loehrs in Berlin falten. Sie bringt an der Wand entweder alleinstehend als Display oder im Verbund Lieblingsstücke zur Geltung. Die neuen farbintensiven Stoffe liefert das dänische Label Kvadrat.

Eines ihrer neusten Projekte ist der Concept Store des Soundspezialisten Sonos. In der Nähe des Hackeschen Marktes betreibt der US-Hersteller von Lautsprechern und Soundsystemen aus dem kalifornischen Santa Barbara seit Ende April 2018 einen Showroom mit Eventspace und Ausstellungshalle.

Wie bereits in New York und London bindet der Store auch in Berlin gezielt die lokale Kulturszene ein: Die abgeschlossenen „Listening-Rooms“ ließen die Innenarchitekten von Sonos von einer Berliner Grafikerin und einem Künstlerduo gestalten, in der Lounge sitzen die Kunden auf Möbel der Gebrüder Loehr. Sie sind wie gemacht für diese Mischung aus privatem Ambiente, das der Showroom transportieren soll und dem halböffentliche Setting.

Für ihre Möbel konnten sich die drei Designer inzwischen auch über zahlreiche Auszeichnungen freuen: Zeitgleich mit dem Launch ihrer neuen Kollektion bekamen beide ihrer bei den Iconic Awards 2018 eingerichteten Produkten die höchste Auszeichnung: Das Regal „Newton“ und die Bank „Plato“ gewannen jeweils einen Preis in der Kategorie „Innovative Interior – Best of Best“. Die Wahl-Berliner werden in Zukunft sicher noch mehr von sich hören lassen.

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