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Events in der ganzen Stadt. Die temporäre Ausstellung vor dem Roten Rathaus ist nur ein kleiner Teil des ganzjährigen Wissenschaftsprogrammes.

© Harf Zimmermann

Zugängliche Forschung: Großes Wissenschaftsfestival startet in Berlin

Die Event-Ausstellung "Wissensstadt Berlin 2021" will komplexe Forschung anschaulich machen. Im Zentrum stehen die Themen Klima, Gesundheit und Zusammenleben.

Wie leben wir konkret in den Städten von morgen? Wie wird aus Zukunftsangst Zukunftsfreude? Führt der Klimawandel zum Systemwandel? Mit solchen Grundsatzfragen rund um die Forschungsfelder Gesundheit, Klima und Zusammenleben eröffnet das maßgeblich vom Regierenden Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) initiierte Gemeinschaftsprojekt „Wissensstadt Berlin 2021“ seine temporäre Open-Air-Ausstellung und eine Art Wissenschafts-Festival drumherum.

Vom 26. Juni bis 22. August wird der Platz vor dem Roten Rathaus mit über 100 Veranstaltungen zu zahlreichen Wissenschaftsthemen bespielt.

Die offene und von vielen Seiten zugängliche Event-Ausstellung werde mit Lesungen, Diskussionsrunden, Performances und einem Sommerkino ein breites Publikum adressieren, erklärte Mitveranstalterin Simone Leimbach bei der Projektvorstellung in Berlin. Präsentiert werden so unterschiedliche Forschungsfelder wie Künstliche Intelligenz, Fake News oder „Social Cohesion“

Von Virchow und von Helmholtz lernen

Wissenschaftsveranstaltungen liefen selten barrierefrei ab, das wolle man in der „Wissensstadt“ anders machen, sagte Moritz van Dülmen, Geschäftsführer des Veranstalters Kulturprojekte Berlin. Zusätzlich zum Festival wird es bis zum Ende des Jahres ein breites Programm geben, das die Berliner Forschung aus den Hörsälen hinaus in verschiedene Winkel der Stadt tragen soll.

Anlass des Projekts sind die zweihundertsten Geburtstage der Berliner Forscherkapazitäten Rudolf Virchow und Hermann von Helmholtz. Eine Ausstellung im Roten Rathaus über die Frage, was die beiden Wissenschaftler uns heute noch zu sagen haben, wird die Open-Air-Events flankieren.

„Es geht nicht darum, Kränze vor Bronzestatuen abzuwerfen, wir machen keine Heldenverehrung“, erklärte BBAW-Präsident und Mitkurator Christoph Markschies bei der Projektvorstellung. Auch in einer kritischen Perspektive aber seien Virchow und von Helmholtz hochaktuell.

Wie rassistisch ist der Klimawandel?

So stelle die Ausstellung etwa auch die Frage, wie rassistisch der Klimawandel sei. Dass die große Kastanie der Humboldt-Uni kürzlich unter Hitzestress zusammengebrochen ist, sei zwar ungemein schade, so Markschies. Der Baum aber könne ersetzt werden – in Ländern des globalen Südens hingegen, seien Umweltschäden oft existentiell.

Wissensstadt.Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD), Mitinitiator des ambitionierten Projekts, eröffnet die Ausstellung.
Wissensstadt.Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD), Mitinitiator des ambitionierten Projekts, eröffnet die Ausstellung.

© Fabian Sommer / dpa

„Das ist eine Virchow-Frage – Virchow hat dafür gesorgt, dass Gesundheit nicht nur ein Privileg für Reiche ist“, sagte Markschies. Dass diese mit sozialen Zusammenhängen zu tun habe, beschäftige uns in Pandemie-Zeiten in besonderem Maße.

Hermann von Helmholtz wiederum habe als Uni-Rektor eine flammende Rede für Wissenschaftsfreiheit gehalten. Diese war zu „Kaisers Zeiten“ keineswegs selbstverständlich und wird heute, da Virologen, Klimaforscherinnen und Geisteswissenschaftler mit massiven Anfeindungen zu tun haben, ebenfalls vielfach bedroht. Wissenschaft müsse „offen sein“, sagte Markschies. „Sie ist kein geschlossenes System, da geht was rein und kommt was raus – das können wir von Helmholtz lernen.“

Wissenschaft für Viele - nicht für Wenige

Die Wissenschaft sei nicht für Wenige da, erklärte auch Michael Müller. „Sie ist ganz nah dran am Leben der Menschen, das wollen wir hier zeigen.“ Die Volksnähe der Forschung zeichne dabei nicht nur die in der Pandemiezeit omnipräsenten Naturwissenschaften aus. Auch die Geistes- und Sozialwissenschaften spielten eine wichtige Rolle, so Müller. Die Kooperation verschiedener Wissenschaftszweige sei dabei ungemein wichtig.

Auch Forschungsprojekte zum Zustand des Berliner Mietmarktes und zur Frage, wie sich unser Sozialverhalten durch die Corona-Krise verändert hat, sind auf dem Gelände vertreten. Letztlich könnten sich die Besuchenden die für sie interessanten Themenfelder aussuchen, sagt der Kurator der Open Air-Ausstellung Joachim Baur. „Es geht hier nicht darum, etwas abzuarbeiten, sondern zu schauen, was interessiert mich, was ist relevant für mein Leben.“

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