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Krankheit entsteht in Zellen, weshalb das LifeTime-Konsortium sie aus Gewebe isoliert und auf Chips einzeln analysiert, um Fehlfunktionen frühzeitig erkennen und behandeln zu können.

© Felix Petermann/MDC

Zellklinik für Berlin: Krankheiten an der Zelle packen

Krankheiten entstehen, wenn Regulationsprozessein den Zellen nicht mehr funktionieren. Das früh zu erkennen, könnte (zu) späte und teure Therapien verhindern.

Im Rahmen der LifeTime-Initiative wollen Europas Forscher Einzelzell- und Bildgebungsmethoden zusammen mit Künstlicher Intelligenz und personalisierten Krankheitsmodellen nutzen, um den Ausbruch von Krankheiten früher vorherzusagen und rechtzeitig die wirksamsten Therapien auszuwählen.

An dem europäischen Konsortium, das unter Federführung des Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) in Berlin und des Institut Curie in Paris gegründet wurde, sind mehr als 100 Institute und 80 Firmen mit mehr als 200 Forschern beteiligt.

Die jetzt bei „Nature“ veröffentlichte Roadmap der Wissenschaftler sieht maßgeschneiderte, personalisierte Behandlungen in den fünf großen Krankheitsfeldern Krebs, neurologische, infektiöse und chronisch-entzündliche Krankheiten sowie bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor.

Abweichungen in einzelnen Zellen sollen demnach erkannt und behandelt werden, bevor Symptome entstehen. Dies soll auch die Gesundheitssysteme entlasten; in Europa können laut dem Agenda-Papier dem Agenda-Papier „potenziell krankheitsbedingte Kosten in Milliardenhöhe eingespart werden“

Nikolaus Rajewsky ist Gründungsdirektor des Berliner Insituts für Medizinische Systembiologie am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und Koordinator des LifeTime-Konsortiums
Nikolaus Rajewsky ist Gründungsdirektor des Berliner Insituts für Medizinische Systembiologie am Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin und Koordinator des LifeTime-Konsortiums

© Pablo Castagnola/MDC

Je später diagnostiziert wird, umso schwieriger wird die Behandlung einer Krankheit - und umso teurer

Eine verspätete Diagnosestellung trage zu den unbefriedigenden Heilungsraten bei, schrieb Nikolaus Rajewsky, Direktor des Berliner Instituts für Medizinische Systembiologie (BIMSB) am MDC und Koordinator der LifeTime-Initiative kürzlich in einem Tagesspiegel-Gastbeitrag: „Die klinischen Symptome und Beschwerden einer Erkrankung sind eigentlich Spätzeichen“.

Zellveränderungen blieben oft unentdeckt, bis Symptome auftreten, meint Rajewsky. Zu diesem Zeitpunkt der Erkrankung sei eine medizinische Behandlung jedoch oft invasiv, teuer und ineffizient. Ungezielte Therapien wie beispielsweise eine Chemotherapie hätten schwere Nebenwirkungen und verursachten über die Spätfolgen erhebliche gesundheitsökonomische Kosten. Mit Einzelzell-Analysen sollen nun krankheitsauslösende Zellen identifiziert werden, bevor irreparable Schäden auftreten.

„LifeTime hat Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedenster Fachrichtungen zusammengebracht – von Expertinnen und Experten aus der Biologie über die Datenwissenschaft und Ingenieurskunst bis hin zu Mathematik und Physik – um die molekularen Mechanismen besser zu verstehen, die für Gesundheit und Krankheit verantwortlich sind“, erklärte Rajewsky.

Die LifeTime-Intiative wird unter anderem im Rahmen des EU-Programms Horizon 2020 unterstützt. Berlin verfüge als Wissenschaftsstandort und Gesundheitsstadt mit dem Universitätsklinikum Charité, dem Berliner Institut für Gesundheitsforschung und dem MDC über alles, was für den Aufbau einer Zellklinik und die Umsetzung einer zellbasierten Medizin nötig sei, so Rajewsky in seinem Gastbeitrag.

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