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Mit der "Crispr"-Technik, einer Art Genschere, lassen sich an jeder beliebigen Stelle im Erbgut DNS-Stücke einsetzen oder herausschneiden.

© Sisters of Design

Wissenschaftsakademien nehmen Stellung zum Genome Editing: Das Erbgut nicht ohne Dialog ändern

Präzise, schnell und günstig sind die neuen Genwerkzeuge - aber auch umstritten. Deutsche Forscher unterstützen eine internationale Denkpause und fordern einen "gesamtgesellschaftlichen Dialog".

Die Wissenschaftsakademien Leopoldina, acatech, Akademienunion und die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fordern einen „verantwortlichen“ Umgang mit neuen Methoden zur Erbgutveränderung, dem „Genome Editing“. In einer Stellungnahme rufen sie auf zu einem „gesamtgesellschaftlichen Dialog über die wissenschaftlichen, ethischen und rechtlichen Möglichkeiten, Grenzen und Konsequenzen“. Aufklärung und Transparenz seitens der Forschung seien entscheidend, um „evidenzbasierte Entscheidungen“ fällen zu können.

Viele Anwendungen "unbedenklich"

Einerseits machen es die neuen Techniken möglich, Mikroben Treibstoffe oder Medikamente produzieren zu lassen, neue Pflanzensorten zu züchten und Bakterien gezielt zu bekämpfen. Viele solche Anwendungen seien „ethisch und rechtlich unbedenklich“. Eine sorgfältige Sicherheitsüberprüfung sei aber zum Beispiel nötig im Fall des „Gene Drive“, einer auf Genome Editing basierenden Methode. Damit verbreiten sich Gene, die etwa gegen die Erreger von Malaria- oder Denguefieber wirken sollen, besonders schnell in Mückenpopulationen.

Das Erbgut menschlicher Blutzellen könnte per Genome Editing so verändert werden, dass Infektionen mit Krankheitserregern wie HIV oder Erbkrankheiten wie Sichelzellanämie verhindert werden - auch ohne dass diese Veränderungen an nachfolgende Generationen vererbt werden.
Das Erbgut menschlicher Blutzellen könnte per Genome Editing so verändert werden, dass Infektionen mit Krankheitserregern wie HIV oder Erbkrankheiten wie Sichelzellanämie verhindert werden - auch ohne dass diese Veränderungen an nachfolgende Generationen vererbt werden.

© Bruce Wetzel/Harry Schaefer (National Cancer Institute)

Das internationale Moratorium, das sich Forscher gegen Eingriffe in das Erbgut von menschlichen Ei- und Samenzellen (Keimbahninterventionen) selbst vorerst auferlegt haben, wird in der Stellungnahme ausdrücklich unterstützt. Es solle dazu dienen, einen „international verbindlichen Rahmen für ethisch und rechtlich verantwortungsvolle Forschung zu diskutieren und zu etablieren“. Es dürfe aber nicht dazu führen, dass die „methodische Fortentwicklung“ des Genome Editing eingeschränkt wird.

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