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Deutschlands Beste vernetzen. Die Max Planck Schools sollen überall in Deutschland verstreute Wissenschaftler enger zusammenbringen, um die Forschung zu stimulieren.

© picture alliance / Bodo Schackow

Wissenschaftlicher Nachwuchs: Matrix der Exzellenz

Neue Max Planck Schools sollen Doktoranden nach Deutschland locken. Auch Berlin ist beteiligt.

In Deutschland soll „die Elite der deutschen Wissenschaft“ in neuartiger Weise zusammengeführt werden: So beschrieb Martin Stratmann, der Präsident der Max-Planck-Gesellschaft, am Montag in Berlin das Ziel der neuen „Max Planck Schools“. Dabei handelt es sich um Graduiertenschulen, die die leistungsstärksten Studierenden und Dokotrandinnen und Doktoranden aus der ganzen Welt anziehen sollen. Das soll der klangvolle Name Max-Planck-Gesellschaft bewirken sowie die illustre Riege der beteiligten Forschenden.

Stratmann hatte die Idee, die Universitäten sollten gemeinsam mit der Max-Planck-Gesellschaft Graduiertenschulen gründen, schon vor zwei Jahren öffentlich ventiliert. Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) sagte am Montag: „Diese Grundidee hat mich von Anfang an begeistert.“ Allerdings wollte Wanka, dass sich auch die anderen außeruniversitären Einrichtungen beteiligen dürfen. Diese waren dazu auch bereit, wollten aber nicht unter dem Namen Max Planck auftreten. Außerdem befürchteten die Universitäten einen Anschlag auf ihr Promotionsrecht. Noch im Juni erklärte die Vereinigung der 15 großen Universitäten, ihr Promotionsrecht könne „schleichend ausgehöhlt werden“, dabei lasse der neue Ansatz „keinerlei Vorteile“ erkennen.

Inzwischen hätten sich die U15 aber in die Schools „konstruktiv eingebracht und diese im Sinne der forschungsstarken Universitäten mitgestaltet“, wie Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Uni Freiburg und Sprecher der U15, auf Anfrage mitteilt. Es seien Regelungen vereinbart, mit denen die Universitäten „weiterhin einen prägenden Einfluss auf die Promotionskultur in Deutschland“ ausüben würden.

Martin Stratmann: "Die Max-Planck-Gesellschaft strebt kein Promotionsrecht an"

Auch Horst Hippler, der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, erklärte, mittlerweile sei klar, dass die Schools „überhaupt nicht in das Proprium der Universitäten eingreifen“. Und Stratmann betonte: „Die Max-Planck-Gesellschaft strebt kein Promotionsrecht an.“

Wozu braucht Deutschland neben den Graduiertenschulen der Universitäten und den ebenfalls schon existierenden 66 International Max Planck Research Schools nun noch Max Planck Schools? Neu ist, dass über die Schools nicht wie bislang Partner an einem regionalen Standort vernetzt werden, sondern bundesweit. Damit soll aus der typischen deutschen Wissenschaftsstruktur, in der starke Forschung auch zu ein und demselben Gebiet über das ganze Land verteilt ist, eine neue Stärke entwickelt werden. Mittels der Schools soll eine neue Matrix entstehen, „die die Forschung befeuert und internationale Strahlkraft schafft“, wie Wanka sagte. Dies sei eine Ergänzung zu den Clustern der Exzellenzinitiative, weil die Themen der Schools noch breiter angelegt seien.

Dass Deutschland seine Besten nicht an wenigen Orten konzentriert, wie es etwa in den USA üblich ist, hält Stratmann weiter für richtig: „Konzentration kann zu inhaltlicher und struktureller Verengung führen.“ Auch trage die Verteilung von Wissenschaftsstandorten über das ganze Land – etwa der 80 Max-Planck-Institute auf 50 Standorte – zum Wohlstand bei.

An jeder School sind dutzende von Wissenschaftlern beteiligt

Da es sich um Netzwerke handelt, können die ersten drei Schools, die nun in eine fünfjährige Pilotphase starten, auch keiner bestimmten Uni zugeordnet werden. Vielmehr gruppieren sich jeweils dutzende von Fachvertretern von einer ganzen Reihe von beteiligten Institutionen um ein Themenfeld: So sind an der Max Planck School of Cognition 35 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von neun Max-Planck-Instituten, zwei Helmholtz-Instituten, einem Fraunhofer-Institut sowie zwölf Universitäten beteiligt. Zusätzlich auch institutionell wollen sich die drei Berliner Universitäten, die Charité und die Uni Leipzig beteiligen. Jedes Jahr sollen 40 Studierende und Promovenden aufgenommen werden.

Die Max Planck School of Photonics bringt über 30 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von mehreren Instituten der vier großen Forschungsorganisationen sowie von sieben Unis zusammen. Die Koordinierungsstelle ist in Jena. 50 Studierende und Promovierende sollen pro Jahr aufgenommen werden. Die Max Planck School of Physics, Chemistry and Construction of Life soll Forscherinnen und Forscher von elf Max-Planck-Instituten, einem Leibniz-Institut und zehn Unis vernetzen, darunter die Heidelberg, Göttingen und die TU München.

Die Geisteswissenschaften sind bislang über "ethische Fragen" eingebunden

Noch fünf weitere sehr attraktive Themenfelder standen der Jury aus Repräsentanten der Max Planck Gesellschaft, der außeruniversitären Forschungsorganisationen und der Hochschulrektorenkonferenz zur Auswahl, sagte Wanka. Die Jury habe sich aber einvernehmlich geeinigt. Zu der Frage, warum die Geisteswissenschaften nicht zum Zug gekommen seien, sagte Stratmann, sie seien über ethische Fragen eingebunden. Auch könnten sich die Teams noch „ergänzen“.

Die Stipendien für Studierende und Graduierte aus dem In- und Ausland sollen nun international ausgeschrieben werden. Stratmann hofft, dass die Ausgewählten an etwa drei Einrichtungen forschen können, um in Kontakt mit mehreren „Top-Wissenschaftlern“ zu kommen. Der Bund unterstützt die Schools mit neun Millionen Euro jährlich.

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Kretschmer lobte die Schools „als wichtigen Beitrag, um zukünftig mit Cambridge, Harvard oder Oxford um die weltweit besten Forscherinnen und Forscher auf Augenhöhe zu konkurrieren“. Heftige Kritik übte hingegen die Abgeordnete Simone Raatz (SPD): Wanka sei „den Einflüsterungen Stratmanns“ „wider alle Vernunft“ gefolgt: „Auf diesem Weg wird unsere Forschungslandschaft nun noch weiter zerfasert und die Bedeutung unserer Hochschulen als Kern des Wissenschaftssystems weiter unterwandert.“ Dem wissenschaftlichen Nachwuchs sei nur über eine verlässliche Grundfinanzierung der Unis und eine bessere Personalplanung zu helfen.

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