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Studierende sitzen in einem Hörsaal.

© dpa

Wissenschaftlicher Nachwuchs: Jungen Forschern in Bayern soll es besser gehen

Länger laufende Verträge und mehr Perspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs: Bayern ist jetzt vorgeprescht. Die SPD will im Bund aber mehr erreichen und drängt Ministerin Wanka (CDU) zur Eile.

Das Wissenschaftsministerium und die Hochschulen in Bayern haben sich auf Grundsätze für „Bessere Arbeitsbedingungen für Nachwuchswissenschaftler“ geeinigt. Damit kommt das Land einer Gesetzesreform im Bund zuvor. Die Dauer der Arbeitsverträge von Doktoranden und Postdoktoranden sollen sich an dem Zeitrahmen orientieren, der für eine Dissertation (zwei bis vier Jahre) beziehungsweise für eine Habilitation (vier bis sechs Jahre) üblich ist, heißt es in der jetzt unterzeichneten Grundsatzvereinbarung. Wer erstmals beschäftigt wird, soll mindestens einen Einjahresvertrag bekommen. Bei Drittmittelbeschäftigten soll die Laufzeit des Projekts ausschlaggebend sein.

Hintergrund des bayerischen Vorstoßes und auch des Gesetzesvorhabens im Bund sind weit verbreitete kurze Befristungen von unter einem Jahr, die den wissenschaftlichen Nachwuchs in permanenter Unsicherheit leben lassen. Als prekär gelten auch halbe, Drittel- oder gar Viertel-Stellen, auf denen die Nachwuchsforscher meist voll arbeiten. Bayern will sie nun mit mindestens einer Halbtagsstelle „besser finanziell absichern“, heißt es in der Vereinbarung. Mit den fehlenden Karriereperspektiven für den wissenschaftlichen Nachwuchs soll sich eine internationale Expertengruppe befassen.

Die Union ist noch uneins, die SPD will zusätzliche Juniorprofessuren

Vieles von dem, was in Bayern verabredet wurde, soll die im Koalitionsvertrag von 2013 vereinbarte Reform des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes bundesweit regeln. Die SPD-Fraktion im Bundestag will der Union im April einen Vorschlag vorlegen. SPD-Hochschulexpertin Simone Raatz forderte Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) jetzt auf, in der Unionsfraktion Druck für eine Gesetzesreform zu machen, die prekären Verhältnissen an den Unis wirklich einen Riegel vorschiebt. Denn noch sei die Union uneins. Bayern habe jetzt zwar eine Vorreiterrolle eingenommen, aber der Vorstoß gehe nicht weit genug, sagte Raatz der Nachrichtenagentur dpa. Im vergangenen Jahr hatte Raatz angekündigt, die SPD wolle Vertragslaufzeiten von mindestens zwei Jahren.

Außerdem fordert die Fraktion einen neuen Hochschulpakt für den wissenschaftlichen Nachwuchs, mit dem etwa zusätzliche Juniorprofessuren geschaffen werden sollen. Ähnlich äußerte sich der stellvertretende GEW-Vorsitzende Andreas Keller. Die Gewerkschaft hatte kürzlich weit mehr gefordert, darunter den automatischen Aufstieg von positiv evaluierten Postdocs auf eine Dauerstelle. Der wissenschaftspolitische Sprecher der Grünen, Kai Gehring, forderte die Koalition auf, sich schnell zugunsten des wissenschaftlichen Nachwuchses zu einigen und noch im Frühjahr einen Gesetzentwurf zu präsentieren. (mit dpa)

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