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Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Italien arbeiten in aller Welt. Das Image ihres Landes bestimmen sie nicht mit.

© epd/imago

Wissenschaft in Italien: "Mathematik ist Politik"

Das Italienische Kulturinstitut stellt Wissenschaftler:innen aus Italien vor, die nicht nur forschen, sondern auch verständlich darüber sprechen und schreiben.

Ein Italiener, Galileo Galilei, stand am Anfang der modernen Naturwissenschaft, der Name seines Landsmanns Alessandro Volta begegnet uns bis heute auf jedem Stecker. Die Reihe ließe sich fortsetzen. Die Herren sind alle schon länger tot. Heute ist das Bild Italiens eher nicht durch Wissenschaft geprägt – zu Unrecht.

Dass Italien neben vielem anderen auch eine Wissenschaftsnation ist, versucht das Italienische Kulturinstitut (IIC) nicht erst jetzt bekannt zu machen. 2017 etwa präsentierte man in der Botschaft Italiens italienische Forscherinnen und Forscher an deutschen Universitäten. In diesem Jahr nun stellt das Programm #saggi_scienza (Wissenschaftsessays) herausragende Köpfe aktueller Forschung vor, die in Italien tätig sind.

Ein Genetiker liefert Argumente gegen den Rassenwahn

Die Männer und Frauen, die in den nächsten Monaten Wissenschaft made in Italy bekannt machen werden, zeichnen sich auch dadurch aus, dass sie, so das IIC, „ihre Forschung mit Leidenschaft und oft mit einer Schreibqualität zu erzählen, die einem Roman in nichts nachsteht“. Keine Seltenheit im Land: Carlo Rovelli zum Beispiel, einer der wichtigen zeitgenössischen Physiker, ist auch mit seinen Büchern erfolgreich. Entsprechend ist das Wissenschaftsprogramm Teil der Literaturprojekts #italialegge (Italien liest). Das Institut verweist auf das Urteil von Italo Calvino, einem der Großen der italienischen Nachkriegsliteratur. Für ihn gab es kein besseres Italienisch als das, das Galilei schrieb.

Die Mathematikerin und Autorin Chiara Valerio
Die Mathematikerin und Autorin Chiara Valerio

© Laura Sciacovelli

Den Auftakt machte kurz vor den Sommerferien der Genetiker Guido Barbujani, dessen ursprünglicher Wunsch eben das war: Romane zu schreiben. Ein Freund habe ihn zur Biologie und weg vom Literaturstudium gebracht mit dem Rat: „So kannst du die ganze Welt studieren, und weiter die Bücher lesen, die du lesen willst.“ Barbujani ist heute Professor in Ferrara, sein Buch „Die Erfindung der Rassen“ gilt als einer der spannenden Beiträge zur aktuellen Rassismus-Debatte.

An diesem Dienstagabend um 19 Uhr ist Chiara Valerio bei IIC-Direktorin Maria Carolina Foi und ihrem Team zu Gast. Die Mathematikerin, die über Wahrscheinlichkeitsrechnung promovierte, hat unter anderem eine „Menscheheitsgeschichte der Mathematik“ geschrieben und leitet mittlerweile die Abteilung für italienische Belletristik des Marsilio-Verlags. In Berlin wird sie über ihr -–noch nicht ins Deutsche übersetzte – Buch unter dem provozierenden Titel: „La matematica è politica“ sprechen.

Wissenschaftsbücher sollen häufiger übersetzt werden

Wer sich der Mathematik widme, argumentiert Valerio, lerne antidogmatisch und kritisch, kurz demokratisch denken. "Mathematik war für mich wie eine Ausbildung in Revolution", schreibt sie. "Wobei ich unter Revolution verstehe, dass man sich zu keinem logischen, keinem Regel-, Kultur- oder Gefühlssystem bekennt, in dem es so etwas gibt wie absolute Wahrheit, einen Führer, eine vorgegebene und unhinterfragbare Autorität."

Das IIC hofft, nicht nur für eine breitere Öffentlichkeit Licht auf spannende Wissenschaft aus Italien zu lenken, sondern auch deren Übersetzung anzuregen. Weitere Wissenschaftler:innen werden den Herbst über zu hören und zu sehen sein, im Institut und auf dessen Youtube-Kanal.

Anmeldung: https://saggiscienza-valerio.eventbrite.it. Die Veranstaltungen können auch im Livestream auf Facebook verfolgt werden; Link auf der IIC- Homepage https://iicberlino.esteri.it/iic_berlino/de/.

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