zum Hauptinhalt
Ein Mädchen wird in New Orleans auf das Corona-Virus getestet.

© dpa/Chris Granger

Wie gefährlich ist Omikron für die Kleinsten?: Hospitalisierungsrate von Kindern in den USA schnellt in die Höhe

Täglich müssen 672 Kinder ins Krankenhaus. Die Omikron-Variante sowie niedrige Impfquoten in der Altersgruppe bringen die Krankenhäuser an ihre Grenzen.

Vor kurzem knackten die USA die eine Million Marke an Neuinfektionen, jetzt melden sie einen rapiden Anstieg an Krankenhauseinlieferungen von Kindern: Im Durchschnitt werden in den USA täglich 672 Kinder ins Krankenhaus eingeliefert (Stand 2. Januar), berichtet die britische Zeitung "The Guardian". Das sind mehr als doppelt so viele wie in der Woche davor, Tendenz weiter steigend. Die Informationslage dazu, wie gefährlich Omikron für die Kleinsten ist, bleibt jedoch unklar.

Die hohen Zahlen setzen das bereits strapazierte Gesundheitssystem sowie die Schulen unter Druck. Auch die Zahl der Corona-Fälle steigt: Mehr als 325.000 Kinder haben sich in der Woche vor Weihnachten infiziert. Das sind 64 Prozent mehr als eine Woche zuvor und fast doppelt so viele Fälle wie zwei Wochen zuvor, berichtet die American Academy of Pediatrics am Montag.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die extrem ansteckende Omikron-Variante sowie niedrige Impfquoten bei Kindern über fünf Jahren könnten die Ursache für die Steigerung sein. In der Altersgruppe zwölf- bis 17-Jähriger beträgt die Quote vollständiger Impfungen lediglich 54 Prozent, fünf- bis Elfjährige können sich erst seit Anfang November impfen lassen.

Ähnlich wie bei Erwachsenen gibt es erste Anzeichen dafür, dass Omikron weitgehend milde Krankheitsverläufe verursacht. Trotzdem drängen Experten darauf, jede mögliche Präventionsmaßnahme wahrzunehmen wie Tests, Masken, Impfen, aber auch Schulöffnungen vorübergehend zu verzögern, um die Fallzahlen zu senken.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

„Bei uns sind derzeit viermal so viele Kinder als wir in jeder anderen Welle hatten“, sagt Elaine Cox gegenüber Reportern am Dienstag. Sie ist leitende Betriebsärztin des Riley Children’s Health im Bundesstaat Indiana. Wir sehen auch immer mehr schwere Krankheitsfälle unter den Kindern, die ins Krankenhaus kommen, sagt Cox. „Es gibt jetzt mehr Kinder und sie sind kränker“. Mehr als die Hälfte der Kinder, die im Krankenhaus sind, müssen auf die Intensivstation – mindestens 40 Prozent von ihnen müssen beatmet werden, sagt sie.

In den USA sind seit Pandemiebeginn mehr als 1000 Kinder an Covid gestorben, laut Daten des Centers for Disease Control and Prevention (CDC). Mehr als 830.000 Menschen sind insgesamt in den USA an Covid gestorben.

Zusätzlich zum Coronavirus trifft eine gefährliche Welle von Grippe und RSV-Infektionen (Respiratorische Synzytial Virus) die Krankenhäuser und verdreifacht die Gefahr, sich mit einer Atemwegserkrankung anzustecken. Gleichzeitig erkrankt das Pflegepersonal zunehmend an Durchbruchsinfektionen mit Omikron und hinterlässt eine Lücke an Arbeitskräften, beschreibt Cox. Indiana ist daher einer der Staaten, die bereits die Nationalgarde um Hilfe in den Krankenhäusern gebeten haben.

Wie gefährlich ist Omikron für Kinder?

Die Frage, wie gefährlich die Omikron-Welle für die Kleinsten ist, kann jedoch nicht einfach beantwortet werden. Die österreichische Zeitung "Der Standard" zeigt die unterschiedliche Informationslage auf: Einerseits gibt es eben diese Berichte über vermehrte Krankenhausaufenthalte von Kindern wie in den USA. Andererseits weisen Belege vermehrt darauf hin, dass Omikron zu eher milderen Verläufen führt.

Volker Strenger, Kinderarzt an der Klinischen Abteilung für Pädiatrische Pulmologie und Allergologie an der Medizinischen Universität Graz sieht keinen Anlass, diese These zu verwerfen. Für ihn liegt der Grund für die hohe Hospitalisierungsrate in der niedrigen Impfquote bei Kindern und Jugendlichen. Kinder unter fünf Jahren hätten noch gar keine Möglichkeit sich zu impfen.

Außerdem betont Strenger, dass gerade kleine Kinder mit Fieber schneller in Krankenhäusern aufgenommen werden – was vielmehr als Vorsichtsmaßnahme dient und nicht immer auf eine schwere Erkrankung hinweisen muss. Hinzu kommen seiner Ansicht nach auch viele Zufallsbefunde von Patient:innen, die wegen einer anderen Diagnose im Krankenhaus waren und zusätzlich positiv auf Corona getestet wurden. So schätzt er auch die ersten Berichte aus den USA ein.

Gesundheitsrisiken werden unterschiedlich bewertet

Der Mikrobiologe Michael Wagner von der Uni Wien sagt auch, dass die Infektionen bei Kindern meist mild ausfallen. Anhand von Daten zur Delta-Variante würde geschätzt eines von 3.000 bis 5.000 infizierten Kindern schwere Langzeitfolgen von Covid-19 erleiden.

Als Folgen bekannt sind Long Covid und MIS-C (Multisystem Inflammatory Syndrome in Children), eine schwere entzündliche Reaktion, die vier bis acht Wochen nach einer Corona-Erkrankung auftritt. Sie ist potenziell lebensbedrohlich und kann dauerhafte Schäden verursachen - auch bei Kindern und Jugendlichen.

[Lesen Sie auch: Hinweise auf mittelfristige Folgeschäden: Omikron ist milder – warum sind Ärzte dennoch besorgt? (T+)]

Wagner ist trotzdem überrascht, wie unterschiedlich Gesundheitsrisiken bewertet werden. Dem „Standard“ gegenüber sagt er: „Würde eines von 3.000 Kindern, die mit dem Schulbus fahren, bei Schulbusunfällen schwer verletzt werden, würden die allermeisten Eltern und Politiker auf sofortige Verbesserungen der Sicherheit von Schulbussen drängen. Infiziert sich ein Kind mit Sars-CoV-2, wird dessen Gesundheitsrisiko als sehr gering beurteilt.“

Zur Startseite