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Ein Porträtbild von Jan-Martin Wiarda.

© Privat

Wiarda will’s wissen: Unis für gute Lehre belohnen

Die Wissenschaftsminister der Länder sollten der Bundesbildungsministerin beim Hochschulpakt ein Angebot machen: Nämlich die Unis belohnen, die gute Lehre anbieten, sagt unser Kolumnist.

Anja Karliczek sagte neulich, dass sie und ihr ebenfalls neuer Staatssekretär Michael Meister bis vor Kurzem Finanzpolitiker waren, sei „gut fürs Thema, gerade jetzt“. Finanzpolitiker achteten schließlich genau darauf, dass das vorhandene Geld effizient ausgegeben wird.

„Gerade jetzt“ soll heißen: in Zeiten, die keine exorbitanten Sprünge mehr bei den Forschungsbudgets erhoffen lassen. Auch das mit dem effizienten Geldausgeben darf man als Ansage verstehen. „Besonders in der Wissenschaft wird es in den kommenden Jahren nicht in erster Linie um zusätzliches Geld gehen, sondern um die Frage, ob die Schwerpunkte noch die richtigen sind“, sagt Karliczek.

All jene Landeswissenschaftsminister, die nach Karliczeks überraschender Nominierung für das Amt der Bundesforschungsministerin hinter vorgehaltener Hand noch etwas von „Leichtgewicht“ flüsterten, dürften spätestens nach diesen Sätzen verstummt sein. So verbindlich Karliczek auftritt, so hart geht sie in die Verhandlungen mit den Ländern um die Zukunft der Wissenschaftsfinanzierung. Dass ausgerechnet die Hochschulen als Erstes die Folgen zu spüren bekommen könnten, irritiert da allerdings.

Die Hochschulen betreiben Mangelverwaltung

Seit Jahren galt es in der Wissenschaftsszene als inoffizieller Konsens, dass der Hochschulpakt, der bislang rund zwei Milliarden Bundeseuro pro Jahr an die Universitäten pumpt, nach 2020 mit dem Pakt für Forschung und Innovation (PFI) gleichgestellt werden sollte. Der PFI versorgt die außeruniversitären Forschungseinrichtungen seit bald anderthalb Jahrzehnten jedes Jahr mit einem verlässlichen Plus. Mit dem Ergebnis, dass Max Planck, Leibniz, Fraunhofer und Helmholtz komfortabel vor sich hinforschen, während die Hochschulen Mangelverwaltung betreiben: Die Bundesmilliarden reichten gerade mal, um die Lehrqualität angesichts des Studentenbooms nicht vollends entgleiten zu lassen. Und was sagt Karliczek? Eine „Dynamisierung“ des Hochschulpakts analog zum PFI, wie sie Anfang Mai auch der Wissenschaftsrat empfohlen hatte, „passt nicht zur Logik dessen, was wir vorhaben“.

Das kann man falsch finden. Doch das wird nicht reichen. Die Wissenschaftsminister müssen jetzt reagieren. Nicht indem sie auf Karliczek schimpfen und einmal mehr ihre Armut beschwören, sondern indem sie der Bundesbildungsministerin ein Angebot machen. Einfach nur x Euro Bundesgeld pro Studierendem in der Regelstudienzeit oder Ähnliches zu fordern, das wird nicht mehr laufen.

Ein Mechanismus, der Mut erfordert

Stattdessen müssen sich die Minister auf einen Finanzierungsmechanismus einlassen, der – neben einer verlässlichen Basis für alle – jene Hochschulen spürbar besserstellt, die die Lehrqualität wirklich zum konzeptionellen Kern ihrer Mission machen. Indem sie sich besonders für bildungsferne Studienanfänger einsetzen, für potenzielle Studienabbrecher oder neue Studienmodelle am Übergang zwischen Schule und Hochschule entwickeln. Denkbar ist vieles. Klar ist indes: Die einen besonders belohnen bedeutet, dass die anderen – bei gleicher Studentenzahl – weniger Bundesgeld bekommen werden. Und alle Ausgaben müssen nach ein paar Jahren transparent auf ihre Wirkung überprüft werden.

Ein solcher Mechanismus erfordert Mut. Er ist aber auch richtig und passt in Zeiten knapper werdender Kassen. Was es wiederum der ehemaligen Finanzpolitikerin Karliczek erleichtern würde, bei Finanzminister Scholz doch die Dynamisierung für den Hochschulpakt durchzubekommen.

Der Autor ist Journalist für Bildung und lebt in Berlin. Auf seinem Blog www.jmwiarda.de kommentiert er aktuelle Ereignisse in Schulen und Hochschulen.

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