zum Hauptinhalt
Ohne Hoffnung? Ein Vorschlag zur Prävention ist, den Zugang zu bestimmten Arzneimitteln einzuschränken.

© Oliver Berg, dpa

Welttag der Suizidprävention: Die Verzweiflung der Alten

Jährlich begehen rund 10.000 Menschen Suizid, darunter sehr viele Senioren. Bundestagsabgeordnete fordern nun eine bessere Prävention.

Die Gründe für einen Suizid sind so unterschiedlich wie die Menschen. Da sind Flüchtlinge, die Krieg und Folter erlebt haben. Da sind Arbeitslose, deren wirtschaftliche Existenz bedroht ist. In keinem Lebensabschnitt aber ist die Suizidrate so hoch wie bei den Alten. Insbesondere wenn sie in ein Heim umziehen mussten, leiden viele an einer Depression. Sie vermissen ihre vertraute Umgebung oder den verstorbenen Partner, manche kapseln sich komplett ab. Meist denkt niemand daran, dass eine Psychotherapie sinnvoll sein könnte.

10.209 Menschen sind im Jahr 2014 durch einen Suizid gestorben, 7624 davon waren Männer. Das sind mehr Opfer als durch Verkehrsunfälle, Drogen und Gewalt. Rund 100.000 Suizidversuche gibt es jedes Jahr, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention. Allerdings sei nicht jeder, der Risikofaktoren ausgesetzt ist, gleich suizidgefährdet. Und keine einzelne Belastung erkläre einen Suizid allein.

„Das Thema ist tabuisiert“, sagt Maria Klein-Schmeik, gesundheitspolitische Sprecherin der Grünen im Bundestag. Gemeinsam mit Dirk Heidenblut, Berichterstatter für Psychotherapie und Psychiatrie der SPD-Bundestagsfraktion, und Birgit Wöllert, Obfrau der Fraktion Die Linke im Gesundheitsausschuss, hat Klein-Schmeik eine Erklärung zum Welttag der Suizidprävention am 10. September veröffentlicht.

Das Umfeld erkennt oft Suizidgedanken nicht rechtzeitig

Die Abgeordneten fordern unter anderem eine Aufklärungskampagne sowie Weiterbildung für alle Gesundheits- und Sozialberufe. Oft erkenne das Umfeld Suizidgedanken nicht rechtzeitig. Die Betroffenen schweigen, weil sie befürchten, nicht ernst genommen und zusätzlich isoliert zu werden. Sie wollen ihre Autonomie nicht durch eine Zwangsbehandlung verlieren oder als psychisch krank gelten. Angehörige wiederum sind unsicher, wie sie reagieren sollen. Dabei sei das Gespräch mit einer Vertrauensperson oft ein erster Schritt aus der Notlage, heißt es in der Erklärung.

„Besorgniserregend ist die hohe Suizidrate im Alter“, sagt Dirk Heidenblut. Die psychotherapeutische Versorgung müsse sich an den Bedürfnissen der Menschen in Krisen orientieren. Egal ob es sich um ältere Menschen handelt, um Migranten oder um Teenager. Unterstützungsangebote sollten kurzfristig zugänglich sein. Dazu gehöre eine gute ambulante Versorgung – auch auf dem Land.

Bahntrassen, Brücken und Hochhäuser könne man baulich sichern, den Zugang zu Schusswaffen oder bestimmten Arzneimitteln weiter beschränken. Das verringere die Möglichkeiten für einen spontanen Suizid. „Vor allem brauchen wir ein Umfeld, das Menschen so akzeptiert, wie sie sind“, betont Wöllert.

- Betroffene finden anonym Hilfe bei der Telefonseelsorge unter der Telefonnummer 0800 111 0 111 und 0800 111 0 222 sowie beim Berliner Bündnis gegen Depression.

Zur Startseite