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Ein Strand auf den Seychellen.

© mauritius images / John Warburton-Lee

Welche Länder Tempo machen: Steueroasen werden in der Krise auch zu Impfparadiesen

Dass Israel bei den Impfungen ein schnelles Tempo vorlegt, ist inzwischen bekannt. Es ist aber nicht das einzige Land, das hier besonders hervorsticht.

Zu wenig, zu langsam - das deutsche Impf-Tempo gegen das Coronavirus ist hierzulande in den vergangenen Wochen zur Zielscheibe der Kritik geworden: Impfstoff-Hersteller kündigten an, weniger Dosen liefern zu können als bestellt. Impfzentren konnten vielerorts nur mit Verspätung starten.

Haben Deutschland und die EU also zu zögerlich und zu schlecht mit den Produzenten verhandelt? Anfang der vergangenen Woche gab es sogar einen Impfgipfel mit Kanzlerin Merkel, um zu erörtern, wie die Impfungen beschleunigt werden können.

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Aus deutscher Perspektive wird daher so mancher mit Blick auf das Tempo anderer Länder neidisch werden. Schon seit Wochen ist Israel beispielsweise Spitzenreiter beim Impfen.

Nach Zahlen der Website „Our World in Data“ – einem Projekt der Universität Oxford zusammen mit dem gemeinnützigen Global Change Data Lab, das verschiedene Staaten nach der Zahl der Impfdosen vergleicht – hat Israel bislang 5.697.848 (Stand 9. Februar) Dosen verabreicht. Das sind 65.830 Impfdosen je 100.000 Einwohner. Deutschland liegt bekanntlich weit dahinter. Hier sind es bloß 3947 je 100.000 Einwohner.

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Neben Israel sind aber noch einige andere Staaten ganz vorne mit dabei: unter anderem die Vereinigten Arabischen Emirate, die Seychellen und die Cayman Inseln. Was sie außerdem verbindet: In allen drei Staaten zahlen Bewohner keine Einkommensteuer. Die Seychellen stehen auf der Schwarzen Liste der Steueroasen der EU. Die Cayman Inseln waren hier bis Oktober 2020 gelistet. Auf die Liste kommen Länder, die internationale Standards der Steuerpolitik nicht oder nur teilweise erfüllen. Es handelt sich hier also sowohl um Steuer-als auch um Impfparadiese.

Wie viele Menschen sind in diesen Ländern bereits geimpft? Welchen Impfstoff bekommen die Länder? Ein Überblick.

Vereinigte Arabische Emirate

In der Hauptstadt Abu Dhabi haben die Impfungen schon Mitte Dezember begonnen - und zwar mit dem chinesischen Impfstoff Sinopharm. In der EU ist dieses (noch) nicht zugelassen. Sinopharm hatte in den Vereinigten Arabischen Emirate den Impfstoff in der dritten und letzten Studienphase erprobt. Hier wurde das Vakzin auch zuerst zugelassen. Wenig später wurden in Dubai die ersten Dosen des Biontech-Pfizer-Impfstoffs verabreicht.

Das Land mit rund neun Millionen Einwohnern verimpfte bislang 4.413.649 Dosen. Das macht 44.630 Impfdosen je 100.000 Einwohner. Damit liegt es direkt hinter Israel auf Platz. Bis Ende März wollen die Emirate die Hälfte der Bevölkerung geimpft haben. In der vergangenen Woche wurden etwa an einem Tag über 127.000 Impfdosen verabreicht. Seit Beginn der Pandemie wurden dort mehr als 300.000 Ansteckungen mit dem Coronavirus nachgewiesen.

Das der Impfstoff in dem Land in so großer Zahl zur Verfügung steht, lockt auch Menschen aus anderen Ländern an. Immer wieder gab es in den vergangenen Wochen Berichte über sogenannte Impftouristen, die in die Emirate fliegen, um sich dort für viel Geld eine Spritze zu sichern.

In Großbritannien etwa bietet der Londoner Concierce-Club Knightsbridge Circle seinen Mitgliedern solche Reisen an – für mehrere tausend Pfund. Neben der Spritze gibt es noch einen Luxusaufenthalt, wie der „Telegraph“ berichtet.

Seychellen

Der Inselstaat der Seychellen hat nach Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) seit Beginn der Pandemie nur einen Menschen an das Virus verloren. 1513 Personen infizierten sich. Am 10. Januar hat das Land mit den ersten Impfungen begonnen – und damit als erstes afrikanisches Land. Inzwischen sind andere Länder des Kontinents wie Guinea, Mauritius oder Marokko gefolgt.

Präsident Wavel Ramkalawan ließ sich damals als erster Bürger der Seychellen impfen. Inzwischen wurden nach offiziellen Angaben 39.175 Impfdosen verabreicht. Das macht 39.840 Impfdosen je 100.000 Einwohner.

Der chinesische Impfstoff Sinopharm.
Der chinesische Impfstoff Sinopharm.

© Andrej ISAKOVIC / AFP

Selbstbewusst betonte der Präsident gleich zu Beginn der Impfkampagne: „Die Seychellen zielen darauf ab, als erstes Land der Welt mindestens 70 Prozent der Bevölkerung über 18 Jahren zu impfen.“ Da das Land im Indischen Ozean nur knapp 98.000 Einwohner hat, ist das Ziel deutlich leichter zu erreichen als etwa in Deutschland.

Doch auch auf den Seychellen muss der Impfstoff erstmal verfügbar sein. Woher aber kommt er? Die Seychellen haben 50.000 Impfdosen des chinesischen Herstellers Sinopharm (und zwar über die Vereinigten Arabischen Emirate) sowie 100.000 Dosen von Astrazeneca erhalten (von der indischen Regierung zur Verfügung gestellt).

Cayman Inseln

Die in der Karibik liegenden Cayman Inseln machen in der Regel mit ihren traumhaften Stränden auf sich aufmerksam. Das britische Überseegebiet, das aus insgesamt drei Inseln besteht, macht nun auch mit den Corona-Impfungen auf sich aufmerksam.16.750 Impfdosen je 100.00 Einwohner wurden hier verabreicht.

Bis Montag hatten laut der dortigen Gesundheitsbehörde 70 Prozent der über 60-Jährigen mindestens eine COVID-19-Impfung erhalten. Sobald 90 Prozent der über 60-Jährigen beide Impfdosen erhalten haben, will die Regierung die Quarantänebeschränkungen für ankommende Reisende lockern, wie Premier Alden McLaughlin zuletzt bekannt. Eine wichtiger Punkt für die Inseln, auf denen der Tourismus schließlich eine bedeutende Rolle spielt.

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Die Cayman Inseln mit seinen rund 64.000 Einwohnern stellen den Impfstoff ihren Bürgern kostenlos zur Verfügung. Seit Ende Dezember verimpft das Überseegebiet den Impfstoff von Biontech/Pfizer – mit Unterstützung durch das Vereinigte Königreich.

Auf der Seite der Cayman Inseln mit Informationen zur Impfung heißt es, dass man mindestens 65 Prozent der Gesamtbevölkerung impfen wolle. Das geschieht in drei Schritten. Wie in Deutschland sind die Bürger verschiedenen Gruppen zugeordnet. Als Erstes waren unter anderem Personen ab 70 Jahren, Beschäftige im Gesundheitswesen und Mitarbeiter, die mit Reisenden zu tun haben.

Schon am vergangenen Wochenende waren Bürger aus der zweiten Gruppe mit ihrer erstem Impfung dran. Und zwar Personen im Alter von 16 bis 60 Jahren mit einem „relevantem medizinischen Status“. Im Gegensatz zu anderen Ländern auf dieser Welt haben die Inseln den Impfstoff aber gar nicht so dringend nötig. Laut WHO gab es hier bisher nur 450 Fälle und zwei Tote.

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