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Weiß, blau - aber auch schon sehr eisgrau: Imposant sieht sie aus, die Polarstern, aber für ein Forschungsschiff ist sie schon eine richtig alte Dame.

© Mario Hoppmann

Vorerst keine eisbrechende Nachfolgerin: Vergabeverfahren für neue „Polarstern“ abgebrochen

Sie ist so berühmt, dass der Nachfolger genauso heißen soll. Doch die "Polarstern II" ist ferner denn je. Dafür soll die neue „Meteor“ 2024 in Dienst gehen.

Der Neubau des Forschungsschiffs „Polarstern“ verzögert sich weiter.

Ursprünglich sollte die Nachfolgerin des wohl bekanntesten deutschen Forschungsschiffes schon 2017 erstmals auslaufen. Doch es gab erhebliche Verzögerungen beim Vergabeverfahren.

Auch das Ziel, dieses 2019 abzuschließen, wurde verfehlt, wie der Tagesspiegel kürzlich berichtete. Laut einer Mitteilung des Bundesforschungsministeriums (BMBF) vom Freitag wurde nun „die europaweite Ausschreibung zur Neubeschaffung eines Polarforschungsschiffes, der Polarstern II, aus rechtlichen Gründen aufgehoben“.

„Kein zuschlagsfähiges Angebot"

Auf Anfrage teilt das Ministerium mit, es habe „kein zuschlagsfähiges Angebot" vorgelegen. Man bitte um Verständnis, dass aus vergaberechtlichen Gründen über weitere Details nicht berichtet werden dürfe. Das Ministerium erklärt, dass Polarforschung wesentlich für Klimaforschung sei und es daher nun das Alfred-Wegener-Institut (AWI) in die Lage versetzen will, „ein leistungsfähiges, wirtschaftliches und der international beachteten Stellung Deutschlands in der Polar- und Klimaforschung entsprechendes Nachfolgeschiff rechtzeitig zu beschaffen“.

38 Jahre "unterm Kiel"

Tatsächlich ist die „Polarstern“ - derzeit bei der „Mosaic“-Expedition" in der Arktis unterwegs – schon 38 Jahre alt, was für Forschungsschiffe als überaltert gilt. Das erhöht den Wartungsaufwand, den das AWI inzwischen mit zehn Millionen Euro pro Jahr kalkuliert. Die Hoffnung auf baldigen Ersatz erfüllte sich nicht.

„Der nun bekannt gewordene Abbruch des Vergabeverfahrens ist natürlich eine neue Herausforderung“, sagt die AWI-Direktorin Antje Boetius laut einer Institutsmitteilung.

Chance, den Nachfolger noch moderner zu gestalten

„Langfristig können wir ohne einen modernen Forschungseisbrecher den Auftrag, den wir von der Gesellschaft erhalten haben, nicht zu 100 Prozent erfüllen.“

Man werde, so Boetius weiter, "jetzt alles dafür geben, dass nun ein neues Verfahren aufgesetzt wird und wir in Abstimmung mit dem BMBF so schnell wie möglich einen Nachfolgebau bekommen.“ Die Neuplanungen seien auch eine Chance, um neue Technologien zu berücksichtigen, die vor Jahren noch kaum denkbar waren. Hierzu gehöre beispielsweise, mehr und leistungsfähigere Roboter einzusetzen.

Eine Milliarde Euro anvisierte Gesamtkosten

Selbst wenn es nun besser laufen sollte: Eine erneute Auftragsvergabe und der Bau selbst werden mehrere Jahre dauern. Zu den erwarteten Kosten teilt das BMBF keine konkreten Schätzungen mit, sondern nennt lediglich eine Summe für die Neubauten von „Polarstern“, „Meteor“ und „Sonne“ von insgesamt einer Milliarde Euro. Die neue „Sonne“ fährt bereits seit 2014 und kostete 124 Millionen Euro.

Die „Meteor IV“, die die vorhandene „Meteor“ sowie die 2019 aus dem Dienst genommene „Poseidon“ ersetzen soll, könnte 2024 in Dienst gestellt werden, wie das BMBF mitteilt. Der Teilnahmewettbewerb zur europaweiten Ausschreibung der Werftleistung soll im Juni starten. Die Auftragsvergabe werde für 2022 erwartet.

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