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Passanten gehen im Abendlicht vor dem Brandenburger Tor in Berlin spazieren.

© Kay Nietfeld/dpa

Vor der Entscheidung in der Exzellenzstrategie: Studierende fordern Ende des Uni-Wettbewerbs

Was für's Ego und ein paar leere Titel? So sehen Studierendenvertreter die Exzellenzstrategie. Die GEW ist auch nicht in freudiger Erwartung.

Deutschlands akademische Bevölkerung fiebert der Entscheidung in der Exzellenzstrategie entgegen. In diesen Stunden schaltet das Expertengremium im Bonner Wissenschaftszentrum die Ampeln für die Anträge der 19 Finalistinnen auf grün, gelb oder rot. Ab Freitag früh geht es in der Wissenschaftlichen Kommission gemeinsam mit Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) und 16 Länderministerinnen und -ministern dann um die endgültige Entscheidung, wer eine oder mehrere Exzellenzkronen nach Hause trägt.

Nur elf Exzellenzuniversitäten, davon maximal zwei Exzellenzverbünde, dürfen es werden. Die Spannung, welche Unis erfolgreich sind und welche rausfliegt, ist entsprechen groß. Alle in der scientific community drücken die Daumen für ihre Heimatunis. Alle? Nicht ganz. "Es ist Zeit, diesem sinnlosen Wettbewerb für die Zukunft ein Ende zu setzen", schreiben die Studierendenvertretungen von zehn Universitäten, die noch im Rennen sind, am Donnerstag in einer Presseerklärung. "Ganz gleich, wie der Einzelfall entschieden wird - wir lehnen die Exzellenzstrategie nach wie vor bestimmt ab."

Warnung vor einem Zwei-Klassen-System

Die Asta-Vertreterinnen und Vertreter, darunter der Asta der Freien Universität Berlin, der Refrat der Humboldt-Uni und Vertretungen aus Hamburg, Freiburg, Dresden und Heidelberg, üben grundsätzliche Kritik an der Exzellenzstrategie. "Anstatt für das eigene Ego und ein paar leere Titel eine Spaltung zu schaffen", müssten Bund und Ländern den Hochschulen endlich eine auskömmliche Grundfinanzierung geben. Die Unterfinanzierung der Unis bundesweit gehe zulasten der Lehre und führe dazu, dass wissenschaftliche Mitarbeitende unter prekären Bedingungen über viele Jahre nur befristet beschäftigt sind.

Die Exzellenzstrategie erzeuge - wie zuvor schon der Exzellenzwettbewerb mit seinen millionenschweren Zuschüssen für einzelne Universitäten - "ein 2-Klassen-System, in dem ein Großteil der Hochschulen durch Sparzwang beschränkt wird". Zudem werde in der "ExStra" nicht einmal die Lehre mitberücksichtigt - das sei "ein fataler Fehler". Die Arbeit an den Wettbewerbsanträge habe sogar noch "enorme Kapazitäten gebunden" und von der Lehre abgezogen.

GEW: Schluss mit dem Hire and Fire-Prinzip

Hier übersehen die Studierenden wohl absichtlich, dass in Wettbewerbskriterien durchaus ein größeres Gewicht als bisher auf die "forschungsorientierte Lehre" gelegt wird. Zu hoffen ist auch, dass die vielen zusätzlichen Stellen, die in den bereits bewilligten Exzellenzclustern geschaffen werden, sich auch positiv auf die Lehre auswirken - und jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern neue Karriereperspektiven geben. Zumal Bund und Länder in der neuen Exzellenzstrategie erstmals von der befristeten Projektförderung auf eine dauerhafte institutionelle Förderung umgestellt haben. Dass der Exzellenztitel dauerhaft verliehen wird, außer die Uni fällt nach sieben Jahren durch die Evaluation, gilt zwar nur für die Förderung der Gesamtstrategie der Hochschule. Aber auch die Forschungscluster haben mit zwei Mal sieben Jahren längere Laufzeiten als bisher.

Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) fordert am Donnerstag, die Exzellenzstrategie müsse Anlass sein, "Schluss mit dem Hire and Fire-Prinzip in der Wissenschaft" zu machen. Ansonsten stünden im Wettbewerb "die Verlierer schon fest" - tausende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich von einer befristeten Stelle zur anderen hangeln und "auf die Straße gesetzt werden, wenn ihr Projekt nicht weiter gefördert wird".

Wie die Studierendenvertretungen lässt die GEW dabei unerwähnt, dass es dafür bereits zwei andere große Bundesprogramme gibt. Das eine ist der ebenfalls auf Dauer gestellte "Zukunftsvertrag Studium und Lehre", durch den bis zu zwei Milliarden Euro jährlich in die Grundfinanzierung der Unis fließen. Durch das zweite Programm, "Innovationen in der Lehre", kommen jährlich 150 Millionen Euro hinzu.

Doch die Studierenden der im Wettbewerb konkurrierenden Unis haben durchaus eine positive Botschaft: "Miteinander statt gegeneinander". Und die GEW-Forderung, die Exzellenz-Fördermittel "für eine nachhaltige und stabile Beschäftigung" einzusetzen, knüpft direkt an ihre Kampagne "Frist ist Frust" an, die in der jungen Generation große Resonanz hat.

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