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An der BTU Cottbus kann man sich in die meisten Studiengänge bis zum 30. September einfach einschreiben.

© BTU Cottbus - Senftenberg

Von Cottbus bis Würzburg: Wo jetzt noch Studienplätze frei sind

Auf der Suche nach einem Last-Minute-Studienplatz? Viele Unis werben mit NC-freien Fächern. Auch für das Losverfahren kann man sich noch anmelden.

In diesen Tagen warten viele Berliner Abiturienten und Abiturientinnen gespannt auf die Antworten der Universitäten, bei denen sie sich beworben haben. Wenn das Schreiben der Wunschuni dann mit den Worten „leider müssen wir Ihnen mitteilen“ beginnt, ist das kein schönes Gefühl. Ein Grund zur Panik ist es aber auch nicht. Bewerberinnen und Bewerbern bleiben etliche Optionen, wie sie doch noch an einen passenden Studienplatz kommen.

Bundesweit nach NC-freien Fächern suchen

„Eine Absage ist erst mal eine Enttäuschung“, sagt Roger Wurm, der bei der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für den Hochschulkompass zuständig ist. Das Internetportal bündelt bundesweit sämtliche Studienangebote und hilft Interessierten so, den richtigen Studienplatz zu finden. Seit zehn Jahren gibt es außerdem die Studienplatzbörse, die immer von August bis Oktober und von Februar bis April online geht. Hier stellen deutsche Unis und Fachhochschulen ihre freien Restplätze online – mit einer Menge Alternativen für Studierwillige, die im ersten Anlauf abgelehnt wurden (www.hochschulkompass.de/studienplatzboerse.html).

Die Börse wurde eingeführt, um die Studienplätze besser zu verteilen. „Es gab freie Kapazitäten und gleichzeitig viele junge Menschen, die noch auf der Suche waren“, sagt Wurm. Grundsätzlich gilt: In den großen Städten ist es am schwersten, einen Platz an einer Uni zu ergattern. Eine Studie des Centrums für Hochschulentwicklung zum Numerus clausus zeigt, dass in Berlin, Hamburg und Bremen am meisten Studiengänge mit einem NC beschränkt sind. Berlin ist Spitzenreiter mit 67 Prozent.

Sprach-, Kultur- und Geisteswissenschaften sind in der Hauptstadt besonders gefragt – im Gegensatz zum Rest des Landes. Für Philosophie etwa lag der NC an der Humboldt-Universität im letzten Wintersemester bei 1,8, an der Freien Universität sogar bei 1,2. In Augsburg, Jena oder Konstanz aber kann man das Fach zulassungsfrei studieren. Die Uni Konstanz wurde im Juli erneut Exzellenzuni. Ob es einen flächendeckenden NC gibt oder weitgehende NC-Freiheit herrscht, hat also nicht unbedingt etwas mit der Qualität der Uni zu tun, wie Abiturienten denken könnten.

„Es lohnt sich der Blick in kleinere Orte und ländlichere Gegenden“, sagt Roger Wurm. Die Bundesländer mit den niedrigsten NC-Raten sind Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz und Thüringen. Auch Hochschulen wie die Uni Würzburg werben damit, dass 90 Prozent ihrer Bachelor-Studiengänge zulassungsfrei sind, darunter Jura, Germanistik und Wirtschaftswissenschaft. Viele solcher Angebote sind derzeit in der Studienplatzbörse zu finden. Wer also bereit ist, Berlin zu verlassen, hat gute Chancen, den Traumstudienplatz zu ergattern.

Neben dem Studienort lohnt es auch, bei der Studienfachwahl flexibel zu sein. „Wer anfängt zu recherchieren, stößt schnell auf Studiengänge, an die man gar nicht gedacht hatte“, sagt Roger Wurm. „Die können aber genau das Richtige sein.“ Wessen Abinote beispielsweise nicht für das Psychologiestudium gereicht hat, kann sich überlegen, an einer FH Wirtschaftspsychologie zu studieren.

Nah an Berlin in Brandenburg studieren

Wer in der Nähe von Berlin bleiben möchte, für den können die Brandenburger Unis gute Alternativen sein. An der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder) etwa sind die Bachelor-Studiengänge BWL, Jura und Kulturwissenschaft zulassungsfrei. Noch bis zum 15. September kann man sich hier einschreiben. Im Semesterbeitrag ist ein Berlin-Brandenburg-Ticket inklusive. Es ist also möglich, mit der Regionalbahn zwischen Berlin und Frankfurt zu pendeln.

Der 15. September ist auch die Einschreibefrist der Uni Potsdam für zulassungsfreie Studiengänge. Für geisteswissenschaftlich Interessierte, die noch nicht sicher sind, was sie studieren wollen, bietet die Uni Potsdam seit diesem Wintersemester die Orientierungsphase „UPGrade“ an. Sie ist Teil des Studiengangs Philologische Studien, der zulassungsfrei ist. Hier können Unentschlossene ein bis zwei Semester lang verschiedene Kurse innerhalb der Philosophischen Fakultät besuchen und ihre Sprachkenntnisse ausbauen.

Mit „College +“ bietet auch die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg (BTU) ein Orientierungsstudium an. Neben einem Überblick über die Studiengänge der BTU können Studierende Mathematik wiederholen, Englisch auffrischen oder sich Soft Skills wie Zeitmanagement aneignen. „Mit dem Orientierungsstudium reift die Entscheidung für das ,richtige‘ Studienfach“, sagt Matthias Koziol, Vizepräsident für Lehre und Studium der BTU Cottbus. Das sei insbesondere für Abiturienten, die sehr jung ins Studium starten, hilfreich. „College +“ ist zulassungsfrei – genauso wie fast alle der über 60 Studiengänge der BTU.

Für die Bachelor-Studiengänge in Architektur, Stadtplanung oder Wirtschaftsingenieurwesen brauchte man an der Technischen Universität Berlin im letzten Winter Einser-Schnitte – in Cottbus reicht das bestandene Abitur. Neben MINT-Fächern kann hier auch BWL, Kultur und Technik oder Therapiewissenschaft studiert werden. Koziols Rat an alle, die in Berlin keinen Studienplatz bekommen haben: „Einfach nach Cottbus kommen. Wir freuen uns.“

Die Wohnungssituation sei in Cottbus deutlich entspannter als in Berlin – die besten Voraussetzungen für ein günstiges Studierendenleben. Cottbus ist inzwischen eine quirlige Stadt mit vielen Reizen, sagt Koziol. Der Spreewald liegt direkt vor der Tür, auch Berlin und Dresden sind schnell erreicht. Wer noch nicht sicher ist, ob Cottbus die richtige Uni ist, kann am 10. September den Infotag „Studieren an der BTU“ besuchen. Von 10 bis 15 Uhr finden dort unter anderem Campusführungen, Laborbesichtigungen und individuelle Gespräche mit Lehrenden und Studierenden statt.

MINT oder Orchideenfächer in Berlin

Wen das alles nicht überzeugt, kann sich bei den zulassungsfreien Studiengängen an den Berliner Unis einschreiben. Am meisten Chancen auf einen Last-minute-Studienplatz in Berlin haben Menschen, die sich für MINT-Fächer interessieren. Die TU bietet deutlich mehr zulassungsfreie Studiengänge an als die anderen beiden Berliner Unis. Frei einschreiben kann man sich auch in den Orientierungsstudiengang „MINTgrün“. Hier können Abiturienten quer durch die Fakultäten der TU ausprobieren, was ihnen liegt. Erworbene Leistungspunkte lassen sich später im regulären Studium anrechnen.

An der Beuth-Hochschule für Technik läuft die Einschreibefrist für die zulassungsfreien Studiengänge bis zum 31. August – im Angebot sind etwa angewandte Mathematik und Elektrotechnik. Der letzte Augusttag ist auch der Bewerbungsschluss an der TU und der HU, an der FU endet die Frist am 9. September. Neben einigen MINT-Fächern sind an FU und HU vor allem sogenannte Orchideenfächer wie Skandinavistik oder Chinastudien zulassungsfrei.

Auf Glück setzen beim Losverfahren

In der Studienplatzbörse der HRK werden auch Studiengänge angeboten, die eigentlich durch örtliche NCs beschränkt sind. Hier bleiben häufig trotzdem Plätze frei, etwa weil ursprünglich angenommene Bewerber wieder abspringen. Im September, wenn die regulären Bewerbungsverfahren abgeschlossen sind, kommen täglich neue Angebote dazu, die verlost werden. „Hier findet man einen Last-minute-Studienplatz“, sagt Roger Wurm von der HRK.

Beim Losverfahren spielen Abiturnoten oder Wartesemester keine Rolle mehr. „Alle kommen in einen Topf“, sagt Wurm. Die Fristen für die Losverfahren seien an jeder Uni anders, daher lohne sich jeden Tag ein Blick in die Börse und auf die Homepage der Unis. Für einige Studiengänge werden auch an den Berliner Unis Plätze verlost. Wer bereits eine Absage von einer Uni erhalten hat, nimmt dort automatisch am Losverfahren für das gewünschte Fach teil. Möglich ist es aber auch, ohne vorherige Bewerbung teilzunehmen. Das Problem beim Losen: Es ist für die Unis schwer vorauszusagen, wie viele Menschen sich bewerben und damit, wie die Chancen stehen oder ob es überhaupt freie Plätze zum Verlosen geben wird. Man muss sich also auf das Glück verlassen.

Warten und Erfahrungen sammeln

Als letzte Option bleibt schlicht das Warten. Häufig rutschen zunächst abgelehnte Bewerberinnen und Bewerber noch nach, wenn sich andere gegen das Studium entschieden haben. Auf den Bescheiden der Unis ist abzulesen, auf welchem Wartelistenplatz man sich befindet und damit, ob Nachrücken realistisch ist.

Neben der Durchschnittsnote ist auch die bereits vorhandene Wartezeit Kriterium für die Studienplatzvergabe. Mit jedem angesammelten Wartesemester kann man die Chancen auf einen Studienplatz also verbessern. Wer in der Zeit relevante Berufserfahrungen macht, beispielsweise durch Praktika oder ehrenamtliches Engagement, kann diese häufig bei der Bewerbung nutzen.

Auch Auslandserfahrungen sind gern gesehen und können bei der Bewerbung helfen, etwa wenn Sprachkenntnisse gefordert werden. Finanziell kann das natürlich eine Herausforderung sein, zumal das Kindergeld in solchen Übergangsphasen nur vier Monate lang gezahlt wird. Programme wie der Internationale Jugendfreiwilligendienst oder „Kulturweit“, der Freiwilligendienst der Unesco, zahlen Reisezuschüsse und Taschengeld – hier muss man sich aber lange im Voraus bewerben. Spontaner geht es mit Programmen wie Work and Travel oder als Au-pair ins Ausland.

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