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Städtebauliches Konzept für das Universitäre Herzzentrum Berlin.

© HDR GmbH

Universitäres Herzzentrum Berlin: Ein Sprung für die Berliner Herzmedizin

Im neuen Universitären Herzzentrum Berlin will man die klassische Trennung von Herzchirurgie und Kardiologie überwinden - zum Wohl der Patienten.

Mit 500 Betten in der Herzmedizin wird das neue Universitäre Herzzentrum Berlin (UHZB) 100 mehr haben, als es bislang an der Charité und am Deutschen Herzzentrum gibt. Die Fusion zwischen den herzchirurgischen und den kardiologischen Stationen der Uniklinika und der Chirurgie am „alten“ Herzzentrum soll einen qualitativen Sprung für Patientenversorgung und Forschung bringen.

Durch das Zusammengehen „können wir mit anderen europäischen Herzzentren in Konkurrenz treten“, sagte Charité-Chef Karl Max Einhäupl am Mittwoch bei Präsentation des UHZB.

"Weiterer Berliner Leuchtturm für die Gesundheitsversorgung"

Der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (SPD) sieht im UHZB „Potenzial für einen weiteren Berliner Leuchtturm in der Gesundheitsversorgung“.

Angesiedelt wird das UHZB in einem Neubau auf dem Gelände des Virchowklinikums der Charité, wo das Herzzentrum bislang in historischen Gebäuden untergebracht ist. Diese seien „für ein modernes Krankenhaus nicht mehr geeignet“, erklärte Volkmar Falk, Ärztlicher Direktor des Herzzentrums und auch des künftigen UHZB. Der erste Bauabschnitt mit Operationssälen und Herzkatheterlaboren, für den 110 Millionen Euro veranschlagt sind, soll schnellstmöglich begonnen werden und in fünf Jahren fertig sein. Dort ziehen die bettenführende Kardiologie für Erwachsene und ein Teil der Herzchirurgie ein – und außerdem die neue Zentrale Notaufnahme der Charité. Ein zweiter Bauabschnitt für die gesamte Herzchirurgie – auch die für Kinder – soll folgen. Ein Faktenblatt zum UHZB finden Sie hier.

Die Charité hat die strategische Führung

Voraussetzung für den Baubeginn ist die Gründung einer GmbH für das UHZB, die laut Einhäupl noch für 2018 geplant ist. Im Streit um die Mehrheitsverhältnisse zwischen Charité und der gemeinnützigen Stiftung des Deutschen Herzzentrum gibt es einen Kompromiss: Zwar hat die Charité die „strategische Führung“, bleibt mit 51 Prozent Mehrheitsgesellschafterin und kann über den Wirtschaftsplan entscheiden. Doch beim Investitionsplan muss Einstimmigkeit erzielt werden. An diesem Punkt drohte die Fusion Mitte Dezember zu scheitern. Der von Wissenschaftsstaatssekretär Steffen Krach demonstrativ verkündete Abbruch der Gespräche mit dem Deutschen Herzzentrum brachte die Parteien „unter erhöhtem Verhandlungsdruck“ zum Erfolg, wie Falk sagte. Zur Einigung beigetragen hat unter anderem ein Treffen der Beteiligten bei Michael Müller im Roten Rathaus.

Pressekonferenz zur Präsentation des Universitären Herzzentrums Berlin.
Prominentes Podium. Zur Präsentation der Pläne für das UHZB kam auch der Regierende Bürgermeister und Wissenschaftssenator Michael Müller (4. v. re.), links neben ihm Charité-Chef Karl Max Einhäupl.

© Charité

Kritisch beobachtet wird die Fusion auch vom landeseigenen Klinikkonzern Vivantes, der mit dem so entstehenden „Herzmonopol“ eine Schwächung seiner kardiologischen Kompetenz und wirtschaftliche Einbußen befürchtete. Auch hier zeichnet sich eine Einigung ab. Herzchirurgische Eingriffe an Vivantes-Patienten werden schon heute am Deutschen Herzzentrum vorgenommen, dabei soll es am UHZB bleiben. Einhäupl nannte Vivantes zudem den „dritten Partner“ des neuen Unternehmens, der mit der GmbH eng kooperieren soll. Wie dies vertraglich geregelt wird, sei noch zu klären, hieß es.

Ziel: Trennung von Herzchirurgie und Kardiologie überwinden

Was ist der Mehrwert der Fusion? Die herzmedizinische Entwicklung in den vergangenen 20 bis 30 Jahren sei technikgetrieben gewesen, sagte Einhäupl. Dabei ging es etwa um die Entwicklung von Herzschrittmachern, von kleinen Kunstherzen und um die Stents oder um Tavis, die Aortenklappen ersetzen – beide können heute ohne einen großen operativen Eingriff per Katheder minimalinvasiv eingesetzt werden. In Zukunft müsse es darum gehen, „Lücken zu schließen“, die durch die traditionelle Trennung der Herzchirurgie von der Kardiologie entstanden seien, betonte Einhäupl. Zu den dringend anstehenden Themen für die klinische Forschung gehöre die Frühbehandlung von Herzkrankheiten, die für einzelne Patienten eine deutliche Besserung bedeuteten, für andere aber erhebliche Risiken mit sich brächten.

Bei teuren Berufungen soll das BIG helfen

Die Herzmedizin steht aber auch unter bundespolitischem Druck, fachübergreifende Therapiezentren zu bilden. Volkmar Falk verwies auf den Zusammenhang zwischen hohen Fallzahlen, also der Häufigkeit eines Eingriffs an einem Standort, und der Qualität der Behandlungsergebnisse. „Das UHZB ist deshalb ein wichtiger Schritt in die Zukunft einer modernen Herzmedizin.“ Exzellente Berufungen – in Berlin wegen der vergleichsweise niedrigen Grundgehälter häufig problematisch – sollen durch das Berliner Institut für Gesundheitsforschung (BIG/BIH) unterstützt werden.

Von der oppositionellen CDU kam am Mittwoch eine kritische Würdigung für die Fusion: „Besser spät als nie", heißt es von Gottfried Ludewig, dem gesundheitspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion Berlin, der ansonsten die "gute und wichtige Nachricht für den Gesundheitsstandort Berlin" hervorhob. Fraglich bleibe nur, warum Müller den Prozess nicht frühzeitiger moderiert habe. Dies hätte das zwischenzeitliche Scheitern der Verhandlung vor Weihnachten verhindern können.

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