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Eine nachhaltige Lösung für das Potsdamer IASS.

© Promo/IASS

Ungewisse Aussichten: Töpfer-Institut ringt um seine Zukunft

Das Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung IASS soll womöglich an das Deutsche Geoforschungszentrum angegliedert werden.

Das Potsdamer Institut für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) muss aktuell um seine Eigenständigkeit bangen. Am Freitag wird der Rechnungsprüfungsausschuss im Deutschen Bundestag entscheiden, wie es mit dem 2009 gegründeten Nachhaltigkeitsinstitut, dessen Gründungsdirektor Klaus Töpfer war, weitergeht.

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Seit seiner Gründung war das IASS keine eigenständige Institution, sondern ein Projekt des Bundesforschungsministeriums (BMBF) und des brandenburgischen Wissenschaftsministeriums. Der Rechnungsprüfungshof hatte bereits vor einigen Jahren gerügt, dass die Projektfinanzierung nicht fortwährend verlängert werden kann. Angemahnt wurde ein institutionelle Finanzierung – andernfalls müsse das Institut aufgelöst werden.

Entscheidung im Bundestag

Nun erwartet der Rechungsprüfungsausschuss des Bundestages, der am Freitag tagt, eine tragfähige Entscheidungsvorlage vom BMBF. Jüngst hatte der Wissenschaftsrat eine dauerhafte Institutionalisierung und die Unabhängigkeit des IASS empfohlen, es sei ein einzigartiger und wichtiger Eckpfeiler in der deutschen Forschungslandschaft. Das IASS brauche eine „konkrete institutionelle Entwicklungsperspektive“.

Das wäre zum Beispiel als eigenständiges Institut in der Leibniz-Gemeinschaft denkbar. Das hatte das IASS eigentlich auch favorisiert, wie der wissenschaftliche Direktor, der Risikoforscher Ortwin Renn dem Tagesspiegel sagte. „Wir hätten gut als selbständiges Institut in die Leibniz-Philosophie gepasst“. Doch das hätte eine Wartezeit bis 2026 bedeutet, so lange würde es dauern, selbst wenn alle Prozesse planmäßig verlaufen würden.

Ortwin Renn, wissenschaftlicher Direktor am IASS Potsdam.
Ortwin Renn, wissenschaftlicher Direktor am IASS Potsdam.

© imago/Sabine Gudath

Eine zweite Option wäre, das Institut als Sui-Generis-Lösung dem Ministerium direkt zu unterstellen, was allerdings nur sehr selten gemacht wird. Die dritte Möglichkeit scheint aktuell am realistischsten: die Angliederung an die Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Um eine eigenständiges Helmholtz-Zentrum zu werden, ist das IASS mit seinen knapp 200 Mitarbeiter:innen allerdings zu klein. 

Bleibt die Möglichkeit, als Institut einem bestehenden Zentrum zugeordnet zu werden. Hier favorisiert das BMBF dem Vernehmen nach die Angliederung an das ebenfalls in Potsdam beheimatete Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ). 

Damit könnte man, unter Bedingungen, wohl auch am IASS leben. „Uns ist wichtig, dass wir keine Abteilung des GFZ werden, das würde auch dem Gutachten des Wissenschaftsrates widersprechen“, betonte Renn.

Eine administrative Zuordnung an das GFZ sieht er als durchaus tragfähigen Kompromiss. „Aber mit einem Höchstmaß an Selbständigkeit, mit einer Hoheit über das Budget und über die Themen des Instituts sowie mit einer eigenständigen wissenschaftlichen Leitung“, so Renn. 

Wobei man sich insgesamt in die programmorientierte Forschungsplanung der Helmholtz-Gemeinschaft integrieren will. Beide Seiten sollen von der Angliederung des IASS profitieren.

Das Deutsche Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam.
Das Deutsche Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam.

© imago/Schöning/stock&people

Am GFZ selbst ist die wissenschaftliche Leitung aktuell nur als Interims-Lösung besetzt, hier wird ein Nachfolger für Reinhard Hüttl gesucht, der nach einem Untreue-Verdacht gehen musste.

Auflösung eher unrealistisch

Eine Auflösung des Nachhaltigkeitsinstituts hält Renn nach dem positiven Gutachten des Wissenschaftsrates – wichtiger Ansatz, wichtiges Institut, Institutionalisierung empfohlen – für unrealistisch. Er habe Signale, dass Bund, Land und Helmholtz-Gemeinschaft das Institut erhalten wollen. Zumal das Thema Nachhaltigkeit gerade gegenwärtig zu Fragen von Klimaschutz und Umweltproblemen von größerer Bedeutung ist.

So hatte sich auch der Sprecher für Forschung, Wissenschaft und Hochschulen der Grünen im Bundestag , Kai Gehring, im Zusammenhang mit dem IASS geäußert. Nachhaltigkeitsforschung trage wesentlich zur Lösung der Herausforderungen unserer Zeit bei und helfe, Transformationen technisch, sozial und ökologisch und zu bewältigen.

Der Standort des IASS in der Berliner Vorstadt in Potsdam steht wohl nicht in Frage, denn zumindest am Telegrafenberg, wo das GFZ sitzt, gibt es aktuell keinen Platz mehr. 

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