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Abgehoben: Chinas Rakete vom Typ „Langer Marsch 5“

© dpa/AP/Mark Schiefelbein

Unbemannte Raumfahrtmission „Chang'e 5“ gestartet: China will Gesteinsproben vom Mond holen

Chinas Raumschiff „Chang'e 5“ ist unterwegs zum Mond. Die Wissenschaft hofft erstmals nach 44 Jahren wieder auf Mondgestein. Der Flug ist aber riskant.

China hat erfolgreich ein unbemanntes Raumschiff auf den Weg zum Mond gebracht. Das nach der chinesischen Mondgöttin „Chang'e 5“ benannte Raumschiff soll auf dem Erdtrabanten landen und erstmals seit 44 Jahren wieder Gesteinsproben zur Erde zurückbringen. Forscher warten mit großer Neugier auf das Mondgestein, das deutlich jünger sein wird als alle früheren Proben und somit neue Erkenntnisse über die Geschichte des Mondes liefern kann.

Bei einer erfolgreichen Rückkehr wäre China nach den USA und der Sowjetunion in den 60er und 70er Jahren erst die dritte Raumfahrtnation, der ein solches Vorhaben gelingt. Mit einer Rakete vom Typ „Langer Marsch 5“ hob das Raumschiff am frühen Dienstagmorgen Ortszeit (Montagabend MEZ) reibungslos vom Raumfahrtbahnhof in Wenchang auf der südchinesischen Insel Hainan ab.

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Eineinhalb Stunden nach dem Start faltete das Raumschiff seine Sonnensegel für die Stromversorgung aus. Wenig später verkündete der Kommandeur des Kontrollzentrums, Zhang Xueyu, den „vollen Erfolg des Starts von „Chang'e 5““. Das Raumschiff soll voraussichtlich am Sonntag in einem nach dem deutschen Astronomen Karl Rümker (1788-1862) genannten Vulkangebiet landen, das im „Ozean der Stürme“ liegt - im oberen, linken Teil der erdzugewandten Seite des Mondes.

Der Wissenschaftsdirektor der amerikanischen Raumfahrtbehörde Nasa, Thomas Zurbuchen, gratulierte China zum erfolgreichen Start. „Wir freuen uns darauf zu sehen, wie das Einholen der Proben die internationale Wissenschaftsgemeinschaft voranbringen wird“, schrieb Zurbuchen auf Twitter. „Der Mond ist ein aufregender Ort!“ Er äußerte die Hoffnung, dass auch Wissenschaftler anderer Länder davon profitieren könnten, die „wertvolle Fracht“ zu studieren.

Der „Ozean der Stürme“ ist nur 1,2 Millionen Jahre alt. Mondgestein, das die USA und die Sowjetunion eingesammelt hatten, ist hingegen mit 3,1 und 4,4 Millionen Jahren deutlich älter. Forscher erhoffen sich von den Proben neuen Aufschluss über die vulkanische Aktivität des Mondes. Die Apollo-Missionen der USA hatten rund 380 Kilogramm Mondgestein mitgebracht. Die Sowjetunion sammelte 300 Gramm ein - zuletzt mit der unbemannten „Luna 24“-Landung 1976, als 170 Gramm Mondstaub zur Erde gebracht wurden.

Die Mission ist „eine der kompliziertesten und schwierigsten in der chinesischen Raumfahrtgeschichte“, wie die Staatsagentur Xinhua schrieb. Erstmals würde eine chinesische Aufstiegsstufe wieder vom Mond abheben, Gesteinsproben mitnehmen und ein Docking-Manöver mit dem Orbiter 200 Kilometer über der Mondoberfläche vornehmen, bevor die Rückkehrkapsel zur Erde zurückfliegt. Ein solches Manöver sei für China bisher einmalig, sagte Peng Jing, Vize-Chefdesigner von „Chang'e 5“, der Nachrichtenagentur. „Es wird sehr schwierig.“

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Das mit 8200 Kilogramm bisher größte Raumschiff der „Chang'e“-Flotte besteht aus vier Modulen: dem Orbiter mit der Rückkehrkapsel sowie dem Lander mit der Aufstiegsstufe. Nach dem Aufsetzen auf der Mondoberfläche soll das Landegerät mit einem langen Arm rund zwei Kilogramm Mondgestein und auch Proben aus Bohrungen in bis zu zwei Meter Tiefe zusammentragen und in einer Kammer verstauen. Die Aktion soll zwei Tage dauern.

„Auf dem Mond zu landen ist leichter als auf dem Mars“, sagte der US-Raumfahrtexperte James Rice dem chinesischen Staatsfernsehen. „Aber Raumflüge sind weiter riskant.“ Die Mission zeigt aus seiner Sicht, wie sehr sich China der Bedeutung der Raumfahrt für Forschung und Entwicklung bewusst ist. Der Flug wird „eine wichtige Grundlage für künftige bemannte Mondlandungen Chinas legen“, sagte Pei Zhaoyu, Vizedirektor des Mondprogramms, laut Xinhua. Das Raumschiff soll am 16. oder 17. Dezember in der Inneren Mongolei landen.

China verfolgt ein ehrgeiziges Raumfahrtprogramm mit Missionen zum Mond und Mars sowie dem Aufbau einer eigenen Raumstation. Im Januar 2019 landete China als erste Raumfahrtnation mit „Chang'e 4“ auf der relativ unerforschten erdabgewandten Seite des Mondes. Es wurde ein Rover ausgesetzt, der weiter die Oberfläche erforscht.

Der neue chinesische Mondflug erfolgt allerdings 51 Jahre nach der ersten bemannten Mondlandung der USA am 21. Juli 1969, bei der Neil Armstrong und Edwin „Buzz“ Aldrin als erste Menschen die Oberfläche des Erdtrabanten betraten. Die USA haben sechs Mal Astronauten auf den Mond gebracht. Mit „Apollo 17“ im Dezember 1972 stellten die USA ihre bemannten Mondlandungen ein. (dpa)

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