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Das FU-Gebäude "Rostlaube" im Abendlicht.

© imago images/Priller&Maug

Turners Thesen: Präsident ist kein Lehrberuf

An der Freien Universität gibt es einen hauseigenen Kandidaten und eine auswärtige Bewerberin für das Präsidentenamt. Eine Wahlempfehlung unseres Kolumnisten.

Wer ist am besten geeignet, das große Schiff FU sicher durch tiefe Gewässer und Untiefen zu steuern? Präsident ist kein Lehrberuf. Auch alle möglichen Hochschulmanagement-Kurse helfen nicht weiter. Dazu ist das Aufgabenfeld zu komplex, nicht vorhersehbar und voller Überraschungen. Die Fähigkeit wird erworben durch „learning by doing“.

Deshalb ist jede Wahl mit einem Risiko verbunden, ob der/die Gewählte wohl der Aufgabe gewachsen sein werde. Eine vorhergehende Tätigkeit etwa als Dekan einer Fakultät sagt wenig, sind doch die Aufgaben dort eher überschaubar und mit den vielfältigen Anforderungen im Präsidentenamt nicht vergleichbar.

Selbst eine Zeit als Vizepräsident/in sagt nicht genug, ist der Aktionsradius in einem solchen Amt meist begrenzt. Wonach soll man sich richten: Etwa nach dem Eindruck in einer öffentlichen Vorstellung? Das kann täuschen und gibt in der Regel nur Auskunft, wie sich jemand „verkauft“. Also volles Risiko und Wahl auf Verdacht, dass es schon gut gehen werde. Das ist zu einfach und verantwortungslos. Welche Kriterien aber gelten?

Es gilt der Werbespruch: Da weiß man, was man hat

Neben der Fähigkeit, zuhören zu können, neben Konfliktfähigkeit und Belastbarkeit zählt vor allem, ob Vertrauen in die Person und ihre Fähigkeit zur Amtsführung besteht. Da hat es der hausinterne Bewerber in der Regel schwerer als das „unbeschriebene Blatt“ von außerhalb.

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Der bekannte Bewerber hat Probleme vor sich gehabt und ist sie mit unterschiedlichem Erfolg angegangen. Er hat auch Mitgliedern der Universität schon mal „auf die Füße getreten“. Wahlen sind dann ein probates Mittel, alte Rechnungen zu begleichen. Auch mögen Fehler vorgekommen sein.

Ein Porträtbild von George Turner.
George Turner, Kolumnist des Tagessiegels und ehemaliger Berliner Wissenschaftssenator.

© Mike Wolff/Tsp

Wer neu von außen kommt, ist unbelastet, die Wähler sind aber auch weitgehend frei von Kenntnissen über die Person und die möglichen Reaktionen auf Herausforderungen.

Die Spitze einer Universität ist nie isoliert zu sehen. Vizepräsident/in und Kanzler/in gehören zum Führungsteam. Hier sollte wenn nicht Harmonie, so doch Kollegialität herrschen. Wer die verletzt, gehört aussortiert.

Für die Wahl des/der geeigneten Kandidaten/in bleibt dann nur die Prognose: Wer wird es vermutlich am besten im Sinne der Institution und ihrer Mitglieder machen? Die nur oberflächlich bekannte Bewerberin aus „Westdeutschland“ oder der Kandidat aus den eigenen Reihen? Der jedenfalls ist ein hochdekorierter, anerkannter Wissenschaftler. Das passt zu dem Exzellenzstatus der Universität. Weiter sollte man sich an den Spruch aus der Werbung erinnern: „Da weiß man, was man hat.“

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