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Unser Kolumnist George Turner.

© Mike Wolff

Turners Thesen: Nicht jeder Studierwillige ist studierfähig

Studierwillige sollten begreifen, dass sie auch bestimmte Voraussetzungen mitbringen müssen - das bewahrt sie vor einem Fehlschlag im Studium, meint unser Kolumnist.

Je mehr Studienanfänger an die Hochschulen strömen, desto lauter werden die Klagen über den mangelnden Kenntnisstand der Studierenden. Einem Teil fehle die Studierfähigkeit. Diese sei bei rund 50 Prozent des Jahrgangsanteils, der die Hochschulen bevölkere, niedriger zu bewerten als die eines Jahrgangszehntels früherer Jahre. Mit dem Hinweis auf das Erfordernis der Studierfähigkeit sollte den Studierenden deutlich gemacht werden, welche Voraussetzungen sie erfüllen müssen, um ein Studium mit Erfolg zu absolvieren. Studierfähigkeit sei nicht mit der durch das Abitur testierten Hochschulreife gleichzusetzen. Umso mehr gelte das für andere Zugangsvoraussetzungen, die anstelle des Abiturs formal zu einem Studium berechtigen.

Die Klagen haben Reaktionen hervorgerufen, welche die Hochschulen vor weitere Herausforderungen stellen. Dann müssten die Universitäten und Hochschulen eben Kurse einrichten, um festgestellte Defizite zu beseitigen. Solche Forderungen beziehen sich nicht etwa nur auf bestimmte Defizite, etwa in Mathematik, sondern gehen so weit, dass die fehlende Fähigkeit, Texte zu verfassen und zu erfassen, trainiert werden müssten.

Damit würden die Hochschulen in der Tat das nachholen, was die Schule offenbar nicht leistet oder die Aspiranten persönlich zu leisten nicht in der Lage sind. Eine solche Funktion, Reparaturdienste zu erbringen, sind die Hochschulen angesichts der bestehenden Überlast wohl kaum in der Lage; es sollte auch nicht deren Aufgabe sein.

Eine im Einzelfall schwer hinzunehmende Einsicht

Wer das für ein Studium erforderliche Rüstzeug nicht durch eine schulische Ausbildung vermittelt erhält, kann andere Angebote nutzen, um vorhandene Lücken zu schließen. Wer dabei das Ziel nicht erreicht, erfüllt nicht die Voraussetzungen für ein Studium. Das mag im Einzelfall eine schwer hinzunehmende Einsicht sein. An der Erkenntnis, dass für ein Studium bestimmte Voraussetzungen erforderlich sind, kommt man aber nicht vorbei. Niemandem würde einfallen, am Training einer Spitzenmannschaft im Sport teilnehmen zu wollen, wenn die körperlichen Voraussetzungen und Fitness dafür fehlen.

Warum ist es so schwer zu begreifen, dass für ein Studium entsprechende Voraussetzungen gegeben sein müssen? Die Beachtung solcher Selbstverständlichkeiten würde davor bewahren, etwas in Angriff zu nehmen, was nicht bewältigt werden kann. Die Zahlen von Studienabbrechern würden zurückgehen.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de

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