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Ein Porträtbild von George Turner.

© Tsp

Turners Thesen: Eine Transferagentur? Lieber nicht!

Eine Institution, die Innovationen aus den Hochschulen zu den Unternehmen bringt? Klingt gut, dürfte aber nicht recht funktionieren, meint unser Kolumnist.

Das zuständige Ministerium will eine neue Agentur für Transfer und Innovation ins Leben rufen. Damit sollen durch bessere Zusammenarbeit von Hochschulen und Unternehmen schneller marktfähige Produkte entwickelt werden.

So weit – so gut. Aber wird nicht andererseits beklagt, dass durch eine enge Zusammenarbeit auch eine Abhängigkeit besteht, dass Hochschulen nicht zu nah mit der Wirtschaft verbunden sein dürften. So sind industrienahe Promotionen ins Gerede gekommen; Professoren müssen sich gelegentlich gefallen lassen, als „Kapitalistenknechte“ beschimpft zu werden.

Frühere Versuche

Und hat es nicht bereits einmal den Versuch gegeben, die für die Praxis geeigneten Forschungsergebnisse zu bündeln und nutzbar zu machen? Als die Universitäten ab den 1970er Jahren mit Pressestellen ausgestattet wurden, geschah dies auch, um damit „schlummernde“ Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeit der interessierten Öffentlichkeit bekannt zu machen, damit sie ggf. abgerufen werden konnten. Das Ergebnis dürfte nicht allzu überzeugend sein.

Da nahm man es schon lieber selbst in die Hand, die Aufmerksamkeit möglicher Interessenten zu gewinnen. Wer weiß, was die Pressestelle mit den gelieferten Informationen macht? Möglicherweise könnten auch Kollegen, soweit sie sich im wissenschaftlichen Wettbewerb befinden, unberechtigt Kenntnis erlangen.

Exklusive Kontakte

Vor allem aber gilt: die Kontakte zu in Betracht kommenden Unternehmen sind exklusiv. Die einen möchten den alleinigen Zugriff behalten; die anderen wollen die Quelle (auch von Nebeneinkünften) nicht anderen zugänglich machen. Eine „Koordination vor Ort“, wie sich die Initiatoren der Agentur das vorstellen, wird kaum gelingen. Damit fehlt es aber auch an der Basis für eine zentrale Serviceeinrichtung.

Die Kontakte von Unternehmen zu den für sie wichtigen Partnern in Hochschulen bestehen.

Bessere Verwendungsmöglichkeiten für das Geld

Das sind oft über Jahre gepflegte, persönlich gefestigte Beziehungen, die nicht gestört werden wollen. Im Übrigen sind beide Partner erfindungsreich genug, um auch neue Kontakte aufzunehmen.

Von den für das Projekt vorgesehenen 20 Millionen sind einstweilen noch 15 gesperrt. Wäre es nicht sinnvoller, den gesamten Betrag für andere Vorhaben, etwa die Sanierung in die Jahre gekommener, maroder Gebäude einzusetzen als einer von FDP und Grünen favorisierten Idee zu folgen?

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