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Unser Kolumnist George Turner.

© Mike Wolff

Turners Thesen: Der „Berufsbachelor“ stiftet Verwirrung

Die Bildungsministerin will auch Berufsabschlüsse als Bachelor und Master bezeichnen. Eine Aufwertung wird so aber nicht erreicht, meint unser Kolumnist.

Es ist richtig, dass die berufliche Ausbildung aufgewertet wird. Das kann dazu führen, dass mehr junge Menschen sich dafür entscheiden und nicht zwanghaft meinen, ein Studium aufnehmen zu müssen. Wenn Sachverhalte in einer Beziehung zueinander stehen, bedeutet Aufwertung in der Regel Abwertung auf der anderen Seite. Das tritt ein, wenn die Unterschiede nicht deutlich sind und ist der Fall, wenn Begriffe Verwirrung stiften. So ist es bei den von Bundesbildungsministerin Anja Karliczek vorgeschlagenen Bezeichnungen „Berufsbachelor“ und „Berufsmaster“.

Die international üblichen und damit auch generell verständlichen Hochschulabschlüsse Bachelor und Master werden aufgeweicht und unklar, wenn sie in anderen Kombinationen verwendet werden, ganz abgesehen davon, wie sie auch im Ausland verstanden werden sollen. Soll es etwa heißen „Vocational Bachelor“ oder „Working Master“?

Ausbildungen besser vergüten

Eine Aufwertung der beruflichen Bildung kann vor allem dadurch geschehen, dass die Ausbildung nicht als Sackgasse empfunden wird. Möglichkeiten der Qualifizierung, auch über ein Teilzeitstudium neben dem Beruf gehören dazu. Ebenso sind Karrierechancen wichtig. Wer davon ausgehen muss, als Nicht-Studierter bei Beförderungen immer hinten anzustehen, wird sich überlegen, wie man startet. Zur Aufwertung der beruflichen Bildung gehört ein ganzes Bündel an Maßnahmen, nicht zuletzt auch die Vergütung.

Die Aufwertung der beruflichen Bildung wird automatisch eintreten, je mehr das Hochschulstudium abgewertet wird. Das geschieht bereits durch die große Zahl der Studierenden und die an manchen Orten zu beobachtende Noteninflation. Auch das Gespenst der Arbeitslosigkeit von Akademikern und eine befürchtete Bezahlung „unter Wert“ entfalten Wirkung. Die Berufsberatung tut das ihrerseits Mögliche, von der Einbahnstraße Schule – Hochschule abzulenken. Ob in den Schulen selbst, durch die Lehrer, die Weichen entsprechend gestellt werden, erscheint nicht sicher. Wie soll das auch geschehen, kennen sie selbst doch nur den Weg Schule – Hochschule – Schule.

Die Absicht der zuständigen Ministerin, die berufliche Bildung aufzuwerten ist vorbehaltlos zu begrüßen. Allerdings erscheint der Weg, dies durch bereits besetzte Begriffe zu tun, nicht geeignet.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden: george.turner@t-online.de

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