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Präsentation neuer Studiengänge an der TU Clausthal.

© TU Clausthal

Turners Thesen: Auch die Provinz reizt Forscher

Es muss nicht Berlin oder München sein: Gastwissenschaftler sind auch an kleinen Unis mit Spitzenbereichen gut aufgehoben, meint unser Kolumnist.

Die Münchener und Berliner Universitäten schneiden besonders gut ab, wenn es darum geht, wohin es Gastwissenschaftler aus dem Ausland in erster Linie zieht. Das ist nachvollziehbar, weil die ansässigen Hochschulen weltweit bekannt sind und dort Wissenschaftler arbeiten, die auch international über einen guten Ruf verfügen. Daraus wird leicht der Schluss gezogen, dies sei ein untrügliches Kriterium für die Differenzierung in Spitzenuniversitäten einerseits und den Rest andererseits.

Von der Hand zu weisen ist aber nicht, dass die Attraktivität der Städte eine Rolle bei der Entscheidung für den Aufenthalt spielen kann. Ebenso können Interessen oder Belange von Familienmitgliedern mitentscheidend sein. Auch die Fächervielfalt und Größe der betreffenden Einrichtungen schlägt zu Buche. Eine Universität mit einem kleineren Fächerspektrum und einem „Leuchtturm“ innerhalb dieses ist unter Umständen viel erfolgreicher als das gleiche Fach an einer der als besonders attraktiv dargestellten Institutionen.

Die absolute Anzahl der Gäste ist kein aussagekräftigstes Kriterium. Es bedarf auch einer Differenzierung nach Größe, ebenso ist die Zahl der heimischen Wissenschaftler zu den Gästen in Beziehung zu setzen.

George Turner, Kolumnist des Tagesspiegels und Berliner Wissenschaftssenator a.D.
George Turner, Kolumnist des Tagesspiegels und Berliner Wissenschaftssenator a.D.

© Mike Wolff

Zu unterscheiden ist nicht nur nach Fächergruppen (Natur-, Geistes-, Rechts- und Sozialwissenschaften), sondern nach Fächern. Erst dann kann eine brauchbare Aussage getroffen werden, wo welche Disziplin für ausländische Gastwissenschaftler besonders interessant erscheint und der Aufenthalt sich lohnt.

Reizvolle Inseln der Wissenschaft

So betrachtet erscheinen neben den großen Universitäten in Berlin und München zahlenmäßig kleinere Institutionen wie Konstanz oder Bayreuth auf vorderen Plätzen. Auch Hochschulen mit einem ganz speziellen Profil wie die Medizinische Hochschule Hannover oder die TU Clausthal tauchen dann gut platziert in Ranglisten auf. Erst so wird erkennbar, wo welche Disziplinen oder Wissenschaftler als Partner besonders attraktiv sind. Das mindert nicht die Ausstrahlung von München und Berlin, relativiert aber die absoluten Zahlen. Auch die Provinz hat reizvolle Inseln der Wissenschaft.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail schicken: george.turner@t-online.de

Was für Gastwissenschaftler als Indikator für Qualität festzustellen ist, gilt auch für andere Merkmale wie die Höhe der eingeworbenen Drittmittel. Auch hier sind Größe der Universität, Fächervielfalt und Zahl der Professoren zu berücksichtigen. Absolute Zahlen ergeben ein falsches Bild.

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