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Illustration des Vorgangs in vier Einzelbildern

© Nasa, Esa, E. Wheatley (STScI)

Totgesagter Riese: Astronomen finden neue Ursachen der Verdunkelung von Beteigeuze

Sternenflecken sollen das Licht des Nachbarsterns gedimmt haben. Mit dem Hubble-Teleskop erspähten Astronomen andere Vorgänge.

Der Tagesspiegel berichtete bereits mehrfach darüber: Im vergangenen Winter hatte die Helligkeit des Roten Riesensterns Beteigeuze einige Monate lang deutlich abgenommen. Und da nach allgemein anerkannter Astrophysik ein Roter Riesenstern das letzte Stadium seiner Entwicklung erreicht hat, mutmaßten viele Astronomen, dass die Verdunkelung von Beteigeuze seinen nahen Sternentod in einer finalen Supernova ankündigen würde.

Das Licht dieser Sternkatastrophe hätte wochenlang heller am Himmel geleuchtet als der Mond. Doch der totgesagte Beteigeuze erfüllte die theoretischen Erwartungen der Astronomen nicht. Er wurde wieder heller und leuchtete ab April 2020 wieder wie eh und je als zehnthellster Stern am Himmel im Sternbild Orion.

Bislang galten dunkle Sternenflecken, die Teile der Oberfläche abkühlten, als beste Erklärung seiner temporären Verdunkelung. Mit Hilfe des Hubble-Weltraumteleskops glaubt nun eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Andrea Dupree vom Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge eine bessere Erklärung gefunden zu haben.

Vorübergehende Verfinsterung

Beteigeuze ist riesengroß und mit einer Entfernung von rund 720 Lichtjahren nach kosmischen Maßstäben nicht allzu weit entfernt. Damit ist er einer der wenigen Sterne, die man mit aufwändiger Teleskoptechnik gut vergrößern kann.

So konnte man nach der Auswertung von Beobachtungsdaten, die das Hubble-Teleskop von September bis November 2019 von Beteigeuze geliefert hatte, erkennen, was in der Zeit vor seiner Verdunkelung auf der Oberfläche des Sterns geschehen war: Er schleuderte heißes dichtes Gas in großen Mengen in das Weltall hinaus.

In einer Pressemitteilung der Nasa beschreibt Andrea Dupree den Zeitablauf: „Wir sehen Materie, welche die sichtbare Oberfläche des Sterns verlässt. Diese Materie leuchtete zwei- bis viermal heller als die übrige Sternoberfläche. Und dann, ungefähr einen Monat später, wurde der südliche Teil von Beteigeuze auffallend dunkler.“

Die Schlussfolgerung: Als sich die ausgeworfene Plasmawolke mit zunehmender Entfernung von Beteigeuze abkühlte, bildete sich Staub in ihr. Und da die nunmehr kühle Gas- und Staubwolke von der Erde aus gesehen einen Teil von Beteigeuze verdeckte, sahen wir den Stern folgerichtig eine Zeitlang nicht mehr so hell leuchten.

Neuigkeiten vom Tageshimmel

Der Materie-Auswurf auf Beteigeuze mit anschließender Verdunkelung wäre also ein vielleicht heftiger, aber sonst ganz normaler Vorgang gewesen, wie er bei alten Sternen der Sorte „Roter Riese“ immer wieder auftritt. Denn in ihrem hohen Sternalter haben sich diese Sterne so weit aufgebläht, dass ihre Gravitation ihre äußeren Materieschichten kaum noch halten kann.

Insbesondere ihre Alters-Pulsationen, bei denen die Sterngreise mehr oder weniger regelmäßig ihr Volumen etwas vergrößern und dann wieder verkleinern, können auch zu Schwankungen der Materiemenge führen, die von ihrer Oberfläche in den Weltraum abströmt.

Keinesfalls also wäre ein einzelner heftiger Materieauswurf von Beteigeuze ein untrügliches Signal gewesen, das seine bevorstehende Super-Nova-Explosion verkündet hätte. Die Astronomen scheinen sich also noch gedulden zu müssen.

Doch es gibt Neuigkeiten von Beteigeuze, obwohl der Stern derzeit von der Erde aus gesehen am Tageshimmel steht, so dass wir ihn nur schlecht beobachten können. Die Raumsonde „Stereo“ der Nasa befand sich dagegen während der vergangenen Monate in einer Position, von der aus sie Beteigeuze gut ins Visier nehmen und seine Helligkeit gut messen konnte. Völlig überraschend ist seine Helligkeit zwischen Mitte Mai und Mitte Julierneut deutlich zurückgegangen. Irgendetwas stimmt nicht mit Beteigeuze. Die Astronomen beobachten weiter.

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