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Jetzt geht's los. Was sollten Erstsemester beachten, was besser sein lassen?

© Christoph Hardt/Imago

Tipps für Erstsemester: So klappt’s an der Uni

Für Tausende Erstsemester geht es jetzt mit dem Studium los. Mitglieder der Berliner Unis geben Tipps, wie man es meistert - vom Präsidenten bis zur Studentin.

Das erste Seminar, die erste Vorlesung und vielleicht bald das erste Referat – für Tausende Studienanfängerinnen und Studienanfänger in Berlin geht es in dieser Woche richtig mit der Uni los. Auch wenn sie in ihren „Ersti“-Einführungen schon Kniffs des Campuslebens erfahren und die neuen Kommilitoninnen und Kommilitonen getroffen haben, wird es nun ernst. Manches dürfte zunächst verwirrend sein: Der Wechsel von der doch recht reglementierten Schule in das selbständigere Studium ist auch herausfordernd.

Um den Erstsemestern den Einstieg zu erleichtern, haben wir uns unter den Erfahrenen an den Berliner Hochschulen umgehört. Was sollte man als Studentin, als Student auf jeden Fall ausprobieren, was lieber sein lassen? Gibt es Geheimtipps, in welcher Mensa man gut essen, wo auf dem Campus ungestört lernen kann? Und schließlich: Was sollten Studienanfängerinnen und -anfänger unbedingt gelesen haben? Studierende aus höheren Semestern teilen ihre Tipps genauso wie Professorinnen und Professoren.

Günter M. Ziegler, Präsident der FU

Was solltest du ausprobieren?
Ein Seminar in einem ganz anderen Fach absolvieren – irgendetwas, das du interessant findest. Ich habe zum Beispiel in meinem Mathematikstudium ein Seminar in „Juristischer Rhetorik“ absolviert … bei einem Juraprofessor, der als Krimiautor bekannt war.

Was solltest du lieber sein lassen?
Glauben, dass alle anderen um dich herum schlauer sind. Deine Mischung an Wissen, Talenten und Interessen ist einzigartig. Um eine Erkenntnis zu zitieren, die ich auch erst recht spät gelernt habe: „Vergleichen macht unglücklich.“

Wo kannst du gut lernen?
„Mitten im Hirn“: Das Berlin Brain, die Philologische Bibliothek der Freien Universität, unter der Kuppel von Lord Norman Foster, hat wunderbare Arbeitsplätze nah bei den Büchern und mit viel Licht und Ruhe.

Günter M. Ziegler, Präsident der FU Berlin.
Günter M. Ziegler, Präsident der FU Berlin.

© Kay Herschelmann / FU Berlin

Wo schmeckt es am besten?
Wenn dich die Veggie-Mensa der FU nicht begeistert, die ich häufig besuche: Die vielen kleinen Cafés in Nähe der Uni nicht übersehen, aber auch die Cafés auf dem Campus, die von Studierenden betrieben werden.

Was solltest du gelesen haben?
„Per Anhalter durch die Galaxis“ von Douglas Adams. Da wird zwar gleich zu Beginn die Erde zerstört, aber ansonsten ist die Geschichte sehr kurzweilig und auch lehrreich. Man lernt zum Beispiel, dass die Antwort auf die Frage nach dem Leben, dem Universum und dem ganzen Rest „42“ lautet – aber was war die Frage?

Jule Specht, Professorin für Psychologie der HU

Was solltest du ausprobieren?
Als Erstes sollte man nach einem passenden Stipendium suchen, denn das bringt finanzielle Unterstützung und ein buntes Netzwerk mit Studierenden anderer Fächer. Es ist außerdem gut, sich schon möglichst früh als studentische Hilfskraft zu bewerben, um Einblicke in Forschung und Lehre zu bekommen. Ich kann nur empfehlen, sich auch mal in fachfremde Lehrveranstaltungen reinzusetzen. Ein weiterer Tipp: Engagiere dich neben dem Studium, beispielsweise in der Fachschaft oder einer der zahlreichen Initiativen, die es – nicht nur an den Hochschulen – in Berlin gibt.

Was solltest du lieber sein lassen?
Erst kurz vor den Prüfungen alles auf einmal lernen ist keine gute Idee. Im Gegensatz zur Schulzeit ist das im Studium kaum zu schaffen und nur unnötig stressig.

Jule Specht ist Professorin für Psychologie an der HU Berlin.
Jule Specht ist Professorin für Psychologie an der HU Berlin.

© Jens Gyarmarty

Wo kannst du gut lernen?
In der Staatsbibliothek am Potsdamer Platz oder in einem der zahlreichen Cafés mit stabilem WLAN kann man super lernen, zum Beispiel im Café A. Horn in Kreuzberg oder im Café Taubenschlag in Schöneberg.

Wo schmeckt es am besten?
Das Frühstück in der Mokkabar in Kreuzberg ist unschlagbar, ebenso die Drinks in der Redwood-Bar in Mitte.

Was solltest du gelesen haben?
Die Einführungsfolien zu den Lehrveranstaltungen mit den Infos zum Moodle-Passwort und den Modul-Anforderungen solltest du gelesen haben. Ich empfehle außerdem den Wissensteil vom Tagesspiegel und der „Zeit“ und den Spielplan der Schaubühne, einem wunderbaren Theater in Wilmersdorf. Eine letzte Leseempfehlung ist das Manifest „We Should All Be Feminists“ von der nigerianischen Autorin Chimamanda Ngozi Adichie.

Gabriel Tiedje, studiert Kultur und Technik, aktiv im Asta der TU

Was solltest du ausprobieren?
Schau dich auf jeden Fall gut an deiner neuen Universität um. Vorlesungen aus anderen Fachgebieten sind in der Regel offen für alle Studierende. Eventuell findest du ja sogar ein Fach, das dich mehr als deine ursprüngliche Wahl interessiert! Auch auf dem Campus deiner Uni solltest du dich umgucken. Das Campusleben bietet nämlich einige Möglichkeiten, sich zu engagieren. Sich selbst zu organisieren und sich selbstgewählten Herausforderungen zu stellen bringt im Zweifel mehr, als nur die vorgeschriebenen Seminare und Vorlesungen zu besuchen.

Was solltest du lieber sein lassen?
Vergiss den Regelstudienplan ein bisschen. Im ersten Semester solltest du deinen Stundenplan etwas entschlacken und Raum dafür schaffen, dich auf dem Campus zu orientieren und aktiv zu werden. So kannst du für die Zukunft deines Studiums auch besser einschätzen, wie viele Kurse, Klausuren oder Hausarbeiten du in einem Semester überhaupt schaffen kannst.

Gabriel Tiedje studiert an der TU Kultur und Technik im Bachelor.
Gabriel Tiedje studiert an der TU Kultur und Technik im Bachelor.

© Privat

Wo kannst du gut lernen?
Die Campus-Bibliotheken sind meistens hoffnungslos überfüllt. Daher bietet es sich insbesondere für die Arbeit mit einer Lerngruppe an, sich anderswo einen freien Raum zu suchen. Dafür könnt ihr einfach schauen, welche Seminarräume eurer Uni gerade nicht genutzt werden. In der Regel ist da immer etwas frei. Die Universitäten bieten häufig auch Lernräume an, die man nutzen kann.

Wo schmeckt es am besten?
Im Mathematikgebäude der TU Berlin, in der Straße des 17. Juni gegenüber dem Hauptgebäude der Uni, gibt es eine indische Cafeteria. Auf Dauer kann das etwas langweilig werden, weil es immer wieder das Gleiche zu essen gibt. Dafür schmeckt es aber jedes Mal sehr lecker!

Was solltest du gelesen haben?
Lies deine Studienordnung und den Modulkatalog deines Studiengangs. Die Lektüre ist zwar genauso trocken, wie man sich das vorstellt. Sie kann aber dabei helfen, sich gegen Dozierende zu wehren. Denen sind deine Rechte nämlich häufig erst einmal egal. Es kann vorkommen, dass Dozierende ohne Grundlage die Prüfungsform zu deinem Nachteil ändern.

Ellinor Trenczek, studiert Geschichte an der FU

Was solltest du ausprobieren?
Du solltest auch einmal Kurse in anderen Fächern als deinem Hauptfach besuchen. Es gibt viele kleinere Fachbereiche, die nicht sofort ins Auge springen, die aber sehr spannende Angebote machen. Es lohnt sich also, sich diesbezüglich im Vorlesungsverzeichnis zu informieren und auch Veranstaltungen zu besuchen, die nicht im Studienverlaufsplan stehen. Manche Fächer können einen überraschen.

Was solltest du lieber sein lassen?
Man sollte vermeiden, sich zu viel auf einmal vorzunehmen, und stattdessen auch einmal einen Schritt zurück machen. Es ist gut, sich Ziele zu setzen, aber das darf nicht zu Selbstüberforderung führen, auch wenn das in Zeiten von Regelstudienzeit und anderen äußeren Einflüssen schwerfallen kann. Manchmal ist es einfach wichtig, eine Pause zu machen und durchzuatmen.

Ellinor Trenczek studiert Geschichte und ist Frauenbeauftragte ihres Fachbereichs.
Ellinor Trenczek studiert Geschichte und ist Frauenbeauftragte ihres Fachbereichs.

© Privat

Wo kannst du gut lernen?
Ich persönlich lerne am besten in der Campusbibliothek, ganz ohne Geräusche und ohne Handy. Zu Hause lasse ich mich in der Regel zu sehr ablenken. Das geht aber nicht allen so. Da hilft nur ausprobieren und auch mal den Standort wechseln, wenn es nicht passt.

Wo schmeckt es am besten?
Ich finde das Angebot in der Veggie-Mensa der FU in der Van’t-Hoff-Straße sehr gut. Das ist jeden Tag anders, frisch und vielfältig.

Was solltest du gelesen haben?
Als Frauenbeauftragte an meinem Fachbereich rate ich zum Wissenschaftlerinnen-Rundbrief der zentralen Frauenbeauftragten. Da geht es um aktuelle Veranstaltungen und Projekte, Diskurse an der Hochschule, Politik, Gender und Diversity Forschung, Internationalisierung, Entwicklungen in der Gleichstellung und mehr.

Christine Ahrend, Vizepräsidentin für Forschung der TU

Was solltest du ausprobieren?
Du solltest unbedingt Zeit finden, um über die eigenen Fächergrenzen hinauszuschauen. Dafür kann ich die von Studierenden für Studierende angebotenen Projektwerkstätten und TU Projects empfehlen. Ob Urban Gardening, Satellitenbau oder Zukunft Bauen, die Auswahl ist groß. Auch die Nähe zur Universität der Künste Berlin bietet sich hierfür an. So können Studierende dort beispielsweise im freien Wahlbereich Kurse belegen. Weitere tolle Probierfelder an der TU sind außerdem: die Kurse des Hochschulsports, der Kultur- und Sprachbörse oder das Mitwirken in einem der Ensembles des Collegium Musicum.

Was solltest du lieber sein lassen?
Der Stundenplan sollte nicht mit Kursen überladen werden. Denn es muss noch ausreichend Zeit für die Vor- und Nachbereitung bleiben. Die Freizeit in Berlin darf selbstverständlich nicht zu kurz kommen.

Christine Ahrend ist die erste Vizepräsidentin der TU Berlin.
Christine Ahrend ist die erste Vizepräsidentin der TU Berlin.

© David Ausserhofer/TU Berlin

Wo kannst du gut lernen?
Die TU bietet mehrere Lernräume verteilt über den Campus an. Dort können Studienanfänger*innen in Ruhe oder gemeinsam in der Gruppe lernen, lesen oder sich auf das anstehende Seminar vorbereiten. Der Klassiker ist natürlich unsere Universitätsbibliothek. Dort gibt es auch spezielle Einzelarbeitskabinen und Gruppenarbeitsbereiche. Wer im Sommer das Wetter genießen und gleichzeitig lernen möchte, sollte sich einen Platz auf den großen Rasenflächen oder auf der neugestalteten Hertzallee hinter dem Hauptgebäude der TU suchen.

Wo schmeckt es am besten?
Geschmäcker sind bekanntlich verschieden, und rund um die TU gibt es viele verschiedene Mensen, Cafeterien oder Restaurants. Mein persönlicher Tipp lautet: die vegane Mensa des Studierendenwerk Berlin in der Hardenbergstraße.

Was solltest du gelesen haben?
Die Pflichtlektüren für Studienanfänger*innen sind definitiv die Allgemeine Studien- und Prüfungsordnung der TU sowie die Studien- und Prüfungsordnung des jeweiligen Faches. Ein oder zwei Bücher, die das wissenschaftliche Arbeiten veranschaulicht erklären, sind auch zu empfehlen. Bei der richtigen Auswahl helfen die Fachreferent*innen in der Unibibliothek.

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