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Abwartend. Noch sind viele Studieninteressierte unschlüssig, welches Fach sie belegen sollen. Das beobachten Studienberater der Berliner Unis.

©  Doris Spiekermann-Klaas

Tipps für die Suche nach dem Studienfach: Mit Spaß ins Studium

Noch sind viele Abiturienten unsicher, welches Fach sie an der Uni belegen wollen. Dabei ist es gar nicht schwer, den Studiengang zu finden, der am besten zu einem passt. Ein Überblick zur Studienfachsuche.

„Ich will zwar studieren, habe aber keine Ahnung was.“ Diesen Satz hört Jochen Ley, Leiter der Studienberatung der Humboldt-Universität, oft, wenn er in diesen Tagen mit potenziellen Unibewerbern spricht. Knapp zwei Monate, bevor an den meisten Hochschulen die Bewerbungsfrist für zulassungsbeschränkte Studiengänge abläuft, kommen Ley viele Abiturienten noch ziemlich orientierungslos vor. Auf seine Frage, wer sich denn schon sicher für einen Studiengang entschieden habe, würden sich meistens nur wenige melden, sagt Ley.

Eine Beobachtung, die seine Kollegen an den anderen großen Berliner Unis ebenfalls machen. Siegfried Engl, Leiter des Info-Services der Studienberatung der Freien Universität, sagt, zu den Unentschlossenen gehörten nicht etwa nur die mit schwächeren Noten. Ganz im Gegenteil könnten sich gerade extrem gute Abiturienten oft nicht entscheiden – weil ihnen mit ihrem Notenschnitt alles offenstehe und sie sehr vielseitig interessiert seien. Wer sich unsicher sei, solle aber nicht verzweifeln, sagt Claudia Cifire, Studienberaterin an der TU. Die Wahl des Studiums sei ein „Prozess“, der seine Zeit brauche: „Man wacht nicht morgens auf und weiß: Das ist es.“ Wer sich in den kommenden Wochen vielseitig informiere und die eigenen Überlegungen mit Familie und Freunden diskutiere, könne zu einer fundierten Entscheidung kommen. Was bieten Unis an, um Studierwilligen auf die Sprünge zu helfen? Ein Überblick.

Allgemeine Interessenstests machen

Wie sehr interessiert man sich dafür, junge Menschen zu fördern? Einen Konstruktionsplan zu entwerfen? Produkte zu verkaufen? Vorgänge genau zu analysieren? Dutzende Fragen wie diese stellen Studieninteressenstests, wie ihn die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) oder die Seite „Was studiere ich?“ der baden-württembergischen Hochschulen anbieten. Die Tests wollen Unentschlossenen beim Weg zum Studienfach Hilfestellung leisten. Claudia Cifire warnt aber vor „Heilserwartungen“, die sie bei einigen Bewerbern beobachtet. Tatsächlich geben die Ergebnisse oft nur eine grobe Orientierung vor. Der HRK-Test etwa spuckt als Resultat aus, mit wie viel Prozent Bewerber mit folgenden sechs „Interessensprofilen“ übereinstimmen: kreativ-kulturell, sozial, wirtschaftlich-unternehmerisch, administrativ-verwaltend, technisch-praktisch, theoriegeleitet-forschend. Von dieser Erkenntnis bis zum Studienfach ist es noch ein weiter Weg. In einigen Bundesländern wie Baden-Württemberg ist das Absolvieren von Orientierungstests gleichwohl Pflicht für alle Bewerber.

Fachwahlassistenten nutzen

Spezieller sind Angebote wie die „Online-Studienfachwahl-Assistenten“ (OSA) der Freien Universität. Hier erhalten Studieninteressierte Einblicke in ein konkretes Fach. Inhalte werden vorgestellt, Bewerber können Beispielaufgaben lösen, die sie im Studium erwarten. Professorinnen und Professoren wie ältere Studierende erzählen, was für ihr Fach wichtig ist. „Bewerber sollen erfahren, was sie im Studienalltag erwartet“, sagt FU-Studienberater Siegfried Engl. Die FU wolle so frühen Frustrationen vorbeugen: Laut Engl merken viele spätere Studienwechsler schon in den Einführungsveranstaltungen oder spätestens nach einem Monat, dass sie das falsche Fach gewählt haben. Auf der FU-Homepage finden sich derzeit OSAs zu 25 Fächern. Ähnliches bieten auch die Uni Bonn, die RWTH Aachen oder der Verbund Norddeutscher Universitäten auf ihren Webseiten an.

Was die Studienberatung bringt

Zur Studienberatung gehen

Der Königsweg zum richtigen Studienfach führt immer noch über die Studienberatung, wie Experten aller Hochschulen betonen. In persönlichen Gesprächen mit Studienberatern gelinge es am besten, für die individuellen Wünsche das passende Studienangebot zu finden, sagt TU-Studienberaterin Cifire. Viele Faktoren spielten eine Rolle: Ist es Bewerbern wichtig, später viel Geld zu verdienen? Oder sind sie der idealistische Typ? Streben sie einen Beruf an, mit dem man ins Ausland gehen kann oder der besonders gut mit einem späteren Familienwunsch vereinbar ist? Ein Patentrezept gebe es hier nicht, sagt Cifire – nur eines sei zentral: „Eignung und Neigung müssen vorhanden sein.“ Spaß am Fach sei die beste Voraussetzung für den Studienerfolg. Mit den Studienberatungen der Berliner Hochschulen können Bewerber in der Regel Einzeltermine vereinbaren, die Hochschulen bieten darüber hinaus viele Informationsveranstaltungen an. (Hier geht es zu den Angeboten der FU, der TU, der HU, der HTW und der Uni Potsdam).

Studienberater helfen auch weiter, eine Schneise durch das Dickicht der vielen Studiengänge zu schlagen, die in einem Fachgebiet angeboten werden. Christoph Beier, Studienberater an der Uni Potsdam, sagt, die Verwirrung starte schon mit der Vielfalt der Namen, die sich die Hochschulen für ihre Studienangebote ausdenken. „Germanistik heißt nicht überall Germanistik, BWL nicht immer BWL.“ Tatsächlich spuckt der Hochschulkompass der HRK bundesweit allein für den Bereich Betriebswirtschaftslehre 592 Bachelor-Studiengänge aus, von der klassischen Betriebswirtschaft über die „Wertschöpfungslehre“ bis hin zu „International Economics“. „Manchmal kommt man dann eben nicht umhin, sich den staubigen Text einer Studienordnung zu Gemüte zu führen“, sagt Beier. Nur so könnten Bewerber Inhalt und Schwerpunkte anvisierter Studiengänge herausfinden.

Einfach mal in eine Vorlesung setzen

Wer das Wunschfach glaubt identifiziert zu haben, sollte dieses vorher einmal ausprobieren. Das rät Jochen Ley von der HU: „Uni ist ein Lebensraum, in dem man drei bis fünf Jahre verbringt. Man macht einen Riesenfehler, sich den nur von zu Hause aus auszusuchen.“ Wie die Atmosphäre in einer Vorlesung oder auf dem Campus ist, lasse sich nur vor Ort erkunden. In viele größere Überblicksvorlesungen können sich Bewerber problemlos reinsetzen. Selbst in kleinere Übungen könne man manchmal hineinschnuppern, sagt Ley. Hier sollten Abiturienten die Dozenten vorher aber per Mail fragen, inwieweit das möglich ist.

Einige Hochschulen in Brandenburg laden Studieninteressierte von außerhalb gezielt zu einem kurzen Probestudium ein. An der BTU Cottbus können Studieninteressierte vom 11. bis 26. Juni verschiedene Fächer in drei- bis fünftägigen Schnupperkursen ausprobieren. „Auch Kultur, Sightseeing und Entspannung kommen nicht zu kurz“, verspricht die BTU, sie bietet zudem Hinweise für Übernachtungen in Kurzzeit-WGs mit anderen Gaststudierenden an. An der Viadrina-Universität in Frankfurt/Oder ist das ganze Semester lang ein Schnupperstudium in selbst gewählter Länge möglich. Die Viadrina hat dafür besonders geeignete Vorlesungen zusammengestellt und organisiert Übernachtungen im Studentenwohnheim. Selbst in der Mensa können Interessierte vorkosten: Den „Schnupperstudis“ drückt die Viadrina verbillige Mensa-Bons in die Hand.

Für ein Jahr auf Probe studieren

Gleich zwei Semester auf Probe studieren – diese Möglichkeit bietet die TU mit ihrem „Mintgrün“-Studium. Studienanfänger können dabei in verschiedene Fächer der Technik- und Naturwissenschaften reinschnuppern, Leistungen für das spätere Fach werden angerechnet. Wie berichtet, will die TU das Angebot als „Studium generale“ auf alle Fachrichtungen ausweiten. Das Leibniz-Kolleg der Uni Tübingen bietet ein einjähriges Studium generale ebenfalls an, hier kostet das Jahr aber 4700 Euro. Ob kostenfrei oder nicht: Nach einem Schnupperjahr fällt die Wahl des „richtigen“ Studienfachs wahrscheinlich gleich viel leichter.

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