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Fledermaus

© dpa

Tierische Helfer: Fledermäuse bringen Bauern bares Geld

Dass Fledermäuse Parasiten fressen und so die Ernte schützen, ist bekannt. Nun rechneten Forscher aus, wie hoch der Nutzen ist: Die Tiere verhindern jedes Jahr Schäden von einer Milliarde Dollar.

Die Helfer kommen mitten in der Nacht, während der Bauer schläft. Sie bewahren die Ernte vor einem Nachtfalter namens Helicoverpa zea (Baumwollkapselbohrer). Dessen Raupen mögen nicht nur Baumwolle, sondern auch Mais und Gemüse. Dass Fledermäuse die Schädlinge dezimieren, vermuteten Forscher bereits. Nun berechneten Josiah Maine und Justin Boyles von der Universität von Süd-Illinois in Carbondale, was die tierische Unterstützung weltweit wert ist. Allein für die Maisernte kamen sie auf eine Milliarde Dollar im Jahr, berichten sie im Fachblatt „PNAS“. Nicht berücksichtigt haben sie Pilzinfektionen, die die Raupen verbreiten und sonst 20 Prozent häufiger sind.

Josiah Maine sperrte von Ende Juli bis Mitte September die Fledermäuse von einigen Maisfeldern nachts aus. Er spannte an einem Stahlkabel sechs Netze zu jeweils einem 20 Meter langen und breiten sowie sieben Meter hohen Käfig auf. Fledermäuse konnten die fünf Zentimeter weiten Maschen im Gegensatz zu Insekten und anderem Kleinvieh nicht passieren. Erwachsene Falter waren also sicher. Tagsüber entfernte der Forscher das Netz, damit Vögel ungehindert zu den Pflanzen fliegen und Raupen lesen konnten.

"Es entsteht eine Landschaft der Angst"

Jeden Tag zählten die Forscher die Larven der Schädlinge und von den Raupen angeknabberte Blätter. Im Vergleich mit gleich großen Flächen ohne Netz fanden Maine und Boyles auf den fledermausfreien Flächen 59 Prozent mehr Raupen. Offensichtlich dezimieren die Fledertiere normalerweise die Falter so sehr, dass es deutlich weniger Raupen gab.

„Zusätzlich entsteht eine Landschaft der Angst“, vermuten die Forscher. Fledermäuse stoßen Ultraschallschreie aus, deren Echos sie analysieren. Das Hörbild zeigt ihnen die fliegenden Nachtfalter. Allerdings nehmen sowohl Baumwollkapselbohrer wie auch Maiszünsler diese Echoortung wahr und versuchen, ihren Jägern auszuweichen. Sind Fledermäuse unterwegs, verstecken sie sich und haben weniger Nachwuchs. Letztlich verringern sich die Ernteschäden.

Ähnliche Ergebnisse im Hainich und auf der Schwäbischen Alb

Ähnliches beobachten Christian Voigt und seine Mitarbeiter vom Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung (IZW) in den Reisfeldern Thailands. „Auch dort dezimieren die Fledertiere Reisschädlinge deutlich“, fasst der Forscher vorläufige Ergebnisse zusammen. Stefan Böhm von der Universität Ulm und seine Kollegen fanden bereits 2011 solche Hinweise in den Wäldern auf der Schwäbischen Alb und im Hainich in Thüringen. Dort hatten die Forscher allerdings Tag und Nacht ihre Netze aufgespannt und sperrten so Fledermäuse und Vögel gleichermaßen aus. Innerhalb der Netze zählten die Forscher deutlich mehr Fraßschäden an den Eichenblättern als in anderen Gebieten. Besonders auffällig war dieser Effekt im Hainich, wo mehr Vogel- und Fledermausarten leben. Vermutlich schützen Fledermäuse in Mitteleuropa die Maisfelder ebenfalls vor Schädlingen.

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