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Superhirne. Elefanten (hier im Etosha Nationalpark in Namibia) erinnern sich an den schnellsten Weg zum Wasser.

© Colorado State University/Werner Kilian

Superhirne der Savanne: Elefanten erinnern sich an hunderte Kilometer entfernte Wasserstellen

Nicht per Geruch. Auch nicht mit Hilfe der großen Ohren. Allein ihr gutes Gedächtnis ermöglicht Elefanten wahre Meisterleistungen der Orientierung, ergab eine Studie der Colorado State University.

Vier Stunden. Mehr Schlaf können sich Elefanten nicht gönnen. Denn den größten Teil des Tages sind sie damit beschäftigt, ungeheure Mengen an Gräsern, Blättern, Rinde, Ästen, Dornbüschen und Früchten zu zerkauen – täglich etwa 250 000 Kilokalorien – und 70 bis 150 Liter Wasser zu schlürfen. Mengen, die sich in den Savannen Afrikas nicht so einfach finden lassen. Zumal es in der Trockenzeit nur wenige, weit voneinander entfernte Wasserstellen gibt. Wie Elefanten diese Quellen finden, ist nach wie vor nicht völlig geklärt. Ist es tatsächlich ihr sprichwörtlich gutes Gedächtnis, das jahrelang die Erinnerung an den Weg zu hundert Kilometer entfernten Wasserstellen speichert? Hören ihre sensiblen Ohren die weit entfernten Rufe von Artgenossen, die Wasser gefunden haben? Oder weist ihnen ihr feiner Geruchssinn, der wohl sogar den von Hunden übertreffen könnte, den Weg zum Wasser?

Fünf Kühe, fünf Bullen, zehn GPS-Sender

Um die Frage zu klären, stattete ein Biologenteam um Leo Polansky von der Colorado State University in Fort Collins zehn ausgewachsene Elefanten – fünf Kühe und fünf Bullen – im Etosha-Nationalpark in Namibia mit GPS-Sendern aus. Diese übermittelten kontinuierlich die Position der Tiere, so dass die Biologen die Laufwege der Tiere über einen Zeitraum von zwei Jahren verfolgen konnten. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie jetzt im Fachblatt „Proceedings of the Royal Society: Biological Sciences“.

Bei einer durchschnittlichen Entfernung zwischen fünf und 50 Kilometern vom nächsten Wasserloch änderten die Elefanten ihren Kurs und marschierten schnurstracks auf ihr neues Ziel zu. Dabei nahmen sie fast immer den kürzesten Weg, ohne zwischendurch Kurskorrekturen vornehmen zu müssen. „Ihre Bewegungen waren dabei schnell und gerichtet und unterschieden sich somit von ihren Bewegungen in anderen Zusammenhängen“, sagt Polansky. Es spreche nichts dafür, dass sich die Elefanten an den Rufen von Artgenossen oder anderen Geräuschen am Wasserloch orientiert haben könnten. Denn immer wieder war zu beobachten, dass die Tiere den direkten Weg zum nächsten Wasserloch einschlugen, obwohl sie noch längst nicht in Hörweite solcher Rufe oder Geräusche waren.

Die Landkarte im Gehirn der älteren Elefanten sichert das Überleben in der afrikanischen Savanne.
Die Landkarte im Gehirn der älteren Elefanten sichert das Überleben in der afrikanischen Savanne.

© Colorado State University / Yathin Krishnappa

Orientiert zur Regen- wie zur Trockenzeit

Ebenso unwahrscheinlich sei, dass Duftspuren von Artgenossen, bestimmten Pflanzen oder der Geruch des Wassers selbst die Elefanten geführt haben könnte. Denn die Elefanten fanden die kürzeste Strecke ebenso schnell in der Regenzeit wie in der Trockenzeit. Dabei spielte es keine Rolle, aus welcher Richtung der Wind wehte. Allein ihr Gedächtnis bewahre die Elefanten davor, in Trockenzeiten zu verdursten.

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