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Eine dual Studierende prüft in ihrem Ausbildungsbetrieb ein Werkstück.

© picture-alliance/ dpa

Studium und Ausbildung: Dual Studierende bringen gute Noten mit

Was motiviert Abiturienten, Studium und betriebliche Ausbildung parallel zu absolvieren? Eine Studie ergibt teils Überraschendes.

Alle wollen an die Uni – und die Betriebe finden für anspruchsvolle Ausbildungsplätze kaum noch Nachwuchs? Duale Studiengänge sind die Lösung. Abiturienten versprechen sie eine berufspraktische Ausbildung in einem Betrieb, verbunden mit einem stark strukturierten Hochschulstudium. Den Betrieben ermöglicht das seit den 1970er Jahren etablierte Modell, künftige Fachkräfte selber zu rekrutieren und sie langfristig an sich zu binden. Die Dualen sind denn auch im Kommen, zwischen 2004 und 2016 hat sich die Zahl der Studiengänge verdreifacht, die Zahl der Studierenden ist von 41 000 auf 100 000 gewachsen.

Was Studienberechtigte motiviert, ein duales Studium aufzunehmen, hat das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW) untersucht. Ein zentrales Ergebnis: Zu den wichtigsten Motiven gehören „eine ausgeprägte Neigung zu praktischen Tätigkeiten sowie der Wunsch nach finanzieller Sicherheit“, heißt es in der im DZHW-Brief (02/2018) veröffentlichten Studie.

Sie neigen zu praktischen Tätigkeiten und finanzieller Sicherheit

Beides liegt auf der Hand. In der ausbildungsintegrierenden Variante des Dualen Studiums wird neben dem Studienabschluss auch ein eigenständiger Ausbildungsabschluss erworben. In der praxisintegrierenden Variante wird das Studium durch Praxisphasen in Unternehmen begleitet. 27 Prozent der befragten Studienberechtigten, die zu praktischen Tätigkeiten neigen, aber nur sechs Prozent, denen die „Praxis“ nichts bedeutet, nahmen ein duales Studium auf.

Die Studie basiert auf dem Studienberechtigtenpanel des DZHW (Jahrgang 2015), einer repräsentativen Befragung in diesem Abiturientenjahrgang. Nach dem dualen Studium wurden junge Menschen gefragt, die in Studiengängen studierten oder dies sicher planten, in denen es sowohl duale als auch reguläre Studienangebote gibt. Diese sind vor allem in den Wirtschaftswissenschaften, Ingenieurwesen, Informatik und Sozial- beziehungsweise Gesundheitswesen zu finden. Für die DZHW-Studie wurden knapp 3000 Studierende befragt, 585 davon studierten dual. Insgesamt hat sich laut DZHW knapp jeder Zehnte im Abschlussjahrgang 2015 für ein duales Studium entschieden.

Die „finanzielle Sicherheit“ bei den Dualen ist indes relativ: Je nach Branche verdienen die Azubi-Studierenden nach Angaben des Portals Wegweiser-duales-Studium.de im ersten Jahr zwischen 350 Euro im Hotel- und Tourismusmanagement und gut 1000 Euro im Informatik-Bereich. Motivierend wirkt für dual Studierende aber auch der Wunsch nach einer sicheren beruflichen Zukunft.

Anforderungen im dualen Studium gelten als besonders hoch

Ein sicherer Hafen für Abiturienten, die sich ein Hochschulstudium nicht recht zutrauen, ist das Duale Studium aber nicht. Im Gegenteil: Von allen Befragten, die ihre Erfolgschancen im Studium als gering einschätzten, nahmen nur zehn Prozent ein duales und 90 Prozent ein reguläres Studium auf. Und der Anteil der dual Studierenden mit überdurchschnittlichen Noten (25 Prozent) ist entsprechend höher als der mit unterdurchschnittlichen Noten (12 Prozent).

Die Anforderungen in einem dualen Studium würden also als besonders hoch wahrgenommen werden, schreibt das Autorenteam vom DZHW. Außerdem seien Schulnoten für die beteiligten Unternehmen ein wichtiges Auswahlkriterium.

Weniger dual Studierende mit Migrationshintergrund

Der familiäre Bildungshintergrund habe keinen direkten Einfluss auf die Aufnahme eines dualen Studiums, heißt es. So entscheide sich jeder fünfte Studienberechtigte aus einem akademischen, aber auch jeder Fünfte aus einem nicht-akademischen dafür. Allerdings sind Abiturienten oder solche mit Fachhochschulreife, die einen Migrationshintergrund haben, unter den dual Studierenden unterrepräsentiert. Das DZHW vermutet zum einen, Migranten könnten tatsächlich weniger Interesse an einem dualen Studium haben und in Studienrichtungen streben, in denen es ein solches Angebot nicht gibt. Zum anderen sei möglich, dass Unternehmen und Betriebe Studienberechtigte mit Migrationshintergrund seltener auswählen.

Um das gesamte Potenzial aller Studienberechtigten auszuschöpfen, raten die Autoren den Anbietern, künftig unter Migranten besonders zu werben – und Unternehmen für diese Gruppe zu sensibilisieren.

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