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Proteste gegen die Attacken auf Studierende in Mumbai am Montagabend.

© Francis Mascarenhas/REUTERS

Studierende wurden von Vermummten angegriffen: Proteste in Indien nach Gewalt an Uni

In Indien gibt es landesweite Proteste, nachdem Studierende in Delhi von Angreifern verletzt wurden. Die Opposition macht Hindu-Nationalisten verantwortlich.

Nach einem Angriff auf Studenten und Dozenten an einer Universität in der indischen Hauptstadt Neu Delhi mit dutzenden Verletzten, ist es landesweit zu Protesten gekommen. Am Montag fanden eine Mahnwache in Mumbai mit mehr als tausend Teilnehmern sowie Demonstrationen in weiteren Städten statt, darunter in Bangalore und Kalkutta. Einsatzkräfte patrouillierten durch die Universität, deren Fensterscheiben, Türen und Einrichtungsgegenstände stark beschädigt worden waren.

Mindestens 28 Studenten sowie Dozenten waren am Sonntag laut einer Studentenorganisation von vermummten Angreifern an der Jawaharlal Nehru University mit Schlagstöcken und Eisenstangen verletzt worden. Den Angaben zufolge wurden zudem Ärzte und Krankenschwestern, die den verletzten Menschen aus einem nahegelegenen Krankenhaus zu Hilfe geeilt waren, angegriffen.

Einige Studenten machten rechte Aktivisten für den gewaltsamen Angriff verantwortlich. Sie warfen außerdem der Polizei vor, nichts unternommen zu haben, um die Gewalt einzudämmen. Die Polizei wiederum machte "rivalisierende Studentengruppen" verantwortlich.

Proteste in Indien gegen neues Staatsbürgerschaftsgesetz

Die hinduistisch-nationalistische Partei BJP von Premierminister Narendra Modi wies Vorwürfe der Opposition zurück, hinter dem Vorfall zu stecken und beschuldigte linke Studentengruppen. Die Regierung kündigte Ermittlungen an.

Der Vorfall ereignete sich inmitten von Protesten gegen ein neues Staatsbürgerschaftsgesetz in Indien, das Kritikern zufolge Muslime diskriminiert. Seit der Verabschiedung des Gesetzes durch das Oberhaus im Dezember kommt es immer wieder zu Kundgebungen. Dabei starben mindestens 25 Menschen, hunderte weitere wurden bei Zusammenstößen mit der Polizei verletzt.

Auch am Indian Institute of Management (IIM) in Ahmedabad protestieren Studierende gegen die Attacken . "BJP - die Tage sind gezählt" steht auf einem Plakat gegen die Regierungspartei von Premierminister Narendra Modi.
Auch am Indian Institute of Management (IIM) in Ahmedabad protestieren Studierende gegen die Attacken . "BJP - die Tage sind gezählt" steht auf einem Plakat gegen die Regierungspartei von Premierminister Narendra Modi.

© AFP

Das neue Gesetz gewährt Angehörigen religiöser Minderheiten aus Bangladesch, Pakistan und Afghanistan, die vor 2015 ohne gültige Papiere ins Land kamen, Vereinfachungen bei der Einbürgerung. Muslime sind jedoch davon ausgeschlossen. Kritiker werfen der hinduistisch-nationalistischen Partei BJP von Premierminister Modi vor, die 200 Millionen Muslime im Land zu diskriminieren.

Auseinandersetzungen an indischen Unis nehmen zu

Die führenden indischen Gewerkschaften riefen zu einem Generalstreik am Mittwoch auf, um gegen die "volksfeindliche" Politik der Regierung zu protestieren. Mehr als 60 Studentenvereinigungen unterstützten den Streik.

Schon im vergangenen Jahr hatte es an mehren Universitäten in zahlreichen Städten in Indien gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Studierenden, Sicherheitskräften und hindu-nationalistischen Gruppierungen gegeben. Der Jahresbericht "Free to Think 2019" des internationalen Netzwerks "Scholars at Risk" konstatierte für Indien - genau wie für China, Brasilien, die Türkei und den Sudan - einen deutlichen Anstieg von Gewalt gegen Akteure aus der Wissenschaftswelt. Insgesamt würden 30 Prozent der weltweiten Angriffe auf Forscher, Dozenten und Studierende in China, der Türkei und in Indien verübt.

Die Proteste der Studierenden wurden laut SAR-Bericht von der Modi-Regierung als willkommenes Ereignis genutzt, um die Bürgerrechte derer zu beschneiden, die ihre Ideen nicht teilen. (AFP/cdp)

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