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Eine Tramhaltestelle vor dem gläsernen Foyergebäude der Universität Bremen, Studierende warten auf dem Bahnsteig, andere gehen ins Unigebäude.

© Ingo Wagner/picture alliance/dpa

Studierende ohne Abitur: Zahl beruflich Qualifizierter an Hochschulen hat sich seit 2011 verdoppelt

Sie sind 2,2 Prozent der Studierenden, doch die beruflich Qualifizierten holen auf. So ist der Anteil der Frauen, die ohne Abitur studieren, deutlich gestiegen.

Rund 64.000 Studierende ohne Abitur haben sich 2019 an deutschen Hochschulen eingeschrieben, 1750 mehr als im Vorjahr. Damit liegt der Anteil der Studierenden, die mit einer beruflichen Qualifikation an die Unis und Fachhochschulen kommen, bei 2,2 Prozent der gesamten Studierendenschaft. Das geht aus einer Analyse der aktuell verfügbaren Zahlen durch das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) hervor.

Die Zahl der Erstsemester liegt bei 14.700 (2,9 Prozent), die der Hochschulabsolvent*innen, die einst ohne Abi an die Uni kamen, bei 8500 – nahezu eine Verdoppelung seit 2013. Die Zahl der beruflich qualifizierten Studierenden insgesamt hat sich seit 2011 verdoppelt.

„Das Studium über den beruflichen Weg hat sich als Alternative zum klassischen Abitur in Deutschland etabliert“, erklärt CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele. Der erneute Rekordwert bei den Studierenden ohne Abitur zeige, „dass die übliche Trennung zwischen akademischer und beruflicher Bildung für die heutigen Bildungsbiografien längst nicht mehr greift“.

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Studienanfänger aus dieser Gruppe sind im Schnitt 30 Jahre alt, mit 51 Prozent wählen etwas mehr Männer als Frauen diesen „dritten Bildungsweg“. Der Frauenanteil steigt aber, 2015 lag er noch bei 45 Prozent. „Durchschnittliche Studienanfänger beziehungsweise Studienanfängerinnen ohne Abitur entscheiden sich für einen Bachelorstudiengang an einer Fachhochschule im Bereich Rechts-, Wirtschafts- oder Sozialwissenschaften“, erklärt Sigrun Nickel, Leiterin der Hochschulforschung am CHE.

Frauen häufig in Gesundheits-Studiengängen

Beruflich qualifizierte Frauen schreiben sich deutlich häufiger in der Fächergruppe Medizin/ Gesundheitswissenschaften ein, bei den Männern dominieren die Ingenieurwissenschaften (zur gesamten Analyse geht es hier).

In der Medizin, wo sich die Bedingungen durch die Reform der Studienplatzvergabe für Menschen ohne Abitur verbessert haben, stieg ihr Anteil zwischen 2014 und 2019 von 534 auf 1064. Um einen Platz in der Humanmedizin haben sich aktuell 850 Studierwillige ohne Abitur erfolgreich beworben, in der Zahnmedizin waren es 214 Studienanfänger.

[Lesen Sie auch unseren Bericht über den Studienerfolg von beruflich Qualifizierten: Kaum schlechtere Noten, aber höhere Abbruchquoten]

Voraussetzung für ein Studium ohne Abitur ist eine abgeschlossene Berufsausbildung sowie der Nachweis von Berufserfahrung. Je höher die erworbene berufliche Qualifikation, desto höher die Auswahl an Studiengängen, für die man sich bewerben kann. Bei der Bewerbung für einen Medizin-Studienplatz etwa ersetzt die Note der Meister- oder Fachwirtprüfung die Abiturnote.

Hamburg, Thüringen und Bremen vorn

In Berlin, Bremen, Hamburg, Nordrhein-Westfalen und Sachsen können auch ohne einen Meister oder Fachwirt „fachfremde“ Studiengänge belegt werden – nach einer bestandenen Eignungsprüfung. Einen Überblick über die Bewerbungsbedingungen bietet ein CHE-Infopapier.

Mit einem Anteil von 5,3 Prozent beruflich qualifizierter Studierender steht Hamburg bundesweit an der Spitze, gefolgt von Thüringen (4,9 Prozent) und Bremen (4,5 Prozent). Thüringen verdankt seinen Spitzenplatz laut CHE der privaten Internationalen Hochschule IUBH, die ihren Hauptstandort von Nordrhein-Westfalen nach Erfurt verlegt hat.

Berlin liegt mit 2,9 Prozent im oberen Mittelfeld, Brandenburg rückte mit 2,1 Prozent um vier Plätze vor. Schlusslichter sind Schleswig-Holstein und Baden-Württemberg (beide 1,4 Prozent) und das Saarland mit 1,3 Prozent.

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