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Besondere Betreuung nötig. Demente Patienten sind oft orientierungslos. Sie benötigen Unterstützung, um sich im Krankenhaus zurechtzufinden. Pflegekräfte haben dafür oft keine Zeit.

© picture-alliance/dpa

Studie zur Pflege älterer Patienten: Demenz in Krankenhäusern ist ein großes Problem

Deutsche Krankenhäuser sind nicht ausreichend auf Patienten mit einer Demenz vorbereitet. Das geht aus einer Umfrage des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung hervor.

Nach dem am Freitag veröffentlichten Pflege-Thermometer des Deutschen Instituts für angewandte Pflegeforschung (dip) litt auf den über 1800 befragten Stationen fast jeder vierte Patient (23 Prozent) an einer Demenz. Für sie brauchen Pfleger mehr Zeit, um sie vor Gefahren zu schützen und ihnen Orientierung zu geben.

Die Studienergebnisse zeigen, dass gerade nachts Versorgungsengpässe auftreten. „Acht von zehn befragten Stationen geben an, dass die Versorgung von demenzkranken Menschen vor allem nachts unzureichend gesichert ist“, sagte Studienleiter Michael Isfort. Probleme offenbarten sich aber auch tagsüber an den Wochenenden. Diese Mangelsituation führe nicht selten zu unnötiger Verabreichung von Schlafmedikamenten und häufig zu fragwürdigen Fixierungen.

Studienleiter: "unnötige Fixierungen"

Im Zeitraum von nur einer Woche wurden in den Häusern der befragten Pflegemitarbeiter rund 7600 mal Medikamente zur Sedierung an demente Patienten verabreicht, über 1450 mal wurden körpernahe Fixierungen vorgenommen. Hochgerechnet auf alle Krankenhäuser in Deutschland schätzen die Forscher vom dip, dass pro Jahr rund 2,6 Millionen sedierende Medikamentengaben verabreicht werden und rund 500.000 „meist unnötige Fixierungen“ vorgenommen werden.

Nach den Worten von Isfort wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche vielversprechende Projekte zu einer besseren Demenzversorgung im Krankenhaus erprobt. Sie seien aber bislang kaum umgesetzt worden. Konzepte wie tagesstrukturierende Maßnahmen oder die Schulung von Demenzbeauftragten im Krankenhaus würden nur auf einer von zehn Stationen eingesetzt. Die befragten Leitungskräfte machten vor allem das fallpauschalierte Vergütungssystem und den hohen Wirtschaftlichkeitsdruck für die Versorgungsdefizite verantwortlich.

Zu wenig Personal

Auch die ausgedünnte Personaldecke spielt laut dip eine wichtige Rolle. „Es ist an der Zeit, die Sorgen der Pflege im Krankenhaus ernst zu
nehmen“, so Isfort. „Während man bei der Pflegeversicherung die Finanzierung der Betreuung für Menschen mit Demenz verbessert hat,
warten die Krankenhäuser bislang darauf, dass erhöhte Leistungen und die Sicherstellung der Pflege durch gute Konzepte auch abrechnet
werden können.“ (KNA)

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