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In Deutschland (hier die Uni Tübingen) zahlt der Staat noch genügend Zuschüsse, um Studiengebühren vermeidbar zu machen.

© Jan-Philipp Strobel/dpa

Studie der Kröber-Stiftung: Globaler Trend zu Privatunis

Weil sich viele Staaten aus der Bildungsfinanzierung zurückziehen, geht der globale Trend zu immer teureren Privathochschulen. Deren Qualität kritisiert eine neue Studie.

Private, gewinnorientierte Hochschulen und Universitäten mit teils sehr hohen Studiengebühren nehmen nach einer neuen Studie weltweit immer mehr zu. Deutschland sei unter 13 untersuchten Bildungssystemen das einzige Land, in dem die Politik noch immer an einer beitragsfreien öffentlichen Hochschulbildung für nahezu alle Studierenden festhalte, heißt es in dem Report einer US-Wissenschaftlergruppe im Auftrag der Körber-Stiftung (Hamburg). Hierzulande erhebe entgegen dem globalen Trend „nur eine verschwindend kleine Zahl privater Bildungsinstitute Gebühren“. Aber auch Schottland komme einem beitragsfreien Modell sehr nahe. In Frankreich, das ebenfalls in der Studie vorkommt, liegen die Gebühren mit weniger als 200 Euro pro Jahr zudem relativ niedrig.

Der Privathochschulsektor boome „vor allem in den Ländern, in denen es nicht gelingt, die Nachfrage durch öffentliche Hochschulen und andere staatliche Bildungseinrichtungen zu decken“, schreiben die Autoren der Studie. In Ägypten und Russland würde zum Beispiel die Trennlinie zwischen öffentlichem und privatem Bildungssektor verwischt, indem öffentliche Hochschulen zusätzlich zu ihren subventionierten Studienplätzen auch Plätze für gebührenzahlende Studierende schaffen dürften.

Ursache für steigende Gebühren und die Zunahme von Privatunis sei, dass viele Länder die staatliche Förderung von Wissenschaft verringern. Dass Deutschland – und ähnlich Frankreich – hier einen anderen Weg geht und die öffentliche Finanzierung auf einem Niveau hält, das Studiengebühren an öffentlichen Bildungseinrichtungen vermeidbar macht, hebt die Studie positiv hervor.

Die Qualität privater Angebote wird kritisiert

Qualität und Nutzen privater Angebote variieren dabei in den meisten der untersuchten Länder stark, heißt es. Vielen privaten Hochschulen fehlten ausreichende Instrumente, um die Qualität oder Relevanz ihres Bildungsangebots sicherzustellen, kritisieren die Autoren der Studie. Entsprechende Programme könnten sich für Studierende oft als „Sackgasse“ erweisen, weil sie keine Anschlussmöglichkeit im akademischen System sicherstellen. Der Report „Antworten auf die Massifizierung“ analysiert Trends der Hochschul- und Berufsbildungssysteme in 13 Ländern: Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Russland, Ägypten, Ghana, Australien, China, Indien, Japan, Brasilien, Chile und USA.

Blickt man in Europa über die in der Körber-Studie untersuchten Staaten hinaus, gibt es neben Deutschland durchaus auch andere Länder, die an gebührenfreien staatlichen Hochschulen festhalten. Dazu gehören laut einer Übersicht der Europäischen Kommission zum Beispiel auch Norwegen, Finnland und Tschechien. Andere Staaten wie Österreich, Polen und Schweden verlangen Studiengebühren nur von Nicht-EU-Ausländern. Dieses Modell plant in Deutschland auch Baden-Württemberg. (mit dpa)

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