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Auf einem Ortsschuld ist das Wort Abitur durchgestrichen, der Pfeil zeigt in Richtung Universität.

© mauritius images / Zoonar GmbH / Alamy

Streit um das Zentralabitur: Studienplätze nach Leistung vergeben

Bund und Länder ringen um das Zentralabitur. Unser Kolumnist glaubt nicht, dass es kommt. Helfen könne aber, dass Unis ihre Studierenden selber auswählen.

Es gibt keinen Zweifel: die Qualität des Abiturs unterscheidet sich nicht nur zwischen den Ländern. Von Ort zu Ort, von Schule zu Schule, ja selbst innerhalb einer Einrichtung sind die Aussagewerte nicht vergleichbar. Unter solchen Voraussetzungen die Zulassung von Zehntelnoten nach dem Komma abhängig zu machen, ist nicht nur falsch, es ist unverantwortlich gegenüber den Bewerbern und den aufnehmenden Hochschulen. Beide haben einen Anspruch auf ein transparentes und faires Zulassungsverfahren.

Versuche, die Abiturnoten vergleichbarer zu gestalten, sind bislang gescheitert. Die Voraussetzungen bei den Prüfungen und den Beurteilungen sind zu verschieden, als dass gerechtere Ergebnisse erwartet werden können. Ebenso wird ein Zentralabitur mit einheitlichen Aufgaben eine Illusion bleiben. Selbst wenn die Anforderungen normiert würden, blieben Bewertungsdifferenzen. Man sollte ehrlich bekennen, dass auf diese Weise keine Abhilfe eintreten kann.

Die Zulassung allein den Hochschulen überlassen

Der Zustand ist aber so unbefriedigend, dass Handlungsbedarf besteht. Solange die aktuell geltenden Zulassungsregeln in Kraft sind, dass nämlich alle Bewerber an den jeweiligen Hochschulen zugelassen werden müssen, soweit Studienplätze verfügbar sind, wird sich nichts ändern. Das Prinzip der erschöpfenden Auslastung aller verfügbaren Ressourcen wird politisch auch kaum in Frage gestellt werden können. Das komplizierte Verfahren der Zulassung und die Regeln der Mangelbewirtschaftung durch aufgeblähte Verwaltungsapparate sollte es schon.

Unser Kolumnist George Turner.
Unser Kolumnist George Turner, Berliner Wissenschaftssenator a.D..

© Mike Wolff

Die Zulassung sollte allein den Hochschulen überlassen werden. Auf jeden Fall müsste das für die Universitäten gelten. Eine Freigabe würde zunächst Chaos verursachen, weil Mehrfachbewerbungen die zuständigen Stellen überfordern müssten. Nach einiger Zeit aber würde sich das Verfahren einpendeln. Es würde bekannt sein, welche Anforderungen einzelne Einrichtungen stellen, wo welche Schwerpunkte die Chancen der Bewerberinnen und Bewerber verbessern.

Besser als nach nichtssagenden Abiturnoten

Das ergäbe ein Qualitätsgefälle im Hochschulsystem, besser als alle bürokratischen Bemühungen und fragwürdigen Entscheidungen zur Exzellenz. Die Universitäten könnten ihre Besonderheiten bei den Anforderungen zur Geltung bringen und die Bewerber sich darauf einrichten.

Auch das wäre vermutlich kein ideales System, aber auf jeden Fall besser als die Zulassung nach unvergleichbaren, insofern nichtssagenden Abiturnoten, die darüber entscheiden, welche unter Umständen lebenslänglich wirkenden Weichenstellungen bestimmend sind.

Wer mit dem Autor diskutieren möchte, kann ihm eine E-Mail senden (george.turner@t-online.de).

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