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Jod-Tabletten blockieren die Schilddrüse, so dass sie kein radioaktives Nuklid aufnehmen kann.

© picture alliance/dpa

Strahlenschutz: Erhöhte Jod-131-Konzentration ist kein Grund zur Sorge

Das Bundesamt für Strahlenschutz hat eine leicht erhöhte Konzentration von radioaktivem Jod-131 gemeldet. Ein Risiko für die Gesundheit besteht jedoch nicht. Die Belastung liegt weit unterhalb schädlicher Dosen.

Mehrere europäische Strahlenschutzbehörden haben in den vergangenen Tagen leicht erhöhte Anteile des radioaktiven Stoffes Jod-131 in der Luft gemeldet. Auch das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) bestätigte im Süden Deutschlands in Freiburg veränderte Messwerte. Grund zur Sorge gäbe es deswegen aber auf keinen Fall.

Jod-131 entsteht bei der Kernspaltung in Atomreaktoren, wird aber auch in der Radiojodtherapie zur Behandlung von Schilddrüsenkrebs eingesetzt. Es hat eine kurze Halbwertszeit von acht Tagen. Nach dieser Zeit ist die Hälfte der Substanz bereits zerfallen. Nach 80 Tagen ist Jod-131 nicht mehr nachweisbar.

Gefährlich wird das künstliche Radionuklid erst weit über den gemessenen Werten von millionstel Becquerel pro Kubikmeter Luft. Damit das BfS Maßnahmen ergreift, müssen die Konzentrationen um etliche Größenordnungen höher liegen.

Jod-131 ist vor allem für die Schilddrüse gefährlich

Die Schilddrüse benötigt Jod, um lebenswichtige Hormone zu produzieren. Dazu speichert sie den Stoff. Das Organ kann aber nicht unterscheiden, ob sie radioaktives oder nicht radioaktives Jod aufnimmt, sondern nimmt das, was gerade zur Verfügung steht – bei einem nuklearen Störfall ist das Jod-131 aus der Luft. In der Schilddrüse schädigt die Strahlung die Zellen. Einlagerungen von radioaktivem Jod führen zu Schilddrüsenkrebs, wie Studien in stark belasteten Gebieten um Tschernobyl belegt haben.

Zwar gibt es eine Möglichkeit, die Ablagerung von Jod-131 im Körper zu verhindern. Die Einnahme von Jodtabletten sättigt die Speicher der Schilddrüse, so dass der radioaktive Stoff nicht aufgenommen und über das Urin wieder ausgeschieden wird. Sie müssen aber rechtzeitig eingenommen werden. Im Westen Deutschlands diskutieren Städte immer wieder über die prophylaktische Verteilung von Jodtabletten, da belgische Kernkraftwerke in der Grenzregion als unsicher gelten. Da Jod-131 über radioaktiven Regen auch in Pflanzen und Futtermittel gelangen kann, hat die Europäische Union Grenzwerte erlassen, die bei potentieller Strahlenbelastung eingehalten werden müssen. Sie liegen zwischen 150 und 500 Becquerel pro Kilogramm.

Wo das Jod-131 herkam, ist unklar

Wo das kürzlich gemessene radioaktive Jod herkam, ist unklar. Da es sich um eine sehr flüchtige Substanz handelt, kann sie sich schnell über die Luft verbreiten. In ganz Europa wurden erhöhte Grenzwerte gemessen. Doch von einem Unfall in einem Atomkraftwerk ist nichts bekannt. Laut BfS wurden solche Schwankungen in den Jod-131-Konzentrationen in der Vergangenheit bereits beobachtet. So habe es vor ein paar Jahren einen Vorfall in der Medikamentenproduktion gegeben, der erhöhte Jod-131-Werte verursacht hatte. „Wir können auch so etwas derzeit nicht ausschließen“, sagt eine Sprecherin des BfS.

Wer den genauen Wert der radioaktiven Strahlung in seiner Umgebung wissen will, kann sich auf der Seite des BfS die Messwerte anschauen. Rund 1800 Sonden überwachen die natürliche Radioaktivität im Boden sowie die kosmische Höhenstrahlung rund um die Uhr. „„Auffälligkeiten registrieren wir mit Hilfe unserer Messinstrumente, die uns übermitteln, was und wieviel gemessen wurde", heißt es vom BfS. Dann versuche man, die Quelle ausfindig zu machen.

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