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Sternrunde. Energieprobleme wird der Sonnensatellit nicht haben - sofern die Paneele die Hitze aushalten.

© ATG medialab/ESA/dpa

Start des „Solar Orbiter“: Ab in die Sonne

Unser Zentralgestirn zu erforschen ist nicht leicht. Ein neuer europäisch-amerikanischer Satellit soll bald direkt ins Licht blicken und Lichtblicke liefern.

Sie ist unvorstellbar heiß, blendend hell, Millionen Kilometer von der Erde entfernt und doch unabdingbare Grundlage für alles Leben auf unserem Planeten.

Die Sonne ist das Zentrum und das Kraftwerk unseres Planetensystems - und dennoch längst nicht in allen Facetten verstanden.

Am 10. Februar wird vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida voraussichtlich der „Solar Orbiter“ an Bord einer Atlas-V-411-Rakete starten.

Von Sonnenpol zu Sonnenpol

Die geschätzt fast 1,5 Milliarden Euro teure Mission soll neue Einblicke in das Geschehen auf der Sonne ermöglichen. Das Gemeinschaftsprojekt der US-Raumfahrtbehörde Nasa und des europäischen Pendants Esa hat zehn wissenschaftliche Instrumente an Bord und soll aus dem European Space Operations Centre (ESOC) in Darmstadt gesteuert werden.

Der Orbiter soll erstmals auch über die Pole der Sonne fliegen.

Man kenne bei vielem, was auf der Sonne passiere, keine Details, sagt der Direktor des Max-Planck-Instituts für Sonnensystemforschung in Göttingen, Sami Solanki. „Dementsprechend können wir keine Vorhersagen machen.“

Das heiße, man könne „nicht sagen, morgen wird es eine Sonneneruption geben, die zwei Tage später dieses oder jenes auf der Erde auslösen wird“. Der Solar Orbiter werde „in vielerlei Hinsicht eine einmalige, erstmalige Mission sein“.

Magnetfeldforschung

Mit an Bord ist das rund 100 Millionen Euro teure Doppelteleskop PHI (Polarimetric and Helioseismic Imager), dessen Aufnahmen Rückschlüsse auf das Magnetfeld der Sonnenoberfläche zulassen sollen. „Es gibt und gab schon andere Missionen“, diese seien aber „blind“ gewesen.

Jetzt seien Teleskope mit an Bord, die direkt auf die Sonne sehen könnten. Die Wissenschaftler erhoffen sich Erkenntnisse dazu, wie Sonnenwinde produziert werden und wie das Magnetfeld der Sonne funktioniert.

Die Pole, so Solanki, seien „der Schlüssel zum Magnetfeld“. Dieses Magnetfeld treibe alles andere an, die Eruptionen, die heiße Korona und die Sonnenwinde, das sogenannte Weltraumwetter. Sonnenstürme können auf der Erde etwa Polarlichter auslösen, aber auch Satelliten außer Gefecht setzen und Energieversorgung, GPS-Navigation und Handyempfang stören.

Der 1,8 Tonnen schwere Orbiter soll bis auf 42 Millionen Kilometer an die Sonne heranfliegen. Dort ist die Intensität des Zentralgestirns unseres Sonnensystems laut Angaben der Esa 13 Mal so hoch wie auf der Erde. Auf der Oberfläche des Sterns herrschen Temperaturen von rund 5500 Grad Celsius.

Acht Minuten, zwei Jahre

Im Inneren sind es 15 bis 16 Millionen Grad. Auf seiner Flugbahn wird die größte Distanz zwischen dem Orbiter und der Erde bei 300 Millionen Kilometern liegen. Ein Radiosignal wird dann 16,5 Minuten brauchen.

Gerade diese Radiosignale sind für die Crew am Boden immens wichtig. Ohne sie fliegt der Orbiter quasi blind in den Raum. «Das Kritische sind die ersten acht Minuten», sagte der verantwortliche Flugdirektor im Kontrollzentrum in Darmstadt, Andrea Accomazzo, bei den Vorbereitungen seines Teams auf den Start. Über Wochen trainierten er und seine Spezialisten alle Eventualitäten, um ein Scheitern der Mission zu verhindern.

Bis der Orbiter ein erstes Orbit erreicht, wird er zwei Jahre unterwegs sein. Diese Umlaufbahn wird extrem elliptisch aussehen, die Sonde also regelmäßig auch wieder weit von der sonne entfernen. Nach Angaben der Esa sind die Forschungsaufgaben mit denen der Parker-Sonde der Nasa abgestimmt und ergänzen einander. (rif/dpa)

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