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Ein Auto wird in einem Videospiel durch eine Stadtlandschaft gesteuert.

© Coutrot et al./UCL

Städter irren öfter: Ländlich aufzuwachsen verbessert die Orientierung

Ein Handyspiel testet. wie gut sich Menschen zurechtfinden können. Defizite bei den Navigationsfähigkeiten können Anzeichen einer Demenz sein.

Die Aufgabe ist eigentlich überschaubar. In dem Handyspiel „Sea Hero Quest“ sollen Spielende ein Boot durch eine virtuelle Umgebung steuern, um Kontrollpunkte abzufahren, die auf einer Karte angezeigt werden. Das gelingt ihnen jedoch unterschiedlich gut, je nachdem, wo sie aufgewachsen sind.

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Prager navigieren besser als New Yorker

In der aktuellen Ausgabe des Magazins „Nature“ berichtet ein Forschungsteam um Hugo Spiers vom University College London (UCL), dass Menschen, die in ländlichen oder vorstädtischen Gebieten aufgewachsen sind, besser räumlich navigieren können, als Menschen, die Kindheit und Jugend in Städten verbrachten. Der aktuelle Wohnort der Mitwirkenden hatte keinen Einfluss auf ihren Erfolg.

Die Forschenden verglichen die Heimatstädte der Studienteilnehmer, indem sie die Entropie (Unordnung) der Straßennetze analysierten, um die Komplexität und Zufälligkeit der Grundrisse zu messen. Personen, deren Heimatstädte eine geringere Entropie aufwiesen – geordnete Rasterstrukturen wie in den US-amerikanischen Städten Chicago oder New York –, waren schlechter in der Lage, die Orientierungsaufgabe zu lösen. Personen aus Städten mit organischen, weniger geordneten Straßenverläufen, wie zum Beispiel Prag, schnitten nur geringfügig schlechter ab als Personen aus ländlichen Gegenden.

„Wenn man an einem Ort mit einem komplexeren Straßen- oder Wegesystem aufwächst, könnte dies die Navigationsfähigkeiten verbessern, da man sich die Richtung merken muss, wenn man mit größerer Wahrscheinlichkeit mehrmals in verschiedenen Winkeln abbiegen und sich auch mehr Straßen und Orientierungspunkte für jede Reise merken muss“, erklärt Antoine Coutrot von der Universität Lyon.

Für die Studie wurden Daten von fast 400 000 Teilnehmern aus 38 Ländern ausgewertet. Das Handyspiel „Sea Hero Quest“ wurde als Citizen-Science-Projekt für die neurowissenschaftliche Forschung von der Deutschen Telekom in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern und dem Spieleunternehmen Glitchers entwickelt. Das Projekt soll die Alzheimer-Forschung unterstützen, indem Unterschiede in den räumlichen Navigationsfähigkeiten aufgezeigt werden. Navigationsdefizite sind ein Schlüsselsymptom der Alzheimer-Krankheit im Frühstadium der Erkrankung.

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