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Finalisten, die gerade von ihrer Kür als "Durchbruch"-Forscher*innen erfahren. 

© Falling Walls

Spitzenforscher gekürt: Mit Wissen Mauern einreißen

Die Berliner Falling Walls Conference kürte am Tag des Mauerfalls ihre wissenschaftlichen „Durchbrüche des Jahres“.

Es braucht neue demokratische Formen, um die drängendsten Probleme der Zeit anzupacken – den Planeten in der Klimakrise zu retten und Korrekturen am kapitalistischen Wirtschaftssystem zu ermöglichen. Mit diesem Ansatz für ihr Konzept einer „erweiterten Schicksalsgemeinschaft“ wurde die US-amerikanische Politikwissenschaftlerin Margaret Levi ( Stanford University) an Montag in Berlin geehrt. Am Jahrestag des Durchbruchs der Berliner Mauer hat die Konferenz Falling Walls Levis Modell als einen der wissenschaftlichen „Durchbrüche des Jahres“ ausgezeichnet. Die Veranstaltung soll zeigen, dass die Wissenschaft dafür steht, Mauern einzureißen.

Levi will dazu beitragen, die Demokratie zu erneuern, indem sie klärt, was es bedeutet, ein „Staat“ zu sein und die Rolle des „Bürgers“ zu akzeptieren. Sie schlägt vor, institutionelle Arrangements und Governance neu zu gestalten, die das Wohlergehen der gesamten Bevölkerung fördern und gleichzeitig Innovation und Produktivität unterstützen. Die Falling Walls-Jury kam zu dem Schluss, dass Levis Projekt vermittele, wie innovative Institutionen Einzelpersonen helfen können zu verstehen, dass ihr Schicksal untrennbar mit anderen Menschen verwoben ist. „Levi zeigt uns, wie wir ein neues politisches Wirtschaftsmodell schaffen können, das das Wohlergehen des Planeten fördert, ohne wirtschaftliche Produktivität und Innovation aus den Augen zu verlieren.“ Die Jury war beeindruckt von einem Konzept, das die „engen Mauern der nationalen Solidarität und Souveränität niederreißt“ und gleichzeitig für eine kühne Auffassung von Gerechtigkeit eintritt.

Neben Margaret Levi wurden neun weitere Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler geehrt. Mikhail Eremets vom Mainzer Max-Planck-Institut für Chemie in der Kategorie „Physical Science“ erhielt die Auszeichnung für seine Versuche, Supraleitung auf das tägliche Leben anzuwenden, wodurch zahlreiche Probleme im Bereich der Energie- und Datenübertragung gelöst werden könnten.

Alexandra Daisy Ginsberg (London) wurde in der Kategorie „Science in the Arts“ für ihre Arbeit „Machine Auguries“ prämiert. Die Künstlerin schuf mit Hilfe innovativer Techniken neue Vogelstimmen, die uns helfen sollen, unseren negativen Einfluss auf die Natur zu verstehen. Chrystina Russell von der Southern New Hampshire University wurde in der Kategorie „Digital Education“ für ihr Projekt „Refugee Education“ ausgezeichnet, das theoretisch Millionen Geflüchteter weltweit in den Blick nimmt. Bislang haben einige Tausend vor allem auf dem afrikanischen Kontinent über Online-Learning-Angebote akkreditierte Bachelor-Abschlüsse erworben – mit hohen Erfolgsquoten von bis zu 95 Prozent.

Als „Emerging Talent“ wurde Shawana Tabassum von der University of Texas at Tyler für ihr Konzept „Neonatal Health Disparity“ prämiert. Sie hat Pionierarbeit für ein Gerät geleistet, das die Messung von Biomarkerwerten innerhalb von nur zehn Minuten ermöglicht. Ziel ist es, die bei Neugeborenen in armen Ländern häufig vorkommende fatalen Verzögerung bei der Diagnose und Behandlung von Krankheiten zu vermeiden.

Nicolas Bonne vom Institute of Cosmology and Gravitation (University of Portsmouth) erhielt die Auszeichnung in der Kategorie „Science Engagement Initiatives“ für seine Idee „Astronomy for the Vision-Impaired“. Selbst blind hat Bonne eine Idee entwickelt, wie Nicht-Sehende Galaxien als gedruckte 3D-Modelle in der Größe einer menschlichen Hand wahrnehmen können. Bestes Science Start-Up wurde die Berliner „Made of Air GmbH“ für ihre Arbeit „Carbon Negative Material“. Das wissenschaftsbasierte Start-up bekämpft den Klimawandel, indem es kohlenstoffnegative Materialien in großem Maßstab auf den Markt bringt.

Unter den zehn Ausgezeichneten sind außerdem Jacob Friis Sherson von der Aarhus University – in der Kategorie „Science and Innovation Management“ für seine Arbeit „Hybrid Intelligence“. Metin Sitti vom Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Stuttgart wurde in der Kategorie „Engineering and Technology“ für seine Arbeit „Wireless Medical Robots Inside Our Body“ prämiert. Wie berichtet fand auch die Arbeit „Next Generation Biopharmaceuticals“ von Christian Hackenberger vom Forschungsinstitut für Molekulare Pharmakologie (FMP) in Berlin in der Kategorie Life Sciences die Aufmerksamkeit der Jury.

Alle 600 Kurzvorträge der Finalisten des Wettbewerbs sind auf der Homepage auch nach dem Abschluss der Konferenz einsehbar. Der Gewinn ist die Sichtbarkeit in der Forschung, eine monetäre Prämie gibt es nicht. Jan Kixmüller

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