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Je höher gebildet die Eltern, umso besser ist ihr Gesundheitszustand, hat eine Studie mit Daten der DAK von über einer Million Versicherten ergeben.

© DAK-Gesundheit/iStock

Soziale Ungleichheit beeinflusst Krankheit: Bildungsarmut beeinträchtigt die Gesundheit von Kindern

Der Kinder- und Jugendreport der DAK zeigt: Heranwachsende aus bildungsfernen Elternhäusern sind häufiger krank als der Nachwuchs von Akademikern.

Ob Kinder gesund oder krank sind, hängt auch davon ab, ob ihre Eltern an der Universität waren oder nur einen Hauptschulabschluss haben. Zu diesem Ergebnis kommt der Kinder- und Jugendreport der DAK-Gesundheit, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Für die Analyse werteten Forscher der Universität Bielefeld die Daten von fast 600.000 Kindern von der Geburt bis zum Alter von 17 Jahren sowie von rund 430.000 Eltern aus, die 2016 bei der DAK versichert waren. Diese Routinedaten enthalten Informationen zu Diagnosen und Verschreibungen, die automatisch bei jedem Arztbesuch an die Krankenkassen übermittelt werden.

Jedes vierte Kind chronisch krank

Insgesamt, so errechneten die Bielefelder Forscher, ist jedes vierte Kind chronisch körperlich krank. Am häufigsten sind Neurodermitis und Asthma. Auch psychische Probleme wie ADHS, Depressionen und Schulangst sind verbreitet, jedes zehnte Kind hat eine potenziell chronisch verlaufende psychische Krankheit.

Der Fokus der Wissenschaftler lag jedoch auf dem Thema „Familiengesundheit“: Welchen Einfluss hat das Elternhaus darauf, ob Kinder gesund oder krank sind? Die Forscher fanden klare Zusammenhänge zwischen dem Bildungsstatus der Eltern und dem Gesundheitszustand der Kinder. Bei einigen Krankheiten sind diese besonders deutlich. So sind Kinder von Eltern ohne Ausbildungsabschluss im Alter von fünf bis neun Jahren bis zu 2,5-mal häufiger von Fettleibigkeit betroffen als Kinder von Eltern mit Hochschulabschluss, bei Karies sogar 2,8-mal so häufig.

Auch Entwicklungsstörungen wie Sprach- und Sprechprobleme und Verhaltensstörungen wie ADHS werden bei Kindern aus bildungsfernen Haushalten häufiger diagnostiziert. „Die gesundheitliche Ungleichheit zwischen den Familien ist größer als gedacht“, sagte Andreas Storm, Vorstandschef der DAK. „Es gibt nachweislich erhöhte Risiken für benachteiligte Kinder.“

Ungleiche Gesundheitsversorgung

Diese Ungleichheit drückt sich offenbar auch in der Gesundheitsversorgung aus. Kinder aus bildungsfernen Elternhäusern haben fast 70 Prozent mehr Krankenhausaufenthalte und bekommen etwa 40 Prozent mehr Medikamente als Kinder von Eltern mit einem hohen Bildungsabschluss. Dabei hat die Bildung einen deutlich größeren Einfluss auf die Gesundheit als Einkommensunterschiede.

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) bestätigte die Verbindung zwischen niedrigem Bildungsstatus und der Gesundheit der Kinder. „Wir erleben die unselige Allianz zwischen Armut und Krankheitslast täglich in unseren Praxen“, sagte BVKJ-Präsident Thomas Fischbach. Die Studie sei „in der aktuellen politischen Diskussion sehr wichtig und hilfreich“. Der BVKJ unterstütze die Forderung nach einer Bildungsoffensive, um das Thema Gesundheit gezielt in die Schulen zu transportieren.

Der Kinder- und Jugendreport der DAK wird ab jetzt jährlich erscheinen. Kombiniert mit Schülerbefragungen aus dem kasseneigenen „Präventionsradar“ sowie mit Daten der umfangreichen KiGGS-Studie des Robert Koch-Instituts soll er kontinuierlich darstellen, wie sich die Gesundheit der Kinder in Deutschland entwickelt.

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