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Holz-Hautflügler. Xylocopa violacea ist groß – und jetzt auch berühmt.

© J. Fieber/dpa

Sieg über den Saftkugler: Die Blauschwarze Holzbiene ist Gartentier des Jahres 2022

Sie ist ein Schwergewicht. Der Klimawandel hilft ihr bei ihrer Karriere in Deutschland. Jetzt hat sie ihren ersten großen Titel gewonnen.

Mancher Kleingärtner und manche Bäuerin hätte bei einem anderen Ergebnis sicher den Kopf geschüttelt. Denn zur Wahl zum „Gartentier des Jahres“ stand auch jener Vogel, der derzeit vielerorts wieder Kirschbäume abräumt und meint, eine Portion Guano auf die verbleibenden Früchten sei die angemessene Bezahlung. Doch der Star hat die Abstimmung, die die in Duderstadt und Elstal bei Berlin ansässige Sielmann-Stiftung organisiert hat, nicht gewonnen, sondern die Blauschwarze Holzbiene, Xylocopa violacea.

Wahre Größe

Sie ist schwer, brummt entsprechend im Flug. Die größte in Deutschland vorkommende Wildbiene ist sie auch, mit bis zu 28 Millimetern deutlich länger als Erdhummel-Arbeiterinnen etwa. 33 Prozent der Stimmen hat sie laut Stiftung bekommen. 4400 Menschen beteiligten sich demnach. Auf den Plätzen folgten Eichhörnchen und Tagpfauenauge. Zur Wahl standen auch noch der Maikäfer und der Saftkugler – ein wenig bekannter Tausendfüßler - mit offenbar im Vergleich zu den Bienenfreunden noch nicht besonders großer Lobby -, der die wenigsten Stimmen bekam.

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Mit der Aktion will die Stiftung, die der Tierfilmer Heinz Sielmann (1917-2006) noch selbst gründete, auf den Rückgang der biologischen Vielfalt aufmerksam machen. 37 Millionen Deutsche besäßen einen Garten, so Stiftungssprecherin Nora Künkler gegenüber der Deutschen Presseagentur. Das Potenzial von Gärten als Naturoasen sei „riesig“, Mit einer naturnahen Gestaltung und dem Verzicht auf Herbizide und Insektizide „kann man zahlreiche tierische Gartengäste anlocken.“

Holz für die Holzbiene, Sand für die Sandbiene

Dass das vielerorts beim Star gut funktioniert, ist bekannt. Neben Giftverzicht tragen hierzu Nistkästen bei. Auch Wildbienen, die als Einzelgänger leben, hilft es, ihnen Plätze für die Eiablage anzubieten. Holzbienen etwa profitieren von Totholz, egal ob im Schuppen verbaut oder schlicht als Stapel oder Haufen. A

ls Nisthilfen für verschiedenste Bienenarten, deren Larven in Holz heranwachsen, eignen sich auch leidlich gegen direkten Regen geschützte, erhöht angebrachte und mit Bohrungen unterschiedlichster Durchmesser versehene Holzstücke, Schilfröhrchen und Zweige markhaltiger Pflanzen. Viele Wildbienenarten brauchen allerdings schlicht Bereiche, die nicht umgegraben werden, weil sie nur in Sand und Erde ihre Nester anlegen.

In Deutschland scheint Xylocopa violacea, anders als viele andere Arten, von der Klimaerwärmung zu profitieren. Ihr Verbreitungsgebiet ist gewachsen. Und sie wird in einer neuen Region meist tatsächlich zuerst in Gärten gefunden. Stechen kann sie auch, aber nur, wenn sie sich stark bedroht fühlt.

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